Behandlungszentrum Refugio:Mehr Therapieplätze für Traumatisierte

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Von Stefan Galler, Landkreis

Seit zwei Jahren fördert der Landkreis München die Arbeit des Beratungs- und Behandlungszentrums für Flüchtlinge von Refugio München mit 60 000 Euro jährlich. Wie der Kreisausschuss am Montag einstimmig beschlossen hat, werden diese Mittel deutlich aufgestockt: Um das Angebot zu optimieren, indem weitere Therapieplätze und alternative Therapieformen im Landkreis geschaffen werden, wird die Förderung vom 1. April an auf 86 000 Euro pro Jahr erhöht.

Christoph Nadler, Fraktionsvorsitzender der Grünen im Kreistag, zeigte sich begeistert. "Der erste Antrag zur Förderung von Refugio war damals von uns, nun ist die Verwaltung aus freien Stücken darauf gekommen, die Unterstützung auszubauen", sagte Nadler und verwies auf die Notwendigkeit, die Menschen nicht alleine zu lassen: "Ich habe mich mit Refugio auseinandergesetzt. Wer die Schicksale von traumatisierten Kindern oder gefolterten Erwachsenen mitbekommt, der weiß, dass das Geld gut angelegt ist."

Landrat Christoph Göbel (CSU) unterstrich die Dringlichkeit der Aufstockung: "Die Therapieplätze sind immer restlos überbucht, der Bedarf ist sehr groß." Und das, obwohl die Asylbewerberzahlen im Landkreis zuletzt praktisch gegen Null gingen. Doch nach den Erfahrungen der Kreisverwaltung werde der Bedarf an psychosozialer Beratung und stabilisierenden Angeboten auch in den kommenden Jahren hoch bleiben, schließlich zeigten sich psychische Erkrankungen bei Flüchtlingen oft nicht sofort.

Problematisch ist, dass zu wenige Therapeuten im Raum München bereit sind, Regeltherapien für Asylbewerber anzubieten, weil sie keine Zusatzausbildung für Traumatherapie absolviert haben. Allerdings bleiben Regeltherapien oftmals erfolglos, weil insbesondere junge volljährige Flüchtlinge nicht bereit seien, über ihre traumatischen Erlebnisse zu sprechen. In diesem Bereich will Refugio mit der verbesserten finanziellen Ausstattung tätig werden und Kunstwerkstätten für junge Erwachsene im Landkreis einrichten. Zwei solcher Werkstätten, allerdings für Kinder und Jugendliche, hätten sich in Höhenkirchen-Siegertsbrunn bereits als geeignetes Umfeld zur Traumatherapie erwiesen, teilt der Landkreis mit.

© SZ vom 04.12.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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