Ausblick: Das wird 2019 wichtig:Wider den alltäglichen Wahnsinn

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Mit großen Projekten soll das Verkehrsproblem im Landkreis gelindert werden. Auch alte Pläne werden aus der Schublade gezogen, wie die Autobahnparallele im Osten von München

Von B. Lohr, M. Mühlfenzl und S. Wejsada, Landkreis

Schon jetzt steht fest: Der Verkehr im Landkreis München wird im Jahr 2019 ein Dauerbrenner bleiben - und bestimmt nicht weniger werden. Mit großen Projekten wie dem Ausbau des Föhringer Rings soll zumindest ein wenig Linderung im alltäglichen Wahnsinn auf den Straßen rund um die Landeshauptstadt erreicht werden - andere Maßnahmen, wie der Bau einer Autobahnparallele zur A 99 sind noch nicht spruchreif, aber in Planung. Ein Überblick über die größten Maßnahmen auf den Straßen und Autobahnen im Landkreis im Jahr 2019.

A 99 Ostumfahrung

Es kann manchmal schon etwas zäh zugehen auf der Ostumfahrung der A 99 gerade zwischen der Anschlussstelle Aschheim/Ismaning und dem Kreuz Nord. "Stockender Verkehr zwischen...", teilen einem dann die Verkehrsnachrichten viertelstündlich mit, obwohl man ja selbst merkt, dass es nur schleppend vorangeht. Alles in allem aber hat sich bewahrheitet, was Josef Seebacher, Pressesprecher der Autobahndirektion Südbayern, schon zu Beginn der Bauarbeiten gesagt hat: Alle Spuren bleiben geöffnet - und der Verkehr wird fließen. Ein Jahr noch und der erste Abschnitt eines der großen Bauvorhaben im Münchner Osten wird abgeschlossen sein. Ein Projekt, von dem sich die Planer erhoffen, dass es den Verkehr auf einer der meistbefahrenen Autobahnen Europas entzerrt und beschleunigt: Der achtspurige Ausbau der A 99 zwischen dem Kreuz München Nord bis zum Kreuz Süd, der ja eigentlich eine Erweiterung auf zehn Spuren darstellt, kann doch auch künftig der Standstreifen für den Verkehr freigegeben werden. Bis es soweit ist, müssen die Autofahrer aber noch mit Einschränkungen rechnen - bis Ende 2019 wird der Ausbau von der Isarbrücke bis zur Ausfahrt Aschheim/Ismaning noch dauern. Danach erfolgt der weitere Ausbau Richtung Süden bis zum Autobahnkreuz Süd.

Föhringer Ring

Im Februar geht es nun endlich los: Dann beginnen nach den Worten von Unterföhrings Bürgermeister Andreas Kemmelmeyer die Rodungen für den vierspurigen Ausbau des Föhringer Rings. Bereits 2020/21 könnte die neben der alten Herzog-Heinrich-Brücke neu errichtete Querung von Isar und Isarkanal fertig sein, über die dann der Verkehr laufen soll, wenn der marode Übergang durch einen Neubau ersetzt wird. Läuft alles nach Plan, soll das Projekt 2025 abgeschlossen sein. Unterföhring setzt sich derzeit massiv dafür ein, dass beim Ausbau des Föhringer Rings die Anbindung an die Autobahn A 9 so gestaltet wird, "dass es nicht dort den nächsten Flaschenhals gibt, der wieder Staus und Behinderungen verursacht", so Kemmelmeyer.

Der Ausbau des Föhringer Rings wird 52 Millionen Euro kosten: Kernstück ist der Neubau der maroden Brücke über Isar und Isarkanal, auf der seit 2008 nur noch Tempo 50 gefahren wird. Die aus dem Jahr 1962 stammende zweispurige Brücke ist das eigentliche Nadelöhr dieser Tangentialverbindung. Wer von der Münchner Straße in Unterföhring Richtung Nürnberger Autobahn A 9 auf den Föhringer Ring fahren will, muss vorsichtig einfädeln, um auf die Vorfahrtsstraße zu gelangen. Das soll nach dem Ausbau Geschichte sein: Eine 250 Meter lange Auffahrt soll das Einfahren erleichtern, eine ebenso lange Ausfahrt in der Gegenrichtung den Verkehr ebenfalls beschleunigen. Um diese zusätzlichen Fahrbahnen aufzunehmen, bekommt die neue Herzog-Heinrich-Brücke insgesamt sogar sechs Spuren. Genau genommen sind es zwei Brücken, die da über die Isar geschlagen werden: Südlich der alten Stahlkonstruktion wird jetzt zunächst eine von ihnen neu gebaut. Sie nimmt dann den gesamten Verkehr auf, die alte Brücke wird abgerissen und durch die zweite neue ersetzt. Insgesamt sechsspurig ausgebaut wird auch der Straßenabschnitt nach Osten zwischen der Ausfahrt zur Münchner Straße und dem Abzweig der Kreisstraße M 3 nahe der Basispyramide. Auch dort kommen auf beiden Seiten durchgehende Ein- und Ausfahrspuren hinzu. Die Strecke nach Westen zur A 9 wird dann vierspurig.

Autobahnparallele

Die Nachrichten der vergangenen Tage dürften alle bestärkt haben, die eine Autobahnparallele im Osten von München für unverzichtbar halten. Der Maschinenbauer Krauss Maffei will im Vaterstettener Ortsteil Parsdorf eine große Fertigung aufziehen und 1000 Arbeitsplätze schaffen. Was für die einen angesichts von Aussichten auf Gewerbesteuereinnahmen eine freudige Nachricht ist, lässt andere stöhnen. Schließlich müssen die Beschäftigten zur Arbeit kommen und irgendwo wohnen. Der Druck auf den Münchner Osten steigt weiter. Es ist weiterer Druck auf einen Kessel, den manche jetzt schon am Bersten sehen. 11 000 Fahrzeuge verkehren innerhalb von 24 Stunden auf der B 471 zwischen Haar und Feldkirchen, 18 000 sind es von Haar in Richtung Putzbrunn. Wenn auf der A 99 Stau herrscht, ist die Straße dort überall dicht.

Deshalb haben sich sieben Bürgermeister aus dem östlichen Landkreis mit dem Kollegen aus Vaterstetten zusammengetan und die vor Jahren verworfenen Pläne für den Bau einer Autobahnparallele wieder aus der Schublade geholt. Haars Bürgermeisterin Gabriele Müller (SPD) geht vorneweg mit der Forderung, die Entlastungsstraße von Aschheim nach Hohenbrunn zu bauen und die B 471 von einer überörtlichen Durchgangsstraße herabzustufen. Ob das Aussicht auf Erfolg hat, wird sich demnächst zeigen, wenn im Kreistag eine technische Machbarkeitsstudie zu dem Straßenprojekt vorgestellt wird. Sollte die positiv ausfallen, dürfte im Vorfeld der Kommunalwahlen 2020 die politische Auseinandersetzung über dieses Verkehrsprojekt beginnen. In Haar stehen ohnehin Bürgerdebatten über ein Mobilitätskonzept an. Müller und die anderen Bürgermeister wappnen sich jetzt schon und streichen bei jeder Gelegenheit heraus, dass keine zusätzliche Straße errichtet werden dürfe. Die Trasse der B 471 alt muss deren Meinung nach für alternative Verkehrsmittel wie Bus, Fahrrad oder eine Stadt-Umland-Bahn genutzt werden. Die Gegner des Straßenbaus, wie etwa die Grünen und Anlieger, verweisen auf den ohnehin anstehenden Ausbau der A 99, warnen vor Eingriffen in den Bannwald und hohen Kosten.

© SZ vom 02.01.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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