Erdwärme und Klimaschutz:Ein Wechsel auf die Zukunft

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Die Geothermie ist ein zartes Pflänzchen, es muss lange gegossen werden, bevor es Früchte abwirft

Von Michael Morosow

Verantwortungsvolle Waldbauern denken an ihre Kinder und Enkel, wenn sie Buchen pflanzen und nicht schnell wachsende Fichten. Das ist gelebte Nachhaltigkeit und schafft Generationengerechtigkeit. Die Geothermie ist ein zartes Pflänzchen, es muss lange gegossen werden, bevor es Früchte abwirft. Die dazu notwendige Geduld wollen in Unterhaching offenbar immer weniger Gemeinderäte aufbringen. Sie stellen die Rentabilität ihrer Geothermie-Anlage infrage, einige würden sie lieber heute als morgen abstoßen.

Auf der einen Seite kann man ihren Unmut verstehen. In die Unterhachinger Geothermie muss nach wie vor viel Geld investiert werden, Geld, das für andere gemeindlichen Aufgaben fehlt. Und die Kritiker mögen auch recht haben mit der Behauptung, das ganze Dilemma wäre nicht eingetreten, wenn das Geothermieprojekt, wie ursprünglich gedacht, ausschließlich auf die Erzeugung von Erdwärme ausgelegt worden wäre. Diese funktioniert bekanntlich tadellos, während das von Geothermie-Vordenker und Altbürgermeister Erwin Knapek als Gelddruckmaschine propagierte Stromkraftwerk nicht den Gemeindesäckel, sondern den Schuldenberg anschwellen lässt. Die Bedenkenträger sollten aber ein wenig geduldiger sein, sich nicht dem schnellen wirtschaftlichen Erfolg und auch nicht ausschließlich der heutigen Generation verpflichtet sehen. Wer Buchen sät, kann keine Fichten ernten. Circa 90 Millionen Euro hat die Gemeinde bislang investiert. Was bekommt sie dafür? Eine Energiezapfstelle, die mindestens 50, wahrscheinlich sogar 100 Jahre und länger sprudelt. Wenn man die Umsatzzahlen der vergangenen Jahre als Grundlage für eine Gesamtrechnung heranzieht (2012: 8,3 Millionen; 2014: 9,5 Millionen), dann steht unter dem Strich eine gewaltige Summe.

Allerdings liegt das Grundübel bei der Geothermie gerade darin, dass viele Betreiber fast ausschließlich in Cent und Euro rechnen und den Taschenrechner auf dem Tisch liegen haben, nicht aber das Kyoto-Protokoll von 1997, das die Welt zum nachhaltigen Umgang mit Ressourcen verpflichtet. Knapp 100 Millionen Liter Heizöl sind in Unterhaching seit Inbetriebnahme der Strom- und Fernwärme-Anlage eingespart worden. Es rentiert sich, das Bäumchen weiter zu gießen.

© SZ vom 13.02.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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