Bootfahren auf der Isar:"Wie lange noch?"

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Naturschützer stellen das Bootfahren auf der Isar infrage

Von B. Briessmann, K. Kaip, Grünwald/Schäftlarn

Die Isar mit ihren Auen ist nicht nur Lebensraum seltener Tiere und Pflanzen, sondern auch ein beliebtes Naherholungsgebiet für Ausflügler und Bootsfahrer. Der Konflikt zwischen Naturschutz und Freizeitwert schwelt dort daher seit Jahren. Nun fragen Naturschutzverbände: "Bootfahren auf der Isar - wie lange noch?" Massenveranstaltungen auf und an der oberen Isar wie in diesem Sommer dürften nicht mehr stattfinden, meint Sigrun Lange vom World Wildlife Fund (WWF) Deutschland: "Das ist nicht tolerierbar." Die Naturschützer sehen die Entwicklung am Fluss mit Sorge: immer mehr Müll und Lärm. "Nicht nur Tiere und Pflanzen leiden darunter, sondern auch die Anwohner", mahnt der WWF.

"Es geht darum, die Isar zu nutzen, ohne die Natur zu sehr zu belasten", sagt Lange. "Wir brauchen Mindestregeln." Das sieht man im Tölzer Landratsamt genauso. Bootfahren sei Gemeingebrauch und daher, wenn es ohne Motor stattfindet, auf der Isar grundsätzlich erlaubt und zulässig, sagt Cornelia Breiter vom Sachgebiet Wasser und Boden. "Das Betreten der Natur ist ein hohes Gut und in der bayerischen Verfassung verankert." Um das Bootfahren auf der Isar zu verbieten, brauche es daher gute Gründe. Solche gab es etwa im August, als die Behörden wegen des Hochwassers aus Sicherheitsgründen zehn Tage lang ein Bootfahrverbot auf der Isar verhängten. Doch nicht alle hielten sich daran, wie Breiter sagt: Derzeit liefen noch sechs Verfahren wegen Ordnungswidrigkeiten gegen Bootsfahrer, die sich über das Verbot hinweggesetzt hatten. Ein grundsätzliches Verbot stehe derzeit nicht zur Debatte, sagt Breiter. "Unser Ziel ist momentan, eine verträgliche Regelung zu finden", erklärt sie, "sodass einerseits der Gemeingebrauch gewahrt wird, andererseits das Bootfahren aber auch kontrolliert werden kann." So wolle man in Zusammenarbeit mit Behörden und Interessengruppen ein Regelwerk erarbeiten, das etwa die zulässigen Einstiegsstellen bündelt.

Gerade die Freizeit-Bootsfahrer greifen zum Teil massiv in die Flusslandschaft ein. Es werden Kiesbänke und Uferböschungen angefahren und betreten. Dabei werden nicht nur Tiere gestört, Brut oder Eier zerstört, Pflanzen geschädigt und ganze Lebensräume verändert. Was schon im Sommer heiß diskutiert und lautstark von kommerziellen Isar-Befahrern wie Flößerbetrieben und Bootstourenanbietern kritisiert wurde: Die Freizeit-Bootsfahrer gefährden sich und andere, wenn sie mit miserabler Ausrüstung auf die Isar gehen. "Auf der einen Seite setzen wir auf die freiwilligen Vereinbarungen, die wir mit Rafting-Anbietern getroffen haben", sagt Breiter. "Aber insgesamt scheint es schlimmer zu werden." So gebe es immer wieder Klagen von Fischerei-Verbänden, und immer häufiger seien Freizeitfahrer mit Luftmatratzen und Tubing-Reifen unterwegs, die für den Wildfluss Isar einfach nicht geeignet seien.

© SZ vom 12.10.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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