Engpässe in München:Handwerker verzweifelt gesucht

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Geduld ist gefragt bei Bauherren und Hausbesitzern: Viele Münchner müssen zum Teil bis zum Herbst auf Termine bei Handwerkern warten. Der Grund: Die Konjunkturprogramme sorgen für volle Auftragsbücher.

Michael Tibudd

Wer in München und der Region derzeit einen Handwerker sucht, braucht gute Nerven und viel Geduld. Bauherren und Hausbesitzer müssen teilweise bis in den Oktober warten, um einen Termin mit einem Dachdecker, Fliesenleger oder Elektriker zu bekommen. Denn die Auftragsbücher im Handwerk sind voll.

Einen starken Sturm, der bei einer ganzen Reihe von Häusern die Dächer abdeckt, dürfe es jetzt jedenfalls nicht geben. "Dann hätten wir ein Problem", sagt Helga Zamanpour von der Dachdeckerinnung. (Foto: dpa)

Zum einen besteht in der gesamten Bauwirtschaft großer Nachholbedarf, der harte Winter hat das Arbeiten im Freien lange unmöglich gemacht. Zum anderen stecken im Augenblick viele kapitalkräftige Investoren Geld in Renovierungen - das sind in aller Regel lukrative, zeitaufwendige Großaufträge. Zudem sind während der Ferien viele Firmen mit Arbeiten in Schulen beschäftigt.

"Wir haben eine gute Auftragslage", sagt Michael Frikell, Hauptgeschäftsführer bei der Bauinnung München. Die Situation sei wesentlich besser als vor einem Jahr, als die Leistungen der Handwerker kaum gefragt waren. Allerdings seien die Preise aus Sicht der Firmen weiterhin schlecht: "Die sind in der Krise gesunken, und die Kunden haben sich daran gewöhnt", sagt Frikell.

Für Auftraggeber bedeutet das: Feilschen lohnt sich. Wolfgang Spörr vom bayernweiten Dachverband der Bauinnungen fürchtet weitere Verschlechterungen für die Unternehmen durch das Auslaufen der Konjunkturprogramme, "es wird in Zukunft sicher weniger öffentliche Bauaufträge geben." Noch freilich liefen die Geschäfte hier gut, gerade an vielen Schulen werde derzeit gearbeitet.

Gut zu tun haben nach Auskunft ihrer Innung auch die Dachdeckerbetriebe. Das habe allerdings nicht nur mit einer guten Auftragslage zu tun. "Es ist auch für unsere Betriebe Ferienzeit", sagt Helga Zamanpour von der Dachdeckerinnung, deren Firmen auch Wärmeisolierungen an Fassaden erledigen, was in Zeiten hoher Energiepreise sehr gefragt ist.

"Wenn der Großteil der Mitarbeiter in Urlaub ist, kann ein Betrieb auch nicht so schnell neue Aufträge annehmen." Einen starken Sturm, der bei einer ganzen Reihe von Häusern die Dächer abdeckt, dürfe es jetzt jedenfalls nicht geben. "Dann hätten wir ein Problem", sagt Zamanpour.

Damit Hausbesitzer in solchen Fällen rasch fachgerechte Hilfe erhalten, empfiehlt Zamanpour übrigens, den Kontakt zu einem ortsansässigen Unternehmen zu pflegen. "Man kann seine Dacharbeiten schon von einer Firma aus dem Bayerischen Wald machen lassen", sagt sie. "Aber im Notfall sind die halt dann sehr weit weg."

Was im Moment besonders gefragt ist, weiß Rudolf Stürzer, Vorsitzender des Münchner Haus- und Grundbesitzervereins, dessen Mitglieder immerhin 400.000 Wohnungen in München besitzen. "Neues Dach, neue Böden, neuer Sanitärbereich, hellere Fliesen - alles wird gemacht", sagt Stürzer.

Investitionen ins eigene Heim seien für viele Hausbesitzer im Moment eine sinnvolle Geldanlage. "Durch die Kapitalmarktkrise ist das viel populärer geworden - die Leute stecken ihr Geld in Immobilien, also auch in Renovierungen", sagt Stürzer.

Er rät in dieser Situation bei der Suche nach einem Handwerker zur Vorsicht: "Nicht alle sind ausgelastet", sagt er. "Wenn jemand einen Auftrag sofort erledigen will, sollte man skeptisch sein." Wartezeit sei auch ein Zeichen für Qualität. Denn gut ausgelastet seien nur Handwerker mit guten Referenzen - "wer von heute auf morgen Zeit hat, hat die in der Regel nicht", sagt Stürzer.

© SZ vom 10.08.2010 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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