Dialog:Krisengipfel zu Hochbrücker Recyclinganlage

Lesezeit: 2 min

Das Aktionsbündnis Lohhof erwartet nach Gespräch mit Landrat Göbel eine "andere Gangart" gegen den Betreiber

Von Patrik Stäbler, Garching/Unterschleißheim

Vier Tage vor Heiligabend hat im Landratsamt ein doppelter Krisengipfel stattgefunden - doch arg besinnlich wird es kaum zugegangen sein. Denn das Thema war die Recyclinganlage in Hochbrück, um die seit Jahren ein heftiger Streit tobt. In der Kritik steht die Betreiberin, die Geiger Unternehmensgruppe samt Partnern, die Mitte 2017 die Anlage von der Firma AR Recycling übernommen hat und seither unter dem Namen "Die Umweltmeister" in Hochbrück auftritt. Ihre Vertreter erschienen am Donnerstagvormittag bei Landrat Christoph Göbel (CSU), ehe dieser am Nachmittag die Mitglieder des "Aktionsbündnisses Lohhof-Süd gegen Gestank und Krach" empfing. Sie fordern die sofortige Stilllegung der Recyclinganlage und hatten zuletzt auch das Landratsamt als Aufsichtsbehörde kritisiert.

Das Gespräch mit dem Landrat habe "der Vertrauensbildung gedient und Transparenz geschaffen", sagt Andreas Erbenich, der Sprecher des Bündnisses. Er habe den Eindruck, "dass das Landratsamt jetzt eine andere Gangart gegenüber dem Betrieb einschlägt". Früher sei die Behörde "gutgläubig gewesen und hat nur zugeschaut und gehofft, dass Zusagen umgesetzt werden". Nun jedoch habe das Landratsamt angekündigt, dass verstärkt kontrolliert werden solle, sagt Erbenich - und im Zweifelsfall auch Sanktionen drohten. Die Aufsichtsbehörde hatte vor einigen Wochen "nicht genehmigte Änderungen beziehungsweise Verstöße" festgestellt und mit einer Stilllegung von Teilen des Betriebs gedroht. So monierte die Behörde, dass die Anlage zur Behandlung von gefährlichen mineralischen Abfällen nicht wie genehmigt betrieben werde.

Auf die Vorwürfe hin habe man fristgerecht eine Stellungnahme eingereicht, teilt ein Sprecher der Geiger-Gruppe mit. "Dabei haben wir zu jedem einzelnen Punkt Stellung bezogen und eine Vielzahl an Lösungsvorschlägen unterbreitet." Derweil arbeite man weiter "mit Nachdruck an einer Verbesserung der Situation am Standort Garching-Hochbrück". Derweil bestätigt eine Sprecherin des Landratsamts, dass die Stellungnahme eingegangen sei und ausgewertet werde. "Die Verfahren, sowohl zur Stilllegung einzelner Anlagen oder Anlagenteile als auch zur Herstellung des Stands der Technik, werden weiter verfolgt und nach Abschluss gegebenenfalls entsprechende Anordnungen erlassen." Bei den Gesprächen am Donnerstag sei der aktuelle Stand der Verfahren erörtert worden. Zu Inhalten äußerte sich das Landratsamt nicht.

Erbenich jedoch berichtet, dass es im Gespräch auch um die Einrichtung eines Runden Tischs gegangen sei, dem das Aktionsbündnis indes skeptisch gegenüber steht. Dass das Landratsamt inzwischen so genau auf die Recyclinganlage schaue, führt der Sprecher auf die Aktivitäten des Bündnisses zurück. Dieses hatte einen Gutachter beauftragt, der eklatante Mängel bei dem Betrieb feststellte, auch hinsichtlich der staub- und geruchsbehafteten Abgase. Das Aktionsbündnis hat nach eigenen Angaben bislang für Anwälte, Gutachter und Sonstiges 55 000 Euro ausgegeben.

© SZ vom 22.12.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: