Contra:Ein Zaun ist ein Zaun

Die Trennwand ist vor allem in den Köpfen der Menschen und sollte abgebaut werden

Von Martin Mühlfenzl

Wer denkt, diese absurde Diskussion um einen Sichtschutz - oder wie auch immer dieses Gestell am FKK-Bereich des Feringasees bezeichnet wird - habe nichts mit Flüchtlingen zu tun, der irrt. Denn am Ende bleibt eine Wahrheit: Ein Zaun ist ein Zaun ist ein Zaun. Und Zäune entstehen zunächst in den Köpfen. Sie sind oft Resultate diffuser Ängste und irrationaler Überlegungen. Und sie sollen etwas abhalten. Und was könnte absurder erscheinen, als jene, die über Zäune hierher geklettert sind, durch einen Zaun von einem Stück gelebter Freiheit abzuhalten.

Respektive diejenigen, die da nackt in der Sonne liegen, vor den Blicken fremder Männer zu schützen. Es ist schon erstaunlich, dass sich die Verantwortlichen im Landratsamt und auch im Rathaus von kruden Beschwerden leiten lassen - als müsse bei gaffenden Blicken unterschieden werden. Dort die bösen, vollkommen inakzeptablen Blicke der Flüchtlinge - und das schon immer da gewesene, ganz normale Gegaffe der Einheimischen. Und so haben sich die Entscheider in beiden Behörden auf einen verbalen Schlingerkurs begeben. Ihnen fehlt der Mut, klar zu benennen, was am Feringasee entstehen soll: ein Zaun. Sie sind auch nicht ehrlich genug, zu sagen, warum es aus ihrer Sicht gerade in diesem Sommer diesen Zaun braucht: Der gaffenden Flüchtlinge wegen.

Sie täten ohnehin gut daran, diese vollkommen überflüssige Maßnahme schnell zu beerdigen - und ihre hochgezogenen Zäune in den Köpfen wieder abzubauen.

© SZ vom 11.04.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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