Biomasse-Anlage:Gegenwind

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Die Neubiberger Oliver Hellmund und Hans Schubert überreichen Dieter Reiter (links) die Unterschriften. (Foto: Michael Nagy)

Bürger überreichen aus Angst vor Gestank und Lärm 3129 Unterschriften gegen Neuperlacher Biomasse-Projekt. Aus dem Münchner Rathaus kommt Beistand

Von Angela Boschertund Bernhard Lohr, Neubiberg/München

Der Widerstand gegen den Bau einer Biomasse-Aufbereitungs- und Kompostieranlage im Münchner Süden formiert sich. 3129 Unterschriften hat die Bürgerinitiative "Saubere Luft für Neubiberg und Waldperlach" gemeinsam mit der Siedler und Eigenheimervereinigung Waldperlach-Neubiberg am Freitag an Münchens Oberbürgermeister Dieter Reiter (SPD) übergeben. Sie fordern, dem Projekt die Baugenehmigung zu versagen. Damit rennen sie im Münchner Rathaus offene Türen ein. OB Reiter signalisierte am Freitag Unterstützung. Auch SPD und CSU lehnen das Projekt ab.

So brachte am Freitag die SPD-Stadtratsfraktion einen Antrag ein, in dem sie ihrerseits darauf pocht, die Biomasseanlage nicht zu genehmigen. Die Landeshauptstadt solle alle Möglichkeiten ausschöpfen, deren Errichtung und Betrieb auf dem Grundstück der Baumschule Werner in der Carl-Wery-Straße 63 zu verhindern. Die SPD argumentiert, eine solche Anlage an einer Frischluftschneise sei "nicht sinnvoll". Die Anlieferung von Grüngut an sechs Tagen zwischen 7 Uhr und 17 Uhr würde Anwohner in einem Bereich belasten, wo durch den Bau von Hotel, Boarding-Haus, Berufsschule, Wohnungen, mehrgeschossiger Park-and-ride-Anlage und einem U-Bahnbetriebshof schon Zusatzverkehr erwartet werde, schreibt die SPD. Die CSU-Fraktion hat ihrerseits angekündigt, am Montag einen Antrag zur Biomasse-Anlage vorzulegen.

Das betreffende Grundstück in Neuperlach-Süd liegt an der Grenze zu Neubiberg, etwa 50 Meter von dortiger Wohnbebauung entfernt. Auch das Waldperlacher Gefilde mit Kindergärten, Freizeit- und Erholungsanlagen sowie die neue Wohnanlage am S-Bahnhof Neuperlach-Süd befinden sich in unmittelbarer Nähe. Die Gemeinde Neubiberg und der Bezirksausschuss Ramersdorf-Perlach haben den Plänen für den Bau der Anlage bereits widersprochen.

BI-Sprecher Oliver Hellmund und Hans-J. Schubert berichteten von der kurzfristig angesetzten Übergabe der Unterschriften an OB Reiter. Reiter habe betont, dass er ihr Anliegen unterstütze. Er halte das geplante Vorhaben für rechtlich fragwürdig. Auch habe er es nicht für passend befunden, dass die südöstliche Stadtzufahrt durch das sogenannte "Perlacher Tor" an einer stinkenden Kompostieranlage vorbeiführe. Wie aus informierten Kreisen zu erfahren ist, ist das Bauvorhaben aus Sicht des Münchner Umweltreferats nicht genehmigungsfähig. Nun muss die Lokalbaukommission entscheiden.

Unklar ist derzeit, ob die Betreiber der Baumschule gegen eine abschlägige Baugenehmigung klagen würden und was aus der Idee wird, auf dem 5,4 Hektar großen Areal Wohnungen zu errichten. Die Betreiber sind Wohnungen gegenüber aufgeschlossen eingestellt, ließen sie über ihren Anwalt ausrichten. Die Stadt müsse nur auf sie zukommen.

© SZ vom 22.09.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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