Bauprojekt:Durchbruch im Stadtzentrum

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Alles soll neu werden im Stadtzentrum von Unterschleißheim. (Foto: Stephan Rumpf)

In einem Architektenwettbewerb werden Ideen für die Umgestaltung von IAZ und Postgrundstück in Unterschleißheim gesucht. Nicht alle im Stadtrat wollen die hohe Baudichte an Gewerbe und Wohnen

Von Klaus Bachhuber, Unterschleißheim

Mit der Umgestaltung des Geländes, auf dem Postkomplex, IAZ und ein Hotel stehen, erwartet Bürgermeister Christoph Böck (SPD) "einen Meilenstein" der Ortsentwicklung in Unterschleißheim. Der Stadtrat hat am Donnerstag den Weg für die Neuordnung der Gewerbezeile im Westen des Unterschleißheimer Rathausplatzes frei gemacht. Die Gewerbefläche soll sich auf 26 000 Quadratmeter nahezu verdoppeln, darüber hinaus werden in den oberen Etagen weit mehr als 300 Wohnungen mit zusammen 24 000 Quadratmetern Fläche entstehen.

Das IAZ-Konzept als verkleinerter Ansatz einer "Shopping Mall" wird mit dem Neubau Geschichte. Alle Läden sollen sich mit eigenen Zugängen in den öffentlichen Raum orientieren. Als Fixpunkte werden in den neuen Komplexen ein großflächiger Lebensmittelmarkt mit 1500 Quadratmetern Fläche entstehen, ein Discounter und ein Drogeriemarkt, auch eine Poststelle erfährt eine Wiederbelebung. Mit diesen Vorgaben startet die Stadt nun einen Architektenwettbewerb zur Neugestaltung des Areals. Die Eckpunkte der Ausschreibung hat der Unterschleißheimer Stadtrat trotz zweistündiger Debatte dann einstimmig gebilligt.

Der Münchner Investorengruppe "Rock Capital" hat zusätzlich zu allen rund 70 Einheiten des IAZ auch noch das angrenzende Hotel erworben, so dass die komplette Gebäudezeile nun Gegenstand der Überplanung wird. Ein Hotel mit rund 150 Zimmern soll in dem neuen Ensemble wieder entstehen. Auch ist es offenbar gelungen, die zunächst eher rivalisierenden Eigentümer von Post und IAZ für das Projekt an einen Tisch zu bekommen. Bürgermeister Böck betonte, man habe "eine einvernehmlich gute Basis geschaffen".

Die beiden benachbarten Komplexe bieten derzeit knapp 14 000 Quadratmeter Gebäudefläche, die Wettbewerbsvorgaben erlauben zukünftig 26 000 Quadratmeter. Gab es bisher eine Handvoll Wohnungen, so stehen dafür nun Flächen bis zu 24 000 Quadratmeter zur Verfügung. "Wo wäre es denn sinnvoller, Wohnungen entstehen zu lassen?", fragte der Bürgermeister. Angesichts der Ideallage der kurzen Wege sollen in dem Bereich auch Seniorenwohnungen geplant werden.

Der Umgriff des Planungsgebiets geht bis zur Robert-Schuman-Straße, denn über die muss die Verkehrserschließung abgewickelt werden. Die Verkehrsplaner hätten mit der drastischen Verdichtung schon so ihre Probleme, deutete Böck an. Insbesondere die Einmündung der Robert-Schuman-Straße in den Münchner Ring vertrage den zu erwartenden Zuwachs schwer. Parkmöglichkeiten sollen komplett unterirdisch geschaffen werden, wahrscheinlich in mehrstöckigen Tiefgaragen.

Gescheitert ist ein Vorstoß der Unterschleißheimer CSU, in dem neuen Komplex ein Angebot anzusiedeln, das es am Ort noch nicht gibt: einen Elektrofachmarkt etwa oder ein Bekleidungsgeschäft einer Modekette. "Eine gewisse Einzigartigkeit zur nachhaltigen Attraktivität", Theo Pregler (CSU) forderte: "Nur ein Mehr des Gleichen ist für ein Stadtzentrum zu wenig." Quer durch die Fraktionen fand dieser Ansatz Fürsprecher, wurde in der Summe aber mit 13 zu 16 Stimmen abgelehnt. Angestrebt sei "ein lokales Einkaufszentrum, kein überregionales", betonte der Bürgermeister. Auch noch ortsfremden Verkehr anzuziehen, das könne wohl nicht verkraftet werden.

Massive Vorwürfe erhoben CSU, Grüne und insbesondere FDP, weil die dramatische Ausweitung der Baudichte komplett im stillen Kämmerlein ausgehandelt worden war und es zu dem zentralen Projekt null Bürgerbeteiligung gegeben habe. Das sei "eine Politik der vollendeten Tatsachen", schimpfte Manfred Riederle (FDP) und "höchst fragwürdig". Böck sagte, eine Bürgerbeteiligung sei in den Ablaufplänen schon vorgesehen. "Aber das ist doch erst sinnvoll, wenn man auch was vorzeigen kann", sagte er, die Diskussion "theoretischer Zahlen" bringe doch wenig.

Riederle monierte zudem die massive Verdichtung. Der Wettbewerb solle "auch eine alternative Planung ermöglichen, die sich nicht am Maximalen orientiert", appellierte er. CSU-Sprecher Friedrich Kiener bilanzierte ebenfalls "einen sehr großen Brocken an Einkaufsmöglichkeiten", der konkret vorgegeben sei, etwa die drei Märkte. "Ob's dann nicht mal zu viel wird", fragte er. Martin Reichart (FB) hielt hingegen "an der Stelle eine deutliche Verdichtung angebracht, sonst werden wir nie ein richtiges Ortszentrum bekommen".

Bürgermeister Böck wies auch darauf hin, dass die Planung für den Stadtrat "kein Wunschkonzert" sei. Umsetzen müssten das Projekt immerhin zwei private Investoren. Mit den Rahmendaten für die Wettbewerbsausschreibung sei ohnehin "noch nix gefixt". Erst muss nun der Wettbewerb Vorschläge liefern, dann schließen sich die Genehmigungsverfahren an, informierte der Rathauschef. Bereits im Oktober soll der Wettbewerb mit einer Preissumme von 75 000 Euro vom Unterschleißheimer Stadtrat gestartet werden, im März nächsten Jahres soll dann das Preisgericht tagen.

© SZ vom 29.09.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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