Erdöl und Erdgas:Förderung ja, Fracking nein

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Sollte die Suche nach fossilen Brennstoffen erfolgreich sein, würde eine konventionelle Ausbeutung wohl genehmigt

Interview von  Bernhard Lohr, Landkreis

Das britische Unternehmen Terrain Energy, das im Süden des Landkreises München nach Vorkommen fossiler Energieträger forscht, stößt im Landkreis auf politischen Widerstand. Mehrere Gemeinderäte haben eine mögliche Ausbeutung der Bodenschätze verurteilt. In der Diskussion kommen immer wieder Fragen nach den Absichten des Unternehmens, nach den Umständen der Claim-Vergabe und nach den Einflussmöglichkeiten der Kommunen auf. Das bayerische Wirtschaftsministerium hat auf SZ-Anfrage einige strittige Punkte beantwortet.

Wer interessiert sich für Erdöl- oder Erdgasvorkommen im südlichen Raum München?

Die im Jahr 2009 gegründete Terrain Energy Ltd. mit Sitz in London hat sich als Unternehmen das Ziel gesetzt, mit Fokus auf Großbritannien und Deutschland in politisch stabilen Ländern nach Vorkommen fossiler Energieträger zu suchen. Es soll dabei ausdrücklich um konventionell auszubeutende Lagerstätten gehen. Hinter dem Unternehmen steht Calculus Capital, ein britischer Investment-Fonds.

Welche Claims hat Terrain Energy sich gesichert und wann wurde der Claim im Münchner Süden zugeteilt?

Es gibt zwei Claims in Südbayern, die man sich gesichert hat. Östlich angrenzend an einen Claim im Raum Starnberg gibt es das Feld "Egmating", das einen Großteil des südlichen Landkreises München umfasst und bis in den Raum Rosenheim reicht. Zugeteilt wurde letzteres am 29. November 2014.

Auf welchen Zeitraum erstreckt sich diese Aufsuchungserlaubnis?

Die Erlaubnis wurde für den Zeitraum vom 1. Dezember 2014 bis 30. November 2018 erteilt.

Es handelt sich um eine so genannte " großräumige Aufsuchung", im Unterschied etwa zu einer "gewerblichen Aufsuchung". Was ist der Unterschied?

Im Rahmen einer großräumigen Aufsuchung besteht lediglich die Möglichkeit zu Datenerhebungen aus schon erfolgten Untersuchungen sowie aus geophysikalischen oder geochemischen Messungen, die sich auf die Ermittlung von Kennwerten beschränken. In der Regel sind dies gravimetrische oder seismische Messungen zur Identifizierung möglicher geologischer Strukturen. Bohrungen sind mit dieser Art der Erlaubnis nicht möglich. Dazu bedarf es einer gewerblichen Erlaubnis.

Wäre Fracking im Süden Münchens vorstellbar und genehmigungsfähig?

Nein. Fracking nach Öl und Gas wäre im Süden Münchens laut Wirtschaftsministerium schon allein aus geologischen Gründen nicht vorstellbar. Bisher wurde bei den nahezu 1000 Kohlenwasserstoffbohrungen in Bayern nicht gefrackt. Unkonventionelle Lagerstätten, wie zum Beispiel Schiefergaslagerstätten existieren in Bayern nicht, da die dafür notwendigen geologischen Bedingungen nicht vorhanden sind. Aus wasserrechtlichen Gründen wäre Fracking, wie es bei Schiefergaslagerstätten notwendig ist, auch nicht genehmigungsfähig.

Wäre eine konventionelle Ausbeutung von Öl- oder Gasvorkommen genehmigungsfähig?

Eine konventionelle Ausbeutung von Öl- und Gasvorkommen wäre vorbehaltlich der Antragsunterlagen grundsätzlich genehmigungsfähig.

Wer entscheidet über solch eine Genehmigung?

Zuständige Stelle für die Erteilung der Genehmigung ist die Regierung von Oberbayern, Bergamt Südbayern.

Haben die Kommunen, wie es heißt, tatsächlich keine Mitsprachemöglichkeit?

Direkt nicht. Sauerlachs Bürgermeisterin Barbara Bogner sagt aber: "Wir zwingen sie, uns anzuhören." Das heißt: Die Gemeinde informiert das Bergamt Südbayern und schickt eine Kopie an Terrain Energy. Sowohl bei den seismischen Untersuchungen als auch bei den Bohrungen gibt es dann im sogenannten Betriebsplanverfahren eine Beteiligung der Kommunen nach § 54 des Bundesberggesetzes, sprich eine Anhörung.

© SZ vom 10.04.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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