Bürgermeisterin:"Der Weggang eines Teils des BND birgt sehr große Chancen"

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Pullach und der Bundesnachrichtendienst - das gehörte lange zusammen. Susanna Tausendfreund erläutert, was der Abschied der Agenten für die Gemeinde bedeutet

Auch wenn öffentlich nicht viel darüber gesprochen wurde. Die Zentrale des Bundesnachrichtendienstes prägte über Jahrzehnte die Gemeinde. Angefangen von der belasteten NS-Vorgeschichte bis hin zu den großen Flächen, die blockiert waren. Nun, da viele Geheimdienstler nach Berlin gezogen sind, stellt sich die Frage, wie es mit dem Gelände weitergehen soll. Im Interview mit der Deutschen Presse-Agentur (DPA) spricht Bürgermeisterin Susanna Tausendfreund (Grüne) über Chancen und Herausforderungen, die der Umzug eines großen Teils des Auslandsgeheimdienstes nach Berlin der Gemeinde eröffnet.

Pullach und BND - das gehörte sehr lange zusammen. Was bedeutet der Umzug für Ihre Gemeinde?

Susanna Tausendfreund: Wegen der Geheimhaltung war es natürlich ein sehr starkes Nebeneinander. Aber es hat auch viele Symbiosen gegeben. Gerade in den letzten Jahren haben wir sehr gut in der Geschichtsarbeit zusammengearbeitet. Der Weggang eines Teils des BND birgt sehr große Chancen für die Gemeinde, wenn die Flächen irgendwann mal frei werden. Wobei sich das wohl noch hinziehen wird.

Gibt es Nutzungskonzepte für das frei werdende Gelände?

Die Teile, die frei werden, sind überwiegend in dem Bereich, der unter Denkmal- oder Ensembleschutz steht. Die alte Reichssiedlung Rudolf Heß, die Bormann-Villa und das Gebäude mit dem Kindergarten und dem Bunker darunter. Mit baulicher Entwicklung wird man da gar nicht so viel machen können und wollen. Wenn das Gelände freigegeben ist, fällt die Planungshoheit auf die Gemeinde. Da muss man dann geschickt drangehen, damit die Grundstückswerte nicht zu hoch werden. Und zum anderem muss man natürlich mit dem Denkmalschutz umgehen können. Ich kann mir vorstellen, dass wir eine bestandsorientierte öffentliche Nutzung finden. Als Gedenkort und Dokumentationszentrum würde sich die ehemalige Stabsleitervilla auf alle Fälle eignen, und einzelne Gebäude für die Volkshochschule oder die Musikschule, einen Kindergarten oder größere Teile des Gebäudekomplexes für ein Campusgelände für eine Bildungseinrichtung.

In den vergangenen Jahren hat sich die BND-Spitze bemüht, mehr Offenheit zu zeigen. Hat sich etwas verändert?

Es gab immer eine große Geheimhaltungsglocke und beispielsweise die Decknamen. Der BND hieß damals Liegenschaftsverwaltung, ganz geheimnisvoll. Niemand durfte zugeben, was sich da eigentlich hinter den Mauern verbirgt. Da hat es schon eine große Öffnung gegeben. Es war beispielsweise ein starkes Signal, dass eine öffentliche Veranstaltung zu 70 Jahre BND im Pullacher Bürgerhaus stattgefunden hat. Auch unter dem Präsidenten Gerhard Schindler hat es eine große Öffnung gegeben. Endlich wurde öffentlich zugegeben, dass beispielsweise in Bad Aibling eine Außenstelle liegt.

© SZ vom 01.12.2018 / dpa - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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