Entlastung für die Anwohner:Eine Straße für den Schleichverkehr

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Die Gemeinde Aying dringt auf eine Umfahrung für den Hauptort, Dürrnhaar und Großhelfendorf. Diese könnte auch die Brunnthaler Gemeindeteile Faistenhaar und Hofolding entlasten

Von Bernhard Lohr, Aying/Brunnthal

Dröhnende Lkw, Autoschlangen und stinkende Abgase: All das soll der Vergangenheit angehören. Aying möchte mit einer Umfahrung den Durchgangsverkehr aus den Hauptorten herausbekommen. Die Staatsstraße 2078 soll in einem Bogen westlich durch Waldgebiet geführt werden und Dürrnhaar, Aying, Peiß, Göggenhofen sowie Großhelfendorf von den Fahrzeug-Kolonnen befreien. Brunnthals Bürgermeister Stefan Kern (CSU) spricht von einer "Jahrhundert-Entlastung" für die Nachbarkommune und hofft, dass seine Ortsteile Faistenhaar und Hofolding auch profitieren. Die Trasse ist skizziert. Jetzt soll die öffentliche Debatte darüber laufen.

Völlig überrascht sollte in Aying von den Plänen keiner sein. Das Rathaus will einen neuen Flächennutzungsplan aufstellen und hat vor mehr als zwei Jahren einen Bürgerdialog angestoßen, mit dem Ziel, überhaupt einmal aufzunehmen, was die Menschen bewegt. Es ging dabei um die großen Fragen in einer Kommune im boomenden Großraum München: Wie schnell sollen die Orte wachsen? Wo sollen noch Wohngebiete entstehen? Wie steht es um die Infrastruktur? Es gab Workshops, in denen unter anderem über den Verkehr und mögliche Umfahrungen gesprochen wurde.

In dem Entwurf für einen Flächennutzungsplan ist nun als einer von drei ursprünglich ins Feld geführten Verläufen der Umfahrung eine Trasse im Wald dargestellt. Der Gemeinderat fasste am 18. Juli 2017 den Aufstellungsbeschluss für den Flächennutzungsplan und eröffnete das förmliche Verfahren. Die Bürger und die so genannten Träger öffentlicher Belange, zu denen benachbarte Kommunen zählen, können sich demnächst äußern. Bürgermeister Johann Eichler (Parteiunabhängige Wählergemeinschaft Helfendorf) hofft bis Ende 2018 zu einem Abschluss zu kommen. Dann läge der Kommune ein aktualisierter Masterplan vor.

Durch Peiß und die anderen Gemeindeteile von Aying zwängen sich vor allem bei Staus auf der A8 regelmäßig Kolonnen von Lastwagen und Autos. (Foto: Claus Schunk)

Ein wesentliches Element wäre darin die Umfahrung, die nördlich von Dürrnhaar von der bestehenden Staatsstraße 2078 in Richtung Westen abzweigen würde, um dann in zwei Bauabschnitten erst bis westlich von Aying auf die Staatsstraße 2070 und dann weiter in einem zweiten Bauabschnitt bis in den Süden von Großhelfendorf, nördlich von Rauchenberg, wieder auf die alte Trasse geführt zu werden. Wie Martin Schildmann aus dem Ayinger Bauamt beschreibt, könnte damit die alte Staatsstraße zwischen Dürrnhaar und Aying "aufgelassen" werden und ebenso würde die Kreisstraße M 9, die Miesbacher Straße, die von Faistenhaar in den Süden nach Kleinkarolinenfeld verläuft, verzichtbar. Die Staatsstraße 2070 von Faistenhaar würde die 2078 neu kreuzen. Der Verkehr könnte dort auf die Umfahrung fließen.

Damit würden die Verkehrsströme im südöstlichen Landkreis neu geordnet. Seit die Umfahrung von Höhenkirchen-Siegertsbrunn eröffnet wurde, hat der Verkehr stark zugenommen. Die Staats- und Kreisstraßen durch Dürrnhaar und Faistenhaar nutzen alle die gerne, die den verstopften Autobahnen A 99 und A 8 entkommen wollen. Klagen über den Schleichverkehr gab es jüngst aus Faistenhaar. Ayings Bürgermeister Eichler sieht den "Maut-Vermeidungsverkehr", wie er es nennt, als ein großes Problem. Also die vielen Lkw, die gar nicht überregional unterwegs sind, sondern im boomenden südlichen Umland von München nach den kürzesten und auch mautfreien Wegen suchen. Vom Stau gar nicht zu reden, der in den Dörfern regelmäßig entsteht, wenn nach Unfällen auf einer der Autobahnen die Fahrer die A -99-Ausfahrten Hohenbrunn oder Ottobrunn nehmen, um dann über Land bis zu den A-8-Auffahrten Bad Aibling oder Rosenheim-West zu fahren.

In einer von Aying 2008 erstellten und 2014 aktualisieren Verkehrsuntersuchung wurden auf der Staatsstraße 2078 westlich von Aying 11 500 Fahrzeuge am Tag gezählt. Das gilt längst als überholt. Heute geht man dort bereits von mehr als 13 000 Fahrzeugen aus, von denen laut Bürgermeister Eichler mit zehn Prozent einen Großteil Lkw ausmachen.

Die Entwicklung wird sich nach allgemeiner Einschätzung fortsetzen. Deshalb ist beim Staatlichen Bauamt längst ein Antrag auf eine Umfahrung gestellt. Allerdings ist das Projekt Aying in der Fünfjahres-Planung in die Ausbaustufe 2 eingeordnet und wird deshalb nicht weiter verfolgt. Die Gemeinde will laut Eichler mit dem Flächennutzungsplan nun eine Trasse darstellen und die Umfahrung in den Fokus der Behörde rücken. Aying habe es nicht im Kreuz, die Straße selbst zu finanzieren, sagt Eichler. Nur als staatliches Projekt sei sie umsetzbar - und das natürlich nicht von heute auf morgen.

Die bisherige Debatte hat aber schon jetzt einige Klarheit gebracht. So wurden zwei denkbare Trassen verworfen. Die Straße wird nach Eichlers Schilderung nicht mehr zu nah an den Ort Aying herangeführt werden können, weil bisher nicht durch Verkehrlärm betroffene Wohnlagen belastet würden. Es würden Fluren durchschnitten und Ackerboden würde versiegelt. Auch eine etwas weiter am Waldrand verlaufende Straße ist vom Tisch. Diese wäre aus ökologischen Gründen am Rand der Rodungsinsel schwer umsetzbar. Auch bestünde Eichler zufolge die Gefahr, dass an der Straße später Bebauungswünsche folgen würden. Favorisiert werde aus "ökologischen und landschaftlichen" Gründen die Straße weitgehend auf Gemeindegebiet im Wald, sagt der Bürgermeister.

Die Staatsstraße 2078 würde damit bis auf 500 Meter an Faistenhaar heranrücken. Brunnthals Bürgermeister Kern sagt, es dürfe keine Verschlechterung für Brunnthal geben. Er denkt außer an Lärm auch an mögliche Planungen im Osten Faistenhaars, die behindert werden könnten. Kern rechnet sich aber auch aus, den Verkehr in Faistenhaar und Hofolding reduzieren zu können. Seine Vision ist, die stark befahrene Kreisstraße M 9, die Miesbacher Straße von Kleinkarolinenfeld nach Faistenhaar, auf der oft Fahrzeuge Stoßstange an Stoßstange stehen, am Ende zu einem Radweg zurückzubauen.

© SZ vom 06.10.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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