Gemeindewerke Haar:Plus-Minus-Null-Geschäft in Sachen Windkraft

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Die Gemeindewerke Haar machen Erfahrungen mit Windrädern, indem sie in diese Technologie nahe Nürnberg investieren. (Foto: Christian Charisius/dpa)

Die Beteiligung am Windpark Schauenstein bei Nürnberg ist nur wenig erfolgreich

Von Bernhard Lohr

Auch wenn es im Landkreis München kein einziges Windkraftrad gibt, sammeln die Gemeindewerke Haar GmbH gerade erste Erfahrungen mit der Technologie. Und die sind nach eigenen Angaben durchaus gemischt. So gab es nach eigener Darstellung doch einige unerwartete Probleme mit der Anlage im Windpark Schauenstein, an der sich die Haarer im Jahr 2014 beteiligt haben. So blieb die Windstärke in den vergangenen Jahren im Mittel doch unter den Prognosen und es gab auch technische Schwierigkeiten. Der Betreiber der Anlage, ein Tochterunternehmen der Nürnberger Stadtwerke N-Ergie AG zieht allerdings eine positive Bilanz.

Nachdem sich hochfliegende Pläne zu einem Geothermie-Kraftwerk oder auch Windrädern im Gemeindegebiet vor Jahren zerschlagen hatten, nahmen sich die Haarer ein Beispiel an der Landeshauptstadt. Die Gemeindewerke machten es wie die Stadtwerke und investierten in eine CO₂-freie Energieerzeugung in der Ferne. Die Gelegenheit bot sich über ein interkommunales Beteiligungsprojekt, das die N-Ergie Regenerativ GmbH, einer Tochterfirma der N-Ergie AG, in Oberfranken aufzog. Außer den Haarern und den Nürnbergern beteiligten sich die Stadtwerke Schwabach, Roth, Gunzenhausen und Bad Windsheim sowie die Gemeindewerke Wendelstein und Feucht an der Errichtung und am Betrieb der vier Windräder. Die Gemeindewerke Haar sind mit einem Anteil von 7,5 Prozent an einem Windrad mit von der Partie. Bei einer Leistung von zusammen 9,6 Megawatt wurde der Nettoertrag des Windparks auf 24,5 Millionen Kilowattstunden im Jahr geschätzt. Nach vier Jahren, von September 2014 bis September 2018 gerechnet, gibt N-Ergie die erzielte Leistung mit 83,5 Millionen Kilowattstunden an. Also: 20,9 Millionen im Jahr.

Damit liegt man nur wenig unter den Erwartungen. Dennoch: Rainer Mendel, Vertriebsleiter der Gemeindewerke Haar, hat gerade auch die Schwierigkeiten vor Augen, die es mit der Anlage gab. So sei die durchschnittlich erwartete Windstärke nicht erreicht worden, sagt er. Technisch habe es manche, für ihn überraschende Probleme gegeben. So seien die Windräder im Winter öfter wegen Eiswurfgefahr stillgestanden. Auch seien sie bei zu hohen Windgeschwindigkeiten abgeschaltet worden. N-Ergie bestätigt auf Anfrage jedenfalls, dass das Windaufkommen in den vergangenen vier Jahren geringer gewesen sei als im zehnjährigen Mittel.

Die Verfügbarkeit des Windparks sei bei 98 Prozent gelegen. Die Anlagen hätten die Mengen an Strom produziert, die laut BDB-Index zu erwarten gewesen seien. Der Betreiber-Datenbasis-Index gibt statistisch ermittelte, monatliche Mittelwerte an, die für bestimmte Anlagen in festgelegten Regionen erreicht werden können. Vor diesem Hintergrund hat aus Sicht von N-Ergie der Windpark Schauenstein insgesamt einen zufriedenstellenden Ertrag geliefert.

Bereut hat man aus Sicht von Mendel die Beteiligung in Schauenstein auf jeden Fall nicht. In die Marketing-Strategie der Haarer hat das Engagement auf jeden Fall gepasst. Schließlich stieg man Ende 2015 um und belieferte alle Haushalte in der Gemeinde mit Ökostrom und senkte zugleich den Strompreis. Wobei die Mengen an Ökostrom durch Lieferverträge über Strom aus Wasserkraft mit Österreichischen Erzeugern garantiert wurden.

Mendel geht nach fünf Jahren Erfahrung mit Schauenstein wirtschaftlich zumindest von einem Plus-Minus-Null-Geschäft aus. Insgesamt ist die Beteiligung auf 20 Jahre angelegt, für diesen Zeitraum ist auch die Einspeisevergütung garantiert. Die Gemeindewerke haben einer älteren Mitteilung zufolge 350 000 Euro in das Projekt investiert. Mit dem erworbenen Anteil an Windertrag ließen sich zirka 700 Haushalte in Haar mit Strom versorgen. Derzeit drehen sich die Windräder wieder mal nicht. Wie es von N-Ergie heißt, steht an einem der vier Windräder ein Flügeltausch an. Die Arbeiten sollen, so die Mitteilung, etwa Anfang Januar abgeschlossen sein.

© SZ vom 02.01.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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