Eine Behörde am Limit:Reibungslos zusammenrücken

Herausforderungen machen keinen Urlaub, und das Landratsamt auch nicht. Am Mariahilfplatz müssen sich alle Mitarbeiter auf eine gemeinsame Aufgabe konzentrieren: den Menschen, die im Landkreis Schutz suchen, eine menschenwürdige Unterkunft zu verschaffen

Von Martin Mühlfenzl

Eine Behörde macht keinen Urlaub. Ist der Chef einmal nicht da, übernimmt der Stellvertreter. Weilt der Sachgebietsleiter am Strand, managen seine Mitarbeiter das Tagesgeschäft. Fallen Kollegen aus, wird ein wenig zusammengerückt. Das Geschäft muss am Laufen gehalten werden; in Tagen wie diesen muss es sogar reibungs- und am besten geräuschlos über die Bühne gehen. Denn auch Probleme und Herausforderungen machen keinen Urlaub.

Im Landratsamt München rücken die Mitarbeiter, die verbliebenen Abteilungsleiter und momentan der stellvertretende Landrat noch einmal ein wenig enger zusammen. Denn der Druck auf den Landkreis und damit auch auf die Behörde am Mariahilfplatz nimmt durch den nicht abreißenden, sondern weiter anschwellenden Flüchtlingsstrom immer weiter zu. Nahezu alle - auch wenn sie eigentlich anderen Sachgebieten zugeteilt sind - konzentrieren sich augenblicklich ausschließlich auf eine Aufgabe: Den Menschen, die im Landkreis Schutz suchen, eine menschenwürdige Unterkunft zu verschaffen, ihnen das Gefühl zu geben, in Sicherheit zu sein. Den Mitarbeitern im Landratsamt wird dabei viel abverlangt: Akribie, Improvisationstalent, Nerven - und, ja, auch viel Zeit und Freizeit. Es ist mitunter das große Verdienst dieser Behörde, dass die Flüchtlinge in den Kommunen des Landkreises vornehmlich freundlich und wohlwollend aufgenommen werden.

Den Beschäftigten im Landratsamt wird dabei künftig noch viel mehr abverlangt. Bis Jahresende wird die Behörde den Prognosen nach bis zu 3800 Flüchtlinge unterbringen müssen - möglicherweise sogar deutlich mehr. Sie werden weiter alles dafür tun, dass dies derart friedlich und diskret vonstatten geht. Und sie werden dabei dankenswerterweise eng zusammenrücken.

© SZ vom 20.08.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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