CSU-Feier:Ermahnungen zum Geburtstag

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Prominenter Gast: Der ehemalige Ministerpräsident Edmund Stoiber (Mitte) mit dem Bundestagsabgeordneten Florian Hahn, dem Zweiten Bürgermeister Stefan Krimmer und dem Landtagsabgeordneten Ernst Weidenbusch (von links). (Foto: Robert Haas)

Edmund Stoiber fordert bei der 70-Jahr-Feier der Unterschleißheimer CSU eine harte Auseinandersetzung mit der AfD

Von Patrik Stäbler, Unterschleißheim

Bürgermeister Christoph Böck (SPD) weilt dieser Tage mit einer Delegation der Stadt Unterschleißheim in Ungarn. Da liegt der Gedanke nahe, dass die örtliche CSU, die ja eigentlich im März des Jahres 1948 gegründet wurde, die Feier zu ihrem 70. Geburtstag bewusst auf diesen Septembertermin gelegt hat. Denn die Absenz des Rathauschefs gebe ihm die Möglichkeit, sagt der CSU-Landtagsabgeordnete Ernst Weidenbusch beim Festakt im Ballhausforum, "Stefan Krimmer als amtierenden Bürgermeister der Stadt Unterschleißheim zu begrüßen". Dabei ist der CSU-Ortschef eigentlich nur Stellvertreter eines SPD-Stadtoberhaupts, was die Christsozialen in ihrem Jubiläumsjahr besonders wurmen dürfte. Schließlich haben sie nicht nur von 1945 bis 1968 in Johann Schmid und Johann Schmuck den Bürgermeister gestellt, von 1989 bis 2013 regierte auch der ewige Rolf Zeitler, ehe die CSU eine empfindliche Wahlschlappe kassierte.

Vielleicht hat die verspätete Geburtstagsfeier aber auch einen anderen Grund - nämlich die nahende Landtagswahl, vor der jede Parteiveranstaltung gerne zu Wahlkampfzwecken genutzt wird. Und so überrascht es kaum, dass sich Festabend und Festrede in Unterschleißheim weniger um die Geschichte des Ortsverbands drehen, sondern eher um die große Politik und die Abstimmung am 14. Oktober. Passend dazu prangen auf der Bühne nicht etwa historische Fotos von verdienten CSU-Größen aus dem Ort, sondern ein XXL-Wahlkampfplakat mit dem Konterfei Weidenbuschs. Der geht immerhin, nachdem er sich bei einem Sprung auf die Bühne beinahe bäuchlings hingelegt hätte, auf die örtlichen Gegebenheiten ein und lobt vor allem Zeitlers Verdienste für die Stadt. Nach einem kurzen Ausflug in den Wahlkampf, in dem Weidenbusch erneut für ein Ein-Euro-Ticket für Bus und Bahn wirbt, räumt der Abgeordnete schließlich die Bühne für den Festredner dieses Abends.

Der ist zuvor von der Schützenkompanie Unterschleißheim mit einem Ehrensalut begrüßt und von den rund 350 Gästen bei seinem Einzug frenetisch gefeiert worden. Und all das hat er so routiniert über sich ergehen lassen wie einer, der derlei gewohnt ist - und das ist Edmund Stoiber ja fraglos. Schließlich wird der CSU-Ehrenvorsitzende dieser Tage bei seinen Auftritten derart von den Parteifreunden bejubelt, dass man fast vergessen könnte, wie ruchlos er am Ende seiner Ministerpräsidentenzeit von den eigenen Leuten abserviert wurde. Auch in Unterschleißheim applaudiert das Publikum Stoiber am Ende seiner mit viel Fachwissen, Verve und teilweise sogar im Bierzeltmodus vorgetragenen Rede stehend - und das, obwohl der Vortrag bisweilen ähnlich strukturiert ist wie ein Fußballspiel zweier F-Jugend-Teams, so wild geht's durcheinander.

So nimmt sich Stoiber die kommunale, die bayerische, die deutsche, die europäische und die Weltpolitik vor - alles oftmals binnen zwei Minuten. Von der "enormen Erfolgsgeschichte" Unterschleißheims springt er zu Syrien und Russland, die in Idlib ein "Aleppo hoch zwei oder hoch drei" anzurichten drohten. Von dort geht es weiter zur besonderen Rolle der CSU in Bayern, die Stoiber mit dem Bonmot umschreibt: "Die Kirche steht nicht in Berlin, sondern in München." Noch ehe die Zuhörer über diesen rätselhaften Satz sinnieren können, ist der Festredner schon bei 800 Jahren Wittelsbachern angelangt, beim FC Bayern, der sich wie der Freistaat vom Tabellenletzten zum Tabellenersten gemausert habe, und bei hybriden Kriegen - "das ist heute vielleicht das größte Problem".

Ungleich klarer wird der Ministerpräsident a.D. beim Blick auf die anstehende Wahl. "Da braucht's einen Leader", sagt er. "Und es braucht den Willen zur Macht." Wer diesen hat, ist laut Stoiber klar: "Derjenige, den ich als jüngeren Mann gefördert habe. Der kann das. Das trau ich ihm zu." Gemeint ist Markus Söder, was insofern interessant ist, als dessen Vorvorvorgänger danach gleich zweimal betont, dass es bei der Wahl nicht um Stilfragen oder die Sympathie zum Kandidaten gehen dürfe. "Sondern es geht um die Substanz." Wirklich substanziell wird Stoiber, als er auf die AfD zu sprechen kommt. "Die Auseinandersetzung mit dieser Partei", warnt er, "ist heute wichtiger als die Auseinandersetzung zwischen CDU/CSU und SPD." Und ganz wie Söder, der die AfD seit Kurzem heftig attackiert, nachdem er sie zuvor ignorieren wollte, schießt auch Stoiber scharf: "Wir müssen die Hemmschwelle nach oben ziehen. Und die Hemmschwelle, das ist Höcke, das ist Bachmann, und das sind Verbindungen zu Rechtsradikalen und zu Nazis."

Für dieses klare Bekenntnis gibt es viel Beifall; kurz darauf hat Stoiber seine Rede beendet und es beginnt der gesellige Teil des Abends. Und so bleibt nur die Frage, was nun der wahre Grund für die verspätete Feier der Unterschleißheimer CSU gewesen ist. Im März wäre das wegen der Faschingszeit schwierig gewesen, erklärt Stefan Krimmer. Danach habe man kurz überlegt, parallel zum Lohhofer Volksfest zu feiern, ehe man schließlich im September gelandet sei. "Wir hätten das gerne ein bisschen früher gemacht", sagt Krimmer. "Aber da war kein Termin im Ballhausforum frei."

© SZ vom 11.09.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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