Gasthaus mit langer Geschichte:Zurück zum Ursprung

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Die neuen Wirtsleute im Forstner: Gabriele Hacker und Markus Schönmann setzen auf bayerisch-österreichische Küche. (Foto: Claus Schunk)

Die neuen Chefs im Oberhachinger Forstner Wirt knüpfen an die Tradition an

Von Nico Brix, Oberhaching

"Wir waren keine zehn Jahre alt, da sind wir statt in die Kirche zum Frühshoppen beim Forstner Wirt gegangen." Wie fest das Wirtshaus im kollektiven Gedächtnis der Oberhachinger verankert ist, wird deutlich, wenn Klaus Fein von seiner Kindheit erzählt. Heute, etwa 50 Jahre und einige Pächtergenerationen später, sitzt er mit seinen Brüdern Walter und Reinhard, sowie deren Ehefrauen Evi und Claudia an einem der Holztische in eben diesem Lokal.

Claudia war schon seit einiger Zeit nicht mehr hier. Ab und zu hatte sie sich dort früher mit ihrem Hundeklub getroffen. Gemeinsam mit ihrem Mann Reinhard war sie vielleicht vor einem Jahr das letzte Mal da, sagt sie.

Vor einem Jahr, da hieß der Forstner Wirt noch Schinken-Peter. Schinken-Peter, das war ein Name, der einfach nicht so richtig zum Lokal passte. Darin ist man sich am Tisch einig, denn: "Der Forstner Wirt war schon immer der Forstner Wirt", sagen sie. Deshalb soll er auch so heißen. Wie lange es das Haus samt Lokal schon gibt, weiß keiner von ihnen, aber auf jeden Fall schon länger als sie alle. Walter, zum Beispiel, erinnert sich: "Seit ich denken kann ist hier die Wirtschaft. Die Schule war ja auch damals schon schräg gegenüber und wir sind immer vorbeigelaufen."

Seit Ende Juli ist der Forstnerwirt nun wieder unter seinem alten Namen geöffnet. Gabriele Hacker und Markus Schönmann haben als Pächter gemeinsam das Restaurant übernommen und sich bewusst für die frühere Bezeichnung entschieden. Schönmann sagt: "Ich habe den Eindruck, dass die Leute froh sind, dass der Forstner Wirt wieder zurück ist." Außer dem Forstner Wirt leitet das Paar noch das Lokal "Oskar's" auf dem Brunnthaler Golfplatz und den Vip-Bereich des Grünwalder Stadions. Dabei sind sie beide Quereinsteiger in der Gastronomie: Gabriele Hacker ist gelernte Industriekauffrau und Markus Schönmann war früher Bundespolizist.

Weshalb jetzt zu den anderen Projekten auch noch das Wirtshaus in Oberhaching gekommen ist, erklärt Schönmann folgendermaßen: "Das ist auf meinem Mist gewachsen! Ich wollte unbedingt ein bayerisches Lokal mit Biergarten. Dann haben wir uns hierfür beworben und sind auch genommen worden. Obwohl auch verschiedene Brauereien und Großgastronomen interessiert waren." Über den Zuschlag ist das Wirtspaar sehr froh. Sie wissen um das Potenzial des Forstner Wirts: "Seine gute Lage hier am Marktplatz ist schon ein Alleinstellungsmerkmal." Hinzu kommt noch der Bürgersaal. Er befindet sich hinter der Wirtschaft und gehört der Gemeinde, wird aber beispielsweise bei Kulturveranstaltungen, Beerdigungen, Geburtstagen oder Hochzeiten meist vom Gasthaus bewirtet.

Für bis zu 400 Personen wird dann gekocht. Traditionell serviert der Forstner Wirt regionale Gerichte. Bayerische Küche gibt es in näherer Umgebung ansonsten nur in Deisenhofen beim Weißbräu und im Hachinger Hof. Die Konkurrenz ist also überschaubar. So erscheint es nur logisch, dass sich ganz im Sinne der Tradition auch die neuen Pächter auf bayerisch-österreichische Gerichte spezialisieren, mit regionalen und saisonalen Zutaten. Darauf legen sie wert.

Mittlerweile läuft das Tagesgeschäft gut, doch mehrmals musste die Neueröffnung verschoben werden. Nachdem die alte Pächterin Ingrid Hirnschal im März in den Ruhestand gegangen war, sollte die Wirtschaft zwei Monate danach wieder aufmachen. Aber die Küche befand sich in schlechtem Zustand, Geräte waren defekt. So musste umgebaut werden: "Wir haben davor aber erst noch einundhalb Wochen nur geputzt", erzählt Markus Schönmann. Mit mehr als drei Monaten Verspätung öffnete das Restaurant dann am 26. Juli für die Gäste. Während die Küche generalüberholt ist, wurde die Einrichtung im Speisesaal kaum verändert. "Eigentlich haben wir nur die Polster neu bezogen und den Biergarten umgestaltet", sagt Schönmann.

Der Kundschaft gefällt es: "In den 60er Jahren war alles sehr alt und rustikal. Heute ist alles sehr hell und freundlich", sagt Walter Fein, einer der Gäste. Auch dem Rest der Gruppe gefällt das Ambiente. Gut möglich, dass die Familie Fein hier wieder öfter zusammen kommt.

© SZ vom 17.08.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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