Ausblick 2017:Auf dem Sprung nach oben

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Die Volleyballer des TSV Unterhaching (in Grün) mussten einst die Bundesliga verlassen. Jetzt besteht die Chance, wieder ins Oberhaus zurückzukehren. (Foto: Alessandra Schellnegger)

Volleyballer und Fußballer in Unterhaching hoffen auf den Aufstieg. Den wünscht sich auch der SV Pullach, sucht allerdings noch ein Stadion

Von Stefan Galler, Landkreis

Man schrieb das Jahr 2000. Der Bundestrainer der deutschen Fußball-Nationalspieler hieß Erich Ribbeck, man bezahlte noch mit der D-Mark und Angela Merkel wurde erstmals zur CDU-Bundesvorsitzender gewählt. Damals stieg das Örtchen Unterhaching zu einer wichtigen Sportmetropole auf. Gut, der Bobfahrer Christoph Langen war schon davor als Repräsentant der 24 000-Einwohner-Gemeinde in den Eiskanälen dieser Welt unterwegs gewesen, aber jetzt hatte Unterhaching plötzlich zwei Bundesligamannschaften in populären Mannschaftssportarten: Die Volleyballer des TSV schwangen sich erstmals ins Oberhaus auf, sie fuhren später als Generali Haching vier deutsche Pokalsiege ein, wurden dreimal Vizemeister und blieben 14 Jahre erstklassig. Und die Fußballer der SpVgg entschieden im Sommer gar die deutsche Meisterschaft, indem sie am letzten Spieltag den haushohen Favoriten Bayer Leverkusen mit 2:0 besiegten und damit dem FC Bayern die entscheidende Schützenhilfe leisteten.

Zuletzt war der Lack jedoch ab im Unterhachinger Sport: Die Volleyballer fanden trotz des frühzeitig angekündigten Rückzugs ihres Hauptsponsors trotz aller Bemühungen keinen neuen Geldgeber - am Ende blieb 2014 nur der freiwillige Abschied aus der Bundesliga, man fing in der Bayernliga ganz neu an. Ähnlich tief war die SpVgg zuletzt gefallen, der Abstiegs aus der 3. Liga im Sommer 2015 bildete den neuen traurigen Tiefpunkt eines Niedergangs, der ebenfalls finanzielle Gründe hatte.

Doch nun haben beide Vereine längst die Trendwende eingeläutet. Die Volleyballer, nach zwei Aufstiegen auch in der 3. Liga schon wieder vorne dran, sind dank des neuen Hauptsponsors "Bayernwerk" womöglich schon bald wieder in der Lage, die Rückkehr in die Bundesliga anzugehen.

Und die Fußballer, die in der Regionalliga Bayern im Herbst die Konkurrenz das Fürchten gelehrt haben und das Feld mit 19 Punkten Vorsprung anführen, richten ihre Planungen bereits voll auf die Relegation zur 3. Liga aus. Denn, und das ist der Haken an der aktuell so starken Leistung der Hachinger in dieser Saison, die Regionalligameister steigen nicht direkt auf. Es kommt zu drei Entscheidungsduellen, die in Hin- und Rückspiel ausgetragen werden. "Dass die Regionalligameister nicht direkt aufsteigen können, ist misslich", sagt DFB-Vizepräsident Rainer Koch, der gleichzeitig Präsident des Bayerischen Fußball-Verbandes (BFV) ist. "Das könnten wir aber nur ändern, wenn wir die dritte Liga zweigleisig machen würden. Jedoch haben wir jetzt schon zu wenig Geld für unsere Drittligisten", so Koch.

Aktuell liegen in den anderen Staffeln folgende Teams an der Spitze: Der SV Meppen (Nord), Carl-Zeiss Jena (Nordost), Borussia Mönchengladbach II (West) sowie Elversberg und Waldhof Mannheim (Südwest, aus dieser Liga kommen die beiden Erstplatzierten in die Relegation). Für Unterhachings Trainer Claus Schromm steht fest, dass seine Mannschaft im Frühjahr trotz der komfortablen Situation nicht nachlassen wird. Es gehe schließlich darum, die Spannung aufrechtzuerhalten. "Und wir wollen bei der Auslosung der drei Partien der Horror-Gegner für die Konkurrenten sein."

Während in der Fußball-Regionalliga Bayern das Meisterrennen zugunsten der SpVgg entschieden zu sein scheint, ist die Konstellation in der Bayernliga Süd brisant: Auch hier liegt ein Team aus dem Landkreis vorn, der SV Pullach ist wie Haching eine Etage höher noch immer unbesiegt. Allerdings kann die Mannschaft von Trainer Frank Schmöller vermutlich nicht aufsteigen, weil der Fußballplatz an der Gistlstraße nicht den Regionalliga-Regularien entspricht. Nun hofft man auf Asyl im Sechziger Stadion; Manager Theo Liedl hat bei der Stadt München angefragt, ob Pullach für seine Heimspiele dorthin ausweichen kann. Zumal der FC Bayern im Sommer sein neues Trainingszentrum im Norden Münchens fertigstellt und wohl die ein oder andere Vertretung der Roten (U 19? Amateure? Frauen?) dann aus dem Grünwalder Stadion auszieht und dort Kapazitäten frei werden. Mit einer Antwort rechnen die Pullacher im Frühjahr.

Womit die Verfolger weiterhin hoffen dürfen, dass auch Platz zwei in der Bayernliga zum Aufstieg reicht - für den Fall, dass Pullach verzichten muss. Das bedeutet, dass sich auch der Tabellenzweite FC Unterföhring und der Sechste SV Heimstetten noch Chancen ausrechnen. Während der Sportpark Heimstetten bereits regionalligaerprobt ist und die nötigen Rahmenbedingungen aufweist, müsste man an der Föhringer Bergstraße Geld in die Hand nehmen und frühzeitig mit den Umbauten beginnen. Dafür liegen Pläne dem Vernehmen nach bereits in der Schublade.

Blickt man aufs Sportjahr 2017 aus Landkreissicht, darf man die Weltklasse-Turner aus der Unterhachinger Talentschmiede nicht vergessen. Lukas Dauser hat zuletzt ja mit seinem zweiten Platz am Barren beim Weltcup in Japan im Dezember noch einmal für ein Ausrufezeichen gesorgt und wird in der kommenden Saison von seinem bisherigen Bundesligaklub KTV Straubenhardt zum KTV Obere Lahn wechseln.

Die größte internationale Herausforderung im kommenden Jahr wird die Weltmeisterschaft im Oktober in Montreal/Kanada. Dort würde auch Marcel Nguyen gerne noch einmal dabei sein, allerdings nicht mehr im Mehrkampf. Der zweifache Silbermedaillengewinner von London 2012 will sich nach Rang 19 im Mehrkampf bei Olympia in Rio de Janeiro 2016 auf seine Paradegeräte Barren, Reck und Ringe konzentrieren. "International war Rio mit ziemlicher Sicherheit mein letzter Mehrkampf", hatte der Unterhachinger nach den Spielen in Brasilien mehrmals erklärt.

© SZ vom 03.01.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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