Das erste Literaturfest:Das liest München

Wie andere Großstädte hat nun auch München endlich ein Literaturfest. Vorab haben Lesende in der Stadt uns verraten, welche Bücher sie derzeit empfehlen können.

Sara Zinnecker

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(Foto: Sara Zinnecker)

Literaturexpertin Elke Heidenreich wird da sein, Kabarettistin Sissi Perlinger liest Auszüge ihrer Autobiografie "Auszeit"  und die Moderatorin Jasmin Tabatabai stellt in "Rosenjahre" ihre persisch-deutsche Familiengeschichte vor: Am 16. November beginnt das Münchner Literaturfest. Vorab wollte sueddeutsche.de wissen, was derzeit in München gelesen wird.   Sie ist "Alleingenießerin", zumindest in ihrer Mittagspause. Denn dann lässt Rechtsanwaltsfachangestellte Victoria alle Bürogedanken hinter sich, schnappt sich eine Zigarette und ein Buch und wandert in den Hofgarten, immer auf der Suche nach Sonnenstrahlen. Die 22-Jährige liest, wann immer sie kann: "Drei bis vier Romane schaffe ich im Monat - am liebsten Herzschmerz von der Bestsellerliste. Das ist so schön entspannend." Ihr momentaner Favorit: "Vergiss ihn nicht", von Liane Moriarty (Bastei Lübbe Verlag, 8,90 Euro). Nach einem Sturz kann sich die Protagonistin an nichts mehr erinnern - und erfindet die letzten Jahre ihres Lebens neu. 

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Mutter sein hält einen ganz schön auf Trab. Für eine Lektüre bleibt meistens nur Zeit, wenn das Kind schläft - und genau diese Minuten am Nachmittag nutzt Bettina. Als Pressesprecherin in einem Verlag sind Bücher das täglich Brot der 36-Jährigen. Unter Freundinnen wird zudem einmal in drei Monaten zum Literaturkreis geladen und spätestens dann muss sie wieder eien neuen Titel parat haben, als Empfehlung für die anderen. Ihr momentanes Lesestück: "Was davor geschah" von Martin Mosebach (Hanser Verlag, 21,90 Euro). Der Autor porträtiert darin das komplizierte Beziehungsleben eines Paares in seiner Heimatstadt Frankfurt am Main. Mosebach wurde 2007 mit dem Georg-Büchner-Preis ausgezeichnet.

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Wenn Markus Wohlhaupter einmal keine Vorlesung hat, macht er sich auf ins Café Barer 61, um zu lesen. Am liebsten richtige Klassiker, wie Mario Puzos Mafiathriller "Der Pate" (Fritz-Molder-Verlag, wird nicht mehr verlegt), seine aktuelle Lektüre. Wieso so einen alten Schinken? "Weil ich ihn zusammen mit noch 39 anderen Büchern auf einem Bücherflohmarkt erstanden habe. Ein Buch hat nur 50 Cent gekostet", grinst der 23-jährige angehende Grundschullehrer verschmitzt.   

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Dietmar Förisch liest "Unterwegs", den On-the-road Roman von Jack Kerouac (rororo Verlag, 8,95 Euro). Der 51-jährige Hobbymusiker kommt ins Schwärmen, wenn er von dem Protagonisten erzählt, der sich auf eine wilde, verruchte Reise quer durch Amerikas Kneipen begibt, nach New York, Denver, San Francisco. Gerne würde der Hauptschullehrer ihn nachahmen. Aber immerhin: Ihn hat dieser sonnigen Nachmittag zumindest von Burghausen bis in den Englischen Garten geführt.

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Norbert Erb liest Deon Meyer. Der eine 40 Jahre alt und für einen Musiksender tätig, der andere Krimiautor und in seiner Heimat Südafrika so bekannt wie hier Henning Mankell. Da treffen einige sonnige Stunden beim Lesen im Englischen Garten auf "Dreizehn Stunden" Spannung (rütten & loehning Verlag, 19,95 Euro) - so lange hat Inspektor Griessel nämlich Zeit, zwei myteriöse Morde aufzuklären. "Ich mag Krimis gerne", sagt Norbert Erb. Doch wichtiger als das Genre ist ihm die Meinung der anderen Leser. So klickt er sich durch die Rezensionen im Internet und sucht sich dann die passenden Bücher in der Freisinger Stadtbibliothek.

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Auf der Wiese da liegt Beach - das ist kein Scherz, sondern der Vorname des 19-jährigen Kanadiers, der zusammen mit seinen beiden amerikanischen Freunden Daniel und Taylor nach dem Schulabschluss die Welt bereist. Wenn sie der weitere Weg nach Russland führt und die transsibirische Eisenbahn gen China aufbricht, ist genügend Reiselektüre überlebenswichtig. Die drei Freunde haben sich für Klassiker entschieden. Beach liest "Tai Pan" von James Clavell: eine Erzählung über englische Händler, die um 1800 mit Schiffen in Richtung Orient aufbrachen. Mit hisitorical fiction findet er einen Ausdruck für sein Lieblingsgenre. Daniel liest zum wiederholten Mal den ersten Band von "Der Herr der Ringe", weil ihn die beschriebene Fantasiewelt so fasziniert. Taylor hingegen reizt die Geschichte seines eigenen Landes. Er wählt den Schriftsteller Richard Wright, der in "Black Boy" autobiografisch den Südstaaten-Rassismus verarbeitet.

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Tigran arbeitet als Stuckateur - die Kunst ist Teil seines Leben. Und auch das Buch, das er bei sich trägt, hat einen künstlerischen Bezug. "Die Jesusfälschung - Leonardo da Vinci und das Turiner Grabtuch" (Bastei Lübbe Verlag) heißt es. Die Autoren Lynn Picknett und Clive Price diskutieren verschiedene Thesen, die belegen sollen, dass es tatsächlich der Renaissance-Maler war, der den Jesuskörper auf Leinen projizierte.

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Trang liebt es zu lesen. Oft kommt sie zum Gasteig, und weil ihr das nicht reicht, leiht sie sich auch in anderen Bibliotheken im Stadtgebiet Bücher aus. In ihrer Freizeit träumt sich die 19-jährige Studentin der Elektrotechnik gerne in die Welt der Vampire und Hexen. Auch Horrorgeschichten mag sie. Ihr aktueller Schmöker "Bis(s) - zum Ende der Nacht", Band 4, von Stephenie Meyer (Carlsen Verlag, 24,90 Euro) bringt die Liebesgeschichte von Bella und Edward zu einem Abschluss. Aber sind 800 Seiten nicht zuviel? "Wenn das Buch gut ist, dann geht es auch dick", findet Trang eine pragmatische Antwort.

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