Bürgerbeteiligung:Wie die Stadt Stadt werden soll

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In einem Workshop können Unterschleißheimer ihr Zentrum mitgestalten. Die CSU übt schon mal Kritik

Von Klaus Bachhuber, Unterschleißheim

Bei einem großen Bürgerworkshop am Freitag sollen die Unterschleißheimer die neue Gestaltung ihrer Stadtmitte festlegen. Drei Architektenentwürfe zur Neuordnung des westlichen Rathausplatzes nach dem anstehenden Abriss von Post und Einkaufszentrum IAZ stehen zur Auswahl und Verfeinerung. Die Stadtrats-CSU allerdings hält die Pläne allesamt für "enttäuschend", das Verfahren für eine Mogelpackung und fordert: "Zurück auf Start!"

Nach der Vorlage von fertigen Architektenplänen mit nur drei Tagen Vorlauf eine Bürgerbeteiligung anzubieten, nennt die CSU "nicht mehr als eine kosmetische Mitsprache". Im Stadtrat wolle man daher die Initiative einbringen, das Projekt zunächst zu stoppen und dann "eine echte Bürgerbeteiligung" umzusetzen, kündigte ihr Fraktionssprecher Friedrich Kiener an. Die CSU findet sämtliche preisgekrönten Entwürfe des Architektenwettbewerbs "nicht gelungen".

Maibaum zwischen Bürohäusern: Der Entwurf des Büros Steidle Architekten. Simulation: Stadt Unterschleißheim (Foto: N/A)

Bürgermeister Christoph Böck (SPD) hatte den Fahrplan damit begründet, dass konkrete Skizzen und Modelle als Grundlage einer Bürgerbeteiligung allemal effektiver seien als eine Diskussion anhand von theoretischen Zahlen und Maßen. Die Werke der professionellen Planer sollten zudem aufzeigen, ob die als Arbeitsgrundlage angesetzten Maximalwerte an Wohnungszahl und Einkaufsflächen auch praktikabel umzusetzen seien und was dann die notwendigen Konsequenzen an Baudichte und Gebäudehöhe seien. Dazu hat der Wettbewerb allerdings Grundlagen geliefert, indem in allen Entwürfen mindestens sechsstöckige Häuser vorgesehen sind, teilweise Wohn- oder Hoteltürme mit bis zu 14 Etagen.

Alle Pläne weisen auch drei, teilweise vier größere Einkaufsmärkte nach, was die Erwartung des Rathauses ist. Die CSU war mit ihrer Forderung nach Raum für einen Großmarkt bereits im Stadtrat gescheitert, will diese Vorgabe jetzt aber noch einmal diskutieren lassen.

Die Entscheidungslinien des Bürgerworkshops sollen jetzt vor allem entlang der unterschiedlichen Ansätze der drei von der Jury als gleichwertig beurteilten Siegerpläne verlaufen. Soll der Rathausplatz durch die künftige Gebäudestruktur aufgeweitet werden - oder sollen in westlicher oder nördlicher Verlängerung zusätzliche kleinere Plätze neu entstehen? Sollen die entstehenden Innenhöfe der Bebauung ein Privatgarten der Anlieger werden oder öffentlich zugänglich sein? Sollen die Neubauten weit in den öffentlichen Raum ausgreifen und dafür harmonischer gestaltet werden oder maximalen Freiraum schaffen und damit extrem hoch und dicht gestaltet werden? Wo sollen die Einkaufsschwerpunkte liegen?

Hohe und niedrige kubische Gebäude im Wechsel: der Entwurf des Büros Meyer-Karlhuber. Simulation: Stadt Unterschleißheim (Foto: N/A)

Eine Kernfrage ist auch noch der tatsächliche Umfang der Wohnungen. Rund 250 Wohnungen sind jetzt vorgesehen, wo bisher zwölf untergebracht waren. Das hat Konsequenzen auch für den Verkehr. Die bisher vorgestellten Gutachten wurden vom Stadtrat mehrheitlich so interpretiert, dass die Maximalzahl vertretbar sei. Ob sie auch tatsächlich alle umgesetzt werden, sollte bislang der Bürgerbeteiligung vorbehalten bleiben.

Spätestens bei eventuell spürbaren Abstrichen am Konzept dürften dann aber wieder die beiden Eigentümer der überplanten Flächen ins Spiel kommen. Sie haben die bisherigen Maßnahmen der Stadt schweigend und damit zustimmend begleitet, waren auch im Preisgericht des Architektenwettbewerbs gesessen. Eine drastische Reduzierung ihres Baurechts würden sie allerdings wohl nicht ohne Weiteres goutieren.

Der Bürgerworkshop findet am Freitag, 28. Juni, von 18 bis 22 Uhr im Bürgerhaus statt, dazu gibt es für Anregungen auch eine eigene Kontaktadresse www.stadtmitte-ush.de und ein Bürgertelefon im Rathaus (089/45 71 03 33).

© SZ vom 27.06.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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