Bürger sind gefragt:Alles offen in der Neurieder Mitte

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Viele brausen durch, ohne zu merken, dass sie sich am Neurieder Stachus befinden. Eine Aufwertung der Ortsmitte ist geplant. Die Frage ist, wie. (Foto: N/A)

Die Voruntersuchung zur Aufwertung des Ortskerns ist nur eine Diskussionsgrundlage

Von Julian Raff, Neuried

Wie viele und welche Vorgaben soll die Gemeinde Neuried den Bürgern machen, wenn diese vom 21. Januar an über die Umgestaltung ihrer Ortsmitte diskutieren? Die Sorge um eine Debatte ohne Rahmen und Richtung hatte kurz vor Weihnachten die Ratsfraktionen von CSU, Grünen und Bündnis Zukunft Neuried (BZN) zu Dringlichkeitsanträgen veranlasst, die der Gemeinderat noch vor Ferienende behandeln musste, wie es die 14-Tage-Frist in der bayerischen Gemeindeordnung verlangt.

Trotz des ungewöhnlichen Termins verfolgten knapp 70 Neurieder die Sitzung; Mangelndes Interesse am bevorstehenden Beteiligungsverfahren braucht die Gemeinde also kaum zu befürchten. Momentan weist die gesichtslose Kreuzung zwischen Planegger, Gautinger und Münchner Straße den Ort kaum als wirtschaftlich und politisch eigenständiges Gemeinwesen aus. Ändern soll dies ein Ensemble aus neuem Rathaus, Wohn- und Geschäftsgebäude(n) und einer Tiefgarage. Zur Finanzierung dient der Erlös eines 6000 Quadratmeter großen gemeindlichen Grundstücks, Gegenstand einer seit Ende November vorliegenden immobilienwirtschaftlichen Untersuchung. Bürgermeister Harald Zipfel (SPD) betonte, dass die Gemeinde einen "funktionierenden barrierefreien Verwaltungsbau" anstrebe und kein "Denkmal". Der Rathauschef spielt damit auf gut eineinhalb Jahrzehnte alte Pläne für ein architektonisch extravaganteres Rathaus an. Diese wurden zwar von den meisten Bürgern abgelehnt, schufen aber mit der Sicherung der zentral gelegenen Flächen die Grundlage für das jetzige Vorhaben.

Die Ansprüche an den zum Verkauf an einen Investor vorgesehenen Grund am Haderner Weg sind vielfältig und teils widersprüchlich: Maximalen Ertrag und damit Spielraum fürs neue Rathaus und die öffentlichen Freiflächen verspräche eine dichte Ballung von Wohnungen mit ein paar Arztpraxen. Zipfel fordert hier aber Abstriche zugunsten von Einzelhandel und Gastronomie. Das Konzept der Gutachterfirma Dynamis skizziert unter anderem eine Markthalle. Den wichtigsten technischen und finanziellen Rahmen für den neuen Platz setzt nach Zipfels Einschätzung die Tiefgarage. Trotz günstiger Bodenverhältnisse - der Grundwasserspiegel liegt hier 17 Meter tief - dürfte es wohl bei einer eingeschossigen Garage bleiben und damit bei rund 200 Stellplätzen.

Nur oberirdisch plant die Gemeinde im südlichen Bereich bis zum Kraillinger Weg, wo sich derzeit der Wochenmarkt auf einem schmalen Streifen westlich der Gautinger Straße drängt. Der Bürgerdialog stößt hier allerdings an Grenzen, da die Gemeinde nicht auf eigenem Grund planen kann.

Mit den nun gefassten Ratsbeschlüssen startet die Bürgerdiskussion offener, als es zumindest die Eil-Antragsteller vorgesehen hatten: Mit elf zu zehn Stimmen wies der Rat einen CSU-Antrag zurück, die Erkenntnisse der immobilienwirtschaftlichen Voruntersuchung zum fixen "Grundstein" weiterer Überlegungen zu machen. Stattdessen, so der Konsens-Beschluss, sollen sie nur als "Diskussionsgrundlage" dienen. Nicht zum Tragen kam die Idee, die Planung vorab auf Ziele festzuklopfen wie auf einen "Ortsanger" oder eine feste Gebäudezahl und Flächenaufteilung: Das BZN hatte seinen entsprechenden Antrag zurückgezogen. Ebenfalls nicht zur Abstimmung gestellt hatten die Grünen ihren umfangreichen Fragenkatalog zu Themen wie Verkehrserschließung, alternative Finanzierung ohne Investor, oder Baukostenberechnung.

Mehr Klarheit bringen soll hier eine Gemeinderatsklausur Mitte Februar nach der Startveranstaltung fürs Dialogverfahren. Diese findet am Donnerstag, 21. Januar, von 19 Uhr an, in der Aula der Grundschule an der Planegger Straße 4 statt. Am Freitag, 19. Februar, schließen sich geführte Rundgänge durch den Ortskern an. Für Samstag, 12. März, ist dann noch ein "Kreativtag" geplant. Der Planungsentwurf der Bürger für die Ortsmitte wird schließlich am 9. Juni öffentlich vorgestellt, diskutiert und als "Wunschszenario" dem Gemeinderat übergeben.

© SZ vom 11.01.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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