Folklore:Fiddle und Riverdance

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Silvia und Thomas Waldmann organisieren das Irish Weekend

Von Sophie Kobel, Unterschleißheim

Wer schon einmal an einem kalten Novemberabend die Tür eines dampfenden Pubs in Dublin geöffnet hat, weiß, was einen erwartet: massenhaft Weihnachtsdekoration an den Wänden, ein Guiness Pint in der Hand und eine Live-Band auf der Bühne. Eben diese irische Lebensfreude könnte man auch nach Hause holen, dachte sich der Unterschleißheimer Thomas Waldmann vor 16 Jahren, und bat um ein Gespräch mit dem damaligen Leiter der Volkshochschule Nord. Mit Erfolg: Seitdem organisiert er jedes Jahr am ersten Novemberwochenende das "Irish Weekend" im Münchner Norden. So auch an diesem Freitag.

"Für das Irische haben meine Frau und ich unser Leben umgekrempelt, es bereitet uns einfach so viel Freude", sagt Waldmann. Der gelernte Tontechniker deutet auf die Bühne des Bürgerhauses in Unterschleißheim, wo an diesem Freitag der Auftakt zum irischen Wochenende stattfindet. Auf dem Podium nehmen gerade die Musiker der Folk-Band "Bailé" und ihre Instrumente Aufstellung, denn die Pause ist gleich vorbei. Im Saal wird es ruhig, die Lichter an den Türen gehen aus und als die ersten Töne aus der sogenannten "Uilleann Pipe" erklingen, beginnt das Publikum im Rhythmus des irischen Dudelsacks mitzuklatschen. Die anderen drei Musiker stimmen mit Fiddle, Gitarre und der irischer Rahmentrommel "Bodhrán" ein, und das Klatschen wird schneller.

Dann bewegen sich die dunklen Vorhänge an der Seite und zwölf Tänzerinnen hüpfen in dunkelgrünen Kleidchen auf die Bühne. Das Klappern ihrer Steppschuhe ist deutlich zu hören, mal ist es ein zartes Antippen mit den Fußspitzen, mal ein energisches kurzes Aufstampfen. Eines aber ist es immer: absolut synchron und im Takt der Musik. Selbstverständlich ist das nicht, meint Silvia Waldmann, eine der Tänzerinnen: "Zu dieser Band haben wir noch nie getanzt, auch nicht in den Proben. Man ist vorher schon sehr aufgeregt, da beim Stepptanz alles exakt abgestimmt sein muss", sagt sie.

"Summerstorm Dance Company" nennt sich der Verein, den die Unterschleißheimerin gemeinsam mit ihrem Mann 2001 ins Leben gerufen hat. Das irische Tanzen haben die Waldmanns gemeinsam begonnen, und seitdem nicht mehr damit aufgehört: "Ende der Neunzigerjahre haben wir im Fernsehen eine Aufführung von Riverdance gesehen und beschlossen, einen Kurs zu machen. Daraus wurde irgendwann eine Ausbildung zu Tanzlehrern und schließlich der Verein", sagt die gelernte Landschaftsarchitektin.

Wer selbst Lust hast, irischen Stepptanz zu lernen, kann sich immer zu Semesteranfang für Kurse bei Silvia Waldmann an der Volkshochschule Nord anmelden. Für das allererste Reinschnuppern ins irische Lebensgefühl gab es an diesem Wochenende auch die Möglichkeit, sich in der Ismaninger Seidl Villa an Dudelsack, Fiddle, Rahmentrommel oder diversen Flötenarten zu versuchen. Notenlesen musste man dazu nicht, gespielt wurde nach Gehör. "Das ist ja das Schöne an dieser Musik. Wenn mal ein Ton daneben geht, ist es auch egal", sagt der Fiddle-Spieler Michael Polchau und lacht.

© SZ vom 05.11.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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