Garching/Unterföhring:Frauen und Technik

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Im Max-Planck-Institut können Mädchen wie schon im Vorjahr eine Schaltung löten. (Foto: Florian Peljak)

Der Girls' Day soll helfen, Geschlechterklischees bei der Berufswahl zu überwinden

Wenige Männer als Erzieher im Kindergarten, kaum Frauen als Mechatronikerin in der Autowerkstatt - auf dem deutschen Arbeitsmarkt herrscht bei vielen Berufen immer noch Geschlechtertrennung. Der am Donnerstag stattfindende Boys' beziehungsweise Girls' Day kämpft deshalb gegen die beruflichen Geschlechterrollen an: Mädchen sollen für die Mint-Berufe (Mathematik, Informatik, Naturwissenschaft und Technik) begeistert werden. Jungen sollen einen Einblick in soziale Bereiche bekommen. Unternehmen, Betriebe und Hochschulen beteiligen sich an dem bundesweiten Zukunftstag, der bereits zum 15. Mal stattfindet. Auch im Landkreis München beteiligen sich die Unternehmen, um potenzielle Nachwuchskräfte für ihre Branche zu begeistern.

In ihrem Engagement finden die Unternehmen auch Unterstützung in der Politik: "Bei der Berufsorientierung sollte es um die Stärken des jeweiligen Jugendlichen gehen und nicht um Geschlechterklischees", sagt die Unterhachinger CSU-Landtagsabgeordnete Kerstin Schreyer-Stäblein. Trotz der steigenden Zahl der weiblichen Fachkräfte in technischen Berufen in den vergangenen Jahren sei nur jede fünfte Stelle in den Bereichen Technik, Handwerk, Naturwissenschaft und IT mit Frauen besetzt. Auf der anderen Seite sind nur knapp fünf Prozent der Beschäftigten in Kindertageseinrichtungen männlich, bei den Pflegekräften liegt der Männeranteil zwischen 13 und 15 Prozent. Der Fachkräftemangel lasse nicht mehr zu, "auf das Potenzial von Frauen oder Männer zu verzichten, weder im technischen, noch im sozialen Bereich", so Schreyer-Stäblein.

An diesem Donnerstag können Mädchen und Jungen ab der fünften Klasse Erfahrungen in verschiedensten Arbeitsbereichen im Landkreis sammeln. Im Garchinger Max-Planck-Institut für Plasmaphysik, IPP, werden die Grundlagen für ein Kraftwerk untersucht, das Energie aus der Verschmelzung von Atomkernen gewinnen soll. Am Girls' Day lernen Schülerinnen der Klassen sechs und sieben im Labor und Werkstatt des Instituts den Arbeitsbereich kennen. In der Elektronikwerkstatt löten die Teilnehmerinnen eine kleine Schaltung zusammen, in der Metallographie-Abteilung werden Materialproben für die Untersuchung mit dem Mikroskop vorbereitet. Außerdem können die Mädchen die große Forschungsanlage Asdex Upgrade besichtigen. Das Oberhachinger Unternehmen Enocean für batterielose Funktechnologie möchte Schülerinnen einen Einblick in die Berufsfelder Elektrotechnik, Mechanik und Softwareentwicklung geben. Im Zuge eines Experiments erfahren die Mädchen, wie man aus Licht oder Bewegungen Energie für Funksignale erzeugen kann.

Die Arbeiterwohlfahrt lädt interessierte Schüler in ihre Unterföhringer Einrichtungen ein. Im Kindergarten St. Florian können die Teilnehmer des Boys' Day eine handwerkliche Papa-Kind-Aktion mitgestalten. Im Kinderhaus und im Hort können die Buben ein eintägiges Praktikum absolvieren. Im Isar-Amper-Klinikum in Haar können Jungen ab 14 Jahren die Gesundheits- und Krankenpflege im Berufsalltag kennenzulernen.

© SZ vom 23.04.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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