"Mei Wirtshaus" in Garching:Schlecht Holz

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Die Kegelbahn im Mei Wirtshaus. (Foto: Catherina Hess)

Seit einem Jahr gibt es wieder ein Gasthaus im Zentrum des Garchinger Stadtteils Hochbrück. Die Wirtsleute Doris Plut und Thomas Klein betreiben in dem städtischen Gebäude auch einen Dorfladen. Nur die Kegelbahn im Keller modert vor sich hin. Das Rathaus verspricht Abhilfe

Von Gudrun Passarge, Garching

Wer alle Neune treffen will, muss sich momentan woanders umtun. Denn die Bahn unter dem Wirtshaus im Ortszentrum von Hochbrück hat nur noch wenig Ähnlichkeit mit einer Kegelbahn. Abmontierte Wandvertäfelung, teilweise entfernte Bodenbeläge, einsam in der Luft baumelnde Kegel - es riecht muffig. "Das Wasser stand im Kugelfang", erklärt der Pächter von "Mei Wirtshaus", Thomas Klein. Die aufgestellten Gebäudetrockner habe die Spezialfirma wieder abgeholt, "weil's sinnlos ist, haben sie gesagt". Klein bedauert es, dass der Keller eine Baustelle ist: "Wir haben eine ganze Seite mit vorgemerkten Leuten, die gerne kegeln wollen", sagt er. Sie werden wohl noch etwas Geduld haben müssen.

Seit einem Jahr sind die Wirtsleute Doris Plut und Thomas Klein jetzt in Hochbrück. Die Bürger hatten sich nach dem Aus des Brückenwirts wieder ein Gasthaus in ihrer Ortsmitte gewünscht. Klein hat unter anderem als Küchenchef im Gut Nederling in München gearbeitet, dann war er sechs Jahre sein eigener Chef an der Kart-Bahn in Garching, bevor er zusammen mit seiner Lebensgefährtin das Lokal in Hochbrück übernahm. "Die Anfangszeit ist immer etwas schwierig", sagt der Wirt und erzählt von den Ideen, mit denen er Leben ins Gasthaus bringen will. Der Tatarenhut beispielsweise erfreue sich großer Beliebtheit bei den Gästen. Und weil nicht jeder gleich weiß, wie der funktioniert, springt er auf und holt einen aus der Küche. Tatsächlich, ein Hut aus Eisen mit Dornen rundherum. Daran können die Besucher Fleischstücke aufhängen, die über einem Feuer mit Kokoskohle gebrutzelt werden. Der Fleischsaft läuft in die Krempe, wo das Gemüse vor sich hin schmurgelt. "Das ist ernährungstechnisch hochmodern", sagt Klein, weil fettfrei. Dips und Salat dazu, das Essen nach Art der Reitervölker ist fertig. Beliebt seien aber auch die Spezialitäten aus dem Alpenraum. Da gibt es steirisches Backhendl, aber auch mal saures Lüngerl oder Münchner Kronfleisch und zum Nachtisch geeiste Marillenknödel.

Die Zutaten kaufen die Wirtsleute möglichst in der Umgebung ein, Kartoffeln und Kraut in Ismaning etwa oder Obst und Gemüse von regionalen Gärtnereien. "Über mangelnde positive Resonanz können wir uns nicht beschweren, wir müssen halt einfach noch bekannter werden", sagt Klein. Wohl auch deswegen veranstalten Plut und Klein ihre monatlichen Partys und ab und zu Karaoke-Abende, "da sind alle da", erzählt Doris Plut, wie etwa bei der Après-Ski-Party im Januar, wo die Leute auch verkleidet kamen, also mindestens mit Skibrille. Plut betreut nicht nur das Wirtshaus, sie kümmert sich auch um den kleinen Laden, der neben den Gasträumen liegt. Auch das war ein Wunsch der Hochbrücker, nachdem ihr Kramerladen geschlossen hatte. Bei Doris Plut gibt es Semmeln, Gebäck, Süßigkeiten, Kaffee, Zeitschriften, Zigaretten und mehr. Die meisten Tage, außer Samstag und Sonntag, öffnet der Laden bereits um sechs Uhr morgens. "Und wenn jemand abends um zehn noch ein Kugerl Eis haben will, kein Problem. Natürlich kriegt er das dann auch", erzählt Plut. Genauso wie den Liter Milch, der zu Hause fehlt oder das Hundefutter, das jemand vergessen hat einzukaufen. Dann muss der Riesenschnauzer Moritz, der auch zum Inventar gehört, eben mal was von seinem Vorrat abgeben.

Im Großen und Ganzen sind die beiden Wirtsleute zufrieden, wie's läuft. Trotzdem, es gibt den einen oder anderen Punkt, der verbessert werden könnte. Beim Umbau habe die Stadt, der das Gebäude gehört, zwei Laternen im Biergarten abgebaut, weshalb es in einer Ecke des Gartens fast schon zu lauschig ist. Außerdem funktioniert der Brunnen im Garten nicht. Und dann ist da noch der Holzschrank, der da steht, wo früher mal eine Tür war. Die wurde beim Umbau entfernt, aus brandschutztechnischen Gründen wie es hieß, stattdessen ist da nun eine Wand und eben der Schrank. Die Folge: Der Nebenraum mit Platz für etwa 60 Leute ist von der Wirtschaft aus nicht mehr zugänglich. In Ausnahmefällen muss der Wirt über die Terrasse gehen, um Getränke oder Essen in das Zimmer zu tragen.

"Wir brauchen dringend wieder diese Tür", sagt Christian Furchtsam. Er sitzt für die CSU im Stadtrat und hat dort wegen der Kegelbahn und der Tür schon öfter nachgehakt. Er spricht auch als stellvertretender Vorsitzender der Hochbrücker Feuerwehr, die diesen Raum nutzt, aber durchaus bereit wäre, ihn mit dem Wirt zu teilen. "Die Feuerwehr wäre damit einverstanden. Beide würden davon profitieren", sagt er, denn auch die Feuerwehrleute ließen sich ganz gerne mal vom Wirt verwöhnen. Und der hat sowieso diverse Ideen, wie der Raum genutzt werden könnte, für Familienfeiern, Eigentümerversammlungen, Vereinstreffen etwa.

Furchtsam betont, wie wichtig den Hochbrückern ihre Wirtschaft ist: "Jetzt wär's ganz toll, wenn man die Bedingungen so schafft, dass sie überleben kann." Er ärgere sich manchmal, dass für große Beträge neue Projekte wie etwa der Bürgerpark geplant würden, "aber der Bestand wird nicht gepflegt", kritisiert CSU- Stadtrat Furchtsam.

Doch die Stadt ist dran. Harald Jakesch, Chef der Liegenschaftsverwaltung im Garchinger Rathaus, sagt, man sei dabei, sich einen genauen Überblick zu verschaffen, wie es um die Kegelbahn stehe. Bislang habe der Wirt ja keine Kosten, weil er die Bahn nicht mitgepachtet habe. Momentan schauten sich Mitarbeiter der Stadt den Keller an, "dann wird sich entscheiden, wie es weitergeht", sagt Jakesch. Bislang sei die Ursache des Wasserschadens noch nicht gefunden worden, aber die Stadt werde versuchen, die Bahn so schnell wie möglich wieder herzustellen. Aber bis die Kugeln wieder rollen und die Kegel fallen, wird es wohl noch ein Weilchen dauern.

© SZ vom 24.06.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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