Bürgerbeteiligung:Streuobstwiese, Foodsharing, Radwege

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Für den Unterschleißheimer Bürgerhaushalt gehen viele Vorschläge ein - die Stadt macht sich an die Umsetzung

Von Klaus Bachhuber, Unterschleißheim

Eine Foodsharing-Station wird in Unterschleißheim neu aufgebaut und eine Quarantäne-Einrichtung im Tierheim, neue Mülleimer werden an frequentierten Plätzen aufgestellt und eine Streuobstwiese aufgeforstet - und die Kegelbahn in der Parkgaststätte wird auch saniert. Breitgefächert waren wieder einmal die Vorschläge aus der Bürgerschaft der Stadt für den Bürgerhaushalt. Insgesamt 130 Ideen sind im Rathaus eingegangen, mit annähernd 1600 Voten und Kommentaren wurden die Anregungen dann bewertet und gelistet. Der Stadtrat hat schlussendlich die "Top Zwanzig" mit einem Investitionsvolumen von etwa 100 000 Euro beschlossen.

Die Foodsharing-Station etwa, eine Anlaufstelle mit Kühlschrank und Regalen, wo Lebensmittel abgegeben und unentgeltlich abgeholt werden können, wurde zweimal vorgeschlagen - und in der öffentlichen Diskussion im Bürgerhaushalt quasi auch gleich organisiert. Vorgeschlagen von "teddy36" und "ZwergenweltUSH", fanden die Anregungen nicht nur 40 und 28 Likes in der Vorrunde, sondern auch gleich Unterstützung bei der Umsetzung.

Hatte "Lohhof-Ost" noch gemäkelt, dass der Vorschlag "nicht praktikabel" sei, weil enormer Betreuungsaufwand entstünde, sagte "Anita" aus Oberschleißheim ebenso spontan Hilfe zu wie Sissy Melinz, eine Foodsharing-Aktivistin, die anbot, mit ihrer ehrenamtlichen Gruppe "die tägliche Reinigung zu organisieren". Die Stadtverwaltung möchte die Essenssammlung zunächst nicht als eigenständige Anlaufstelle aufbauen, sondern in ein öffentliches Gebäude integrieren, so dass an Investitionskosten nur 1500 Euro für einen geeigneten Kühlschrank angesetzt wurden.

Die beiden Vorschläge, die trotz des inhaltlichen Gleichklangs von den Moderatoren ausdrücklich nicht gebündelt wurden, landeten auf Platz sieben und zwölf des Bürgervotums und wurden somit angenommen. Die meisten Stimmen erhielt ein Zuschuss von 20 000 Euro an das Tierheim, der dort für den Aufbau einer mobilen Quarantäne-Station verwendet wird. Auf der Webseite der Stadtverwaltung wird eine Börse für ehrenamtliche Tätigkeit eingerichtet, dieser Vorschlag wurde auf Platz zwei gewählt.

Das Voting hat auch Wünsche hervorgebracht, die entweder nicht in den Zuständigkeitsbereich des Stadtrats fallen - oder dessen Budget sprengen würden: ein Expressbus von Unterschleißheim zur U-Bahn nach Garching etwa. Man werde "den Wunsch mit der Bitte um Prüfung an das Landratsamt weiterleiten", hieß es aus dem Rathaus. Ebenso ist der angeregte Ausbau des Radwegs von Riedmoos zur Regattastrecke in Oberschleißheim von Unterschleißheim nicht zu realisieren, da die Wegstrecke größtenteils auf Oberschleißheimer Flur liegt.

Etwas unscharf waren bei diversen Vorschlägen die Abgrenzung zwischen einer Anregung für den Bürgerhaushalt und einer Erinnerung an die Stadt, ihren Aufgaben nachzukommen. So etwa bei der Reparatur des Pausenhofs an der Johann-Schmid-Grundschule, der Sanierung der Kegelbahn in der Parkgaststätte oder der Anbringung eines Verkehrsspiegels an einer Fußgängerunterführung. Der Hauptausschuss des Stadtrates wollte sich damit nicht zu lange aufhalten, alle Projekte wurden genehmigt und aus welchem Topf sie dann finanziert werden, soll nachrangig geregelt werden.

Man wolle eben "so nah wie möglich an den Bürgervorschlägen bleiben", sagte Bürgermeister Christoph Böck (SPD), daher habe man eigene Pflichtaufgaben nicht aus der Wertung genommen. Und so gibt es jetzt auf Bürgerwunsch neue Mülleimer im Bereich der Fachoberschule, an Bushaltestellen und an der Alleestraße sowie frischen Sand für den Spielplatz im Lohwald.

Eine neue Streuobstwiese soll angelegt werden und zusätzlich zu den Sitzgelegenheiten, die im Bürgerhaushalt 2017 beim Spielplatz im Valentinspark geschaffen wurden, sollen nun welche beim Spielplatz im Lohwald aufgestellt werden. Und zum regulären Unterricht in den örtlichen Grundschulen zur Abfalltrennung und -vermeidung wird die Stadt im Bürgerhaushalt mit 9000 Euro drei Projekte zu diesem Themenkreis fördern. "LiLaLo" hatte angeregt, unbedingt für dieses Thema zu sensibilisieren.

Mit 130 Vorschlägen ist der Unterschleißheimer Bürgerhaushalt heuer noch intensiver genutzt worden als in den vergangenen beiden Jahren. Das Projekt habe "einen hohen Bekanntheitsgrad in Unterschleißheim erreicht", freute sich Steven Ahlrep, der den Bürgerhaushalt im Rathaus betreut. Insgesamt 1595 Stimmen und Kommentare wurden in der Diskussions- und Wertungsphase abgegeben, ebenfalls so viele wie noch nie zuvor. Laut der freiwilligen Angaben bei der Registrierung leben 89 Prozent der Teilnehmer in Unterschleißheim, die anderen elf Prozent arbeiten hier.

© SZ vom 22.10.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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