Förderprogramm:Zugewanderte Talente

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Zwei Migrantenkinder haben es in die Reihe der bayerischen Stipendiaten geschafft

Von Laura Zwerger, Landkreis

50 neue Stipendiaten sind am Donnerstag offiziell in das Programm "Talent im Land" aufgenommen worden. Das Bayerische Staatsministerium für Bildung und Kultus, Wissenschaft und Kunst fördert seit dem Schuljahr 2009/10 zusammen mit der Robert-Bosch-Stiftung begabte Schüler aus Bayern. Besonders Jugendliche mit Migrationshintergrund und aus benachteiligten Familien sollen unterstützt werden.

Gefördert werden kann, wer sich durch Begabung - einem Talent - oder durch Engagement hervorhebt und noch mindestens zwei Jahre die Schule besucht. Jeder Stipendiat erhält 100 Euro pro Monat, Zuschüsse für eine Computerausstattung oder Klassenfahrten können beantragt werden. Weiter soll die Entwicklung durch ein Bildungsprogramm gefördert werden.

Aus dem Landkreis München haben es die beiden Schüler Stephan Minh Le und Ghizal Niko in die Reihen der Stipendiaten geschafft. Ghizal besucht die 11. Klasse des Gymnasiums in Neubiberg, vor zweieinhalb Jahren ist sie mit ihrer Familie aus Afghanistan geflohen. "Überall war Krieg und als Mädchen hätte ich dort auch keine Bildung bekommen", erzählt sie. Mit ihren Eltern und ihren beiden Brüdern lebt sie in einer Flüchtlingsunterkunft in Brunnthal, ihr Antrag auf Asyl ist noch in Bearbeitung. Auch ihre beiden Brüder gehen auf das Gymnasium in Neubiberg, das Lernen fällt ihnen zu Hause aber schwer: "Wir teilen uns zu fünft zwei Zimmer und in dem Heim ist es oft laut", erzählt Ghizal. Muss sie für die Schule etwas am Computer machen, dann fährt Ghizal in die Schul- oder Stadtbibliothek, einen Computer besitzt ihre Familie nämlich nicht. Von den 100 Euro Stipendiatengeld pro Monat bleibt nicht viel zum Sparen übrig, die Hälfte geht für die Fahrkarte zur Schule weg. Bei der Stiftung kann sie nun einen Zuschuss für einen Computer beantragen, dann kann sie im nächsten Jahr ihre Abschlussarbeit darauf schreiben.

Auch Stephan hat bei der Stiftung eine Computerausstattung beantragt, sein Talent liegt nämlich genau in diesem Feld: "Ich programmiere oft mit Freunden zusammen, bei Jugend forscht haben wir sogar den ersten Platz mit einer von uns entwickelten App gewonnen", sagt er. Eine Lehrerin an seinem Gymnasium in Unterhaching hat ihm geraten, sich mit seiner Begabung für das Stipendium zu bewerben. Seine Eltern sind vor 30 Jahren aus Vietnam nach Deutschland gekommen, er selbst ist hier geboren. "In unserer Stipendiatengruppe kommen viele Kulturen zusammen, damit auch andere Traditionen und Werte", sagt er. "Im Februar hatten wir daher ein interkulturelles Training."

Die Hauptintention des Förderprogrammes ist, Integration im Schüleralter zu fördern. Daher soll nicht die finanzielle Unterstützung, sondern die Bildung im Vordergrund stehen. "Es ist ja nicht immer unbedingt das Finanzielle, das in Familien mit Migrationshintergrund fehlt - oft sind für sie die anderen Umstände schwierig, aus denen sie kommen", sagt Stephan. Damit sich junge Migranten schnell in die Schulgemeinschaft und in ihr Umfeld einfügen können, werden von der Stiftung auch Deutschkurse und Nachhilfe gefördert. Und dank dieser individuellen Hilfe kommt es immer wieder zu kleinen Erfolgsgeschichten. Einmal habe Stephan einen anderen Stipendiaten kennengelernt, der erst seit zwei Jahren in Deutschland lebt. "Da war ich total überrascht, er konnte so gut Deutsch, wie wenn er hier geboren wäre", sagt Stephan.

© SZ vom 11.03.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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