Stadtplanung in Garching:Problematische Reihenhäuser

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Weil der Stadtrat bereits 2011 die Häuserzeile an der Münchner Straße genehmigt hat, kann er nun schlecht gegen ähnliche Projekte vorgehen. (Foto: Catherina Hess)

Die Garchinger Stadträte sehen die dichte Bebauung relativ kleiner Grundstücke nicht gern, werden aber vom Landratsamt aufgefordert, zu weiteren Projekten ihr Plazet zu geben. So wie in der Vergangenheit

Von Gudrun Passarge, Garching

Die Garchinger Stadträte hadern mit "Sündenfällen" der Vergangenheit. In der jüngsten Bauausschusssitzung debattierten sie über zwei geplante Vierspänner auf einem Grundstück, auf dem früher nur ein Haus stand. Die Kommunalpolitiker kritisierten das Bauvorhaben als "viel zu hohe Verdichtung". Das Landratsamt hatte jedoch angekündigt, notfalls das Einvernehmen zu ersetzen, da es bereits Bezugsfälle mit ähnlich hoher Geschossflächenzahl gebe. Genannt wurde die Münchner Straße 48, ein Mehrspänner, der 2011 von den Garchingern genehmigt worden war. "Ober sticht Unter", bemerkte Joachim Krause, Fraktionschef der SPD. Albert Biersack (CSU) regte an, einen neuen Bebauungsplan aufzustellen: "Der Bebauungsplan ist das Papier nicht mehr wert, auf dem er steht."

Bürgermeister Dietmar Gruchmann (SPD) sprach von einem Generationenwechsel, der sich in den Wohnsiedlungen bemerkbar mache, "insofern sind da Begehrlichkeiten", und Joachim Krause wies auf die Grundstückspreise hin: "Sie sind so hoch, dass man es nur durch Verdichtung schaffen kann, da was hinzubauen." Er fand es im Prinzip in Ordnung, hatte aber auch nichts gegen einen neuen Bebauungsplan, auch wenn dieser die neue Tendenz zu kleineren Grundstücken pro Haus berücksichtigen müsse. Biersack hatte den großen Wurf gefordert, denn die Klein-Klein-Betrachtung berge die Gefahr, dass überall verdichtet werde, die Straßen und die Infrastruktur jedoch überlastet seien. "Wir brauchen einen Bebauungsplan, der das Ganze im Auge hat."

Der Bürgermeister signalisierte, die Anregung aufzunehmen. Und auch Josef Euringer (Bürger für Garching) schloss sich der Forderung an. Wenn die Grundstückspreise ein Argument für die Verdichtung seien, der die Stadträte zu folgen hätten, "dann sind wir nicht mehr in der Stadtplanung, sondern im betriebswirtschaftlichen Bereich". Sein Fraktionskollege Alfons Kraft hatte zuvor schon seinen Unmut geäußert. "Ich mache da nicht mit", wetterte er gegen das Landratsamt, das eine Genehmigung des Vierspänners an der Pfarrer-Stain-Straße aus rechtlicher Sicht gefordert hatte. Immerhin, so der Zweite Bürgermeister, habe die Stadt immer noch die Planungshoheit.

Diese Ansicht vertrat auch Hans-Peter Adolf, Fraktionschef der Grünen. Seine Partei sei zwar durchaus für Nachverdichtung, aber in dem konkreten Fall "geht das über das normale Maß hinaus". Er betonte: "Es ist nicht so, dass wir gezwungen wären, da zuzustimmen." Peter Riedl dagegen (Unabhängige Garchinger) erinnerte an die Entscheidung für die Münchner Straße 48. "Da hat der Stadtrat zugestimmt, jetzt diskutieren wir über die Konsequenzen." Die hätte man sich vorher überlegen müssen. "Bleiben wir realistisch", forderte er, "uns wird nichts anderes übrig bleiben als zuzustimmen." "Kann man denn nichts mehr tun, um das zu heilen?", wollte Ingrid Wundrak (Grüne) wissen. Eine Frage, die nicht direkt beantwortet wurde.

Im Fall des Vierspänners an der Pfarrer-Stain-Straße ging die Abstimmung sieben gegen sieben aus, womit der Bauantrag abgelehnt ist. Beim Vierspänner an der Pfarrer-Seeanner-Straße legte die Verwaltung kurzfristig noch eine neue Variante vor, in der der Häuserblock nach Westen verschoben ist. Der Bauherr sei dafür offen, hieß es von der Verwaltung, die den Entwurf dann positiv beurteilte. Der Bauausschuss will allerdings erst abstimmen, wenn klar ist, welche Variante der Bauherr verfolgt.

© SZ vom 23.10.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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