Erntebilanz:Bauern kommen mit blauem Auge davon

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Mit Ausfällen von durchschnittlich 15 Prozent rechnet der Bauernverband im Landkreis München im Durchschnitt. (Foto: Claus Schunk)

Trotz des Hitzesommers halten sich die Ernteausfälle im Landkreis in Grenzen. Die Landwirte rechnen daher nicht mit Hilfszahlungen des Bundes. Am stärksten betroffen sind Betriebe mit Tierhaltung.

Von Jacqueline Kluge, Landkreis

Perfektes Badewetter und schwer behangene Obstbäume. Das bleibt von der außergewöhnlichen Hitze in diesem Sommer in Erinnerung. Doch wie in vielen Dingen gibt es auch beim Wetter nicht nur Gewinner. Während an den Seen täglich Hunderte Menschen ins Wasser springen, trocknen die Felder vieler Landwirte aus. Die Lage im Münchner Land ist jedoch weit weniger schlimm als in großen Teilen Deutschlands.

Anton Stürzer, der Kreisobmann des Bayerischen Bauernverbands, nennt sie "nicht dramatisch". Es gebe zwar große regionale Unterschiede, doch Stürzer geht nicht davon aus, dass die Subventionen des Bundes im Landkreis München vonnöten sein werden. Insgesamt schätzt er den Ertragsverlust auf durchschnittlich 15 Prozent im Vergleich zum Vorjahr. Deutschlandweit liegen die Ernteausfälle bei 22 Prozent. Auch für Tierbetriebe, die hauptsächlich im südlichen Landkreis liegen, sieht Stürzer keine Existenzgefahr. Für den Fall, dass doch einmal Not am Mann sein sollte, baut der Bauernobmann auf gegenseitige Hilfe unter Nachbarn. Der Mais komme dann halt nicht in die Biogasanlage, sondern in die Fütterung. "Da muss man einfach solidarisch sein."

Nach Einschätzungen der Länder ist jeder 25. landwirtschaftliche Betrieb in Deutschland stark von der extremen Trockenheit betroffen. Bundesagrarministerin Julia Klöckner (CDU) hat die Dürreschäden daher zu einem Witterungsereignis "nationalen Ausmaßes" erklärt und vorige Woche den Weg für Hilfsgelder des Bundes frei gemacht. Bundesweit soll ein Schaden von 680 Millionen Euro gemeldet worden sein, welcher zu jeweils einem Viertel von Bund und Ländern getragen werden soll. Damit werde der Bund betroffene Landwirte mit insgesamt 150 bis 170 Millionen Euro subventionieren. Geld sollen allerdings nur Betriebe erhalten, die mehr als 30 Prozent Verlust im Vergleich zum Vorjahr vorweisen können und nach einer entsprechenden Bedürfnisprüfung als "existenzgefährdet" eingestuft werden.

Die Wasserversorgung ist besser als im Norden

Das bayerische Kabinett hatte bereits Anfang August den Bund zur Unterstützung aufgefordert und zusätzlich eigene Soforthilfen für den Nachkauf von Futter beschlossen. Demnach kann in Gebieten, in denen ein Ertragsrückgang im Futterbau von mindestens 30 Prozent zu erwarten ist, ein Zuschuss von 50 Prozent, maximal 50 000 Euro, des Zukaufs von Grundfutter beantragt werden. Diese werden vor allem den nördlichen Gebieten Bayerns bis einschließlich Altötting zugute kommen. Allerdings können auch Landwirte, die nicht in der "roten Zone" liegen, eine Futterbeihilfe beantragen, sofern sie in der Lage sind, einen entsprechenden Ertragsrückgang nachzuweisen.

Im Vergleich zu den besonders stark betroffenen Gebieten in Deutschland hat der Landkreis München eine andere Ausgangssituation. Sowohl der Boden als auch die Wasserversorgung seien hierzulande besser als im Norden, sagt Bauernobmann Stürzer. Laut Katharina Binsteiner vom Amt für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten in Ebersberg gehört der Landkreis zudem nicht zu den "viehstärksten" Gebieten, es dominiere der "Marktfruchtbau", also der Anbau von Erzeugnissen, die direkt als Lebensmittel auf den Markt kommen, wie zum Beispiel Kartoffeln. "In die größte Not kommen rinderhaltende Betriebe", sagt Binsteiner.

Sie ist sich sicher, dass vielen Betrieben nichts anderes übrig bleiben wird, als Tiere zu verkaufen. Denn auch das Zukaufen von Grundfutter könne sich aufgrund der europaweiten Dürre als schwierig erweisen. "Ich wüsste nicht, wo ich das kaufen kann. Es ist ja keine Supermarktware", sagt die Amtsvertreterin. Auch beim Getreideanbau erwartet die Landwirtschaft keine gravierenden Ausfälle. Im Landkreis München wird überwiegend Braugerste angebaut, welches im Vergleich zum Weizen wesentlich weniger Wasser benötigt.

Vielfältige Fruchtfolgen können das Risiko verringern

In der Landwirtschaft gab es schon immer bessere und schlechtere Jahre, doch sowohl Katharina Binsteiner als auch Anton Stürzer haben in den vergangenen Jahren eine Häufung extremer Wetterlagen beobachtet. Stürzer sieht vor allem ein Problem darin, dass manche Gebiete von Trockenheit betroffen sind, während in anderen große Mengen Niederschläge fallen. "Ich war immer einer, der gesagt hat: Klimawandel - so ein Schmarrn", sagt er. Dieser Meinung ist er heute nicht mehr.

Doch kann man sich als Landwirt vor den Launen der Natur absichern? Stürzer und Binsteiner sind sich einig: Vielfältige Fruchtfolgen anstatt Monokulturen können das Risiko zumindest verringern. Sollte der Ertrag einer oder mehrerer Früchte ausfallen, bliebe noch immer die Ernte der unversehrten Früchte. Besonders Frühfrüchte seien im Vorteil, da diese zur heißen Jahreszeit bereits ausgebildet sind.

© SZ vom 29.08.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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