Mysteriöser Kriminalfall:Tankstellenpächter verschwunden

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Er wollte die Nachteinnahmen zur Bank bringen - nun ist der Tankstellenpächter Peter M. verschwunden. An seinem Auto wurde Blut gefunden - die Polizei befürchtet ein Verbrechen.

M. Maier-Albang u. K. Riedel

Sein weißer Porsche stand unversperrt vor der Hypo-Vereinsbank in Bogenhausen. Der Schlüssel steckte im Zündschloss. Und neben dem Wagen lag die Geldtasche, mit der Tankstellenpächter Peter M. am Montag in der Früh die Nachteinnahmen zur Bank bringen wollte. Nur ein paar hundert Meter entfernt, am Mittleren Ring in Bogenhausen, betreibt der Kaufmann eine Aral-Tankstelle mit Supermarkt und Autowaschanlage. Als er gegen Mittag immer noch nicht zu seiner Tankstelle zurückgekehrt war, fuhr einer der Angestellten los, um den Chef zu suchen. Was er fand, war der Porsche, der vor der Bank stand. Von M., den Einnahmen oder einem möglichen Räuber, der M. überfallen haben könnte, fehlte zunächst jede Spur.

Was ist Peter M. zugestoßen? Von dem Tankstellenpächter, der Geld zur Hypo-Vereinsbank in Bogenhausen bringen wollte, fehlt seit Montag jede Spur. Die Polizei sperrte den Zugang zur Bank am Montagnachmittag ab. (Foto: Stephan Rumpf)

Der besorgte Angestellte verständigte jedoch die Polizei, und bei der Untersuchung des Porsche verdichtete sich für die Beamten der Verdacht, dass sich ein Verbrechen ereignet haben könnte. Denn an der Fahrertür fanden sich kleine Spuren - möglicherweise Blut, möglicherweise von Peter M.; ob das so ist, wird derzeit untersucht.

Seit Montagmittag fahndet die Polizei nach dem verschwundenen Tankstelleninhaber. Man müsse von einem "Kapitalverbrechen ausgehen", sagt ein Polizeisprecher. Das muss aber nicht bedeuten, dass die Polizei glaubt, dass der 48-Jährige nicht mehr am Leben ist. Eine Entführung wäre genauso möglich, und theoretisch könnte sich Peter M. auch mit den Einnahmen abgesetzt haben. Die Ermittlungen führt allerdings das für Gewaltverbrechen zuständige Kommissariat 11 der Münchner Polizei.

Ein paar tausend Euro dürfte M. dabeigehabt haben, als er am Montagmorgen zur Hypo-Vereinsbank an der Oberföhringer Straße aufbrach. Gegen 7:30 Uhr habe er dort sein wollen, sagt die Polizei. Die Bank öffnet zwar erst um 9 Uhr, hat jedoch im Vorraum einen Automaten, an dem Kunden Geld selbst einzahlen können. Allerdings wurde eine solche Einzahlung dort nicht registriert. Möglich wäre also, dass M. gar nicht bis zur Bank kam und der oder die Täter M. ihn schon vorher abfingen. Kameras, die den Außenbereich der Bank überwachen, gibt es allerdings nicht.

Bei der Polizei ging die Information, dass M. vermisst wird, um 12:23 Uhr ein. Die Ermittler sperrten den Bereich um die Hypo-Vereinsbank ab, ließen den Porsche abschleppen, damit die Spurensicherung ihn näher untersuchen kann. Auch Spürhunde setzten die Beamten ein. Die Hunde konnten keine Witterung aufnehmen, deshalb geht die Polizei davon aus, dass M. sich nicht zu Fuß von der Bank entfernt hat. An der Tankstelle, die M. von der Ottobrunner Bavaria Petrol gepachtet hat, ging der Betrieb ganz normal weiter. Die 13 Mitarbeiter, die sich zu dem Fall öffentlich nicht äußern wollten, wurden von der Polizei verhört.

Erst vor wenigen Tagen war ein Überfall auf die Tankstelle aufgeklärt worden, der im vergangenen Juni stattgefunden hatte; der Täter konnte per DNS-Analyse überführt werden. Und auch in anderer Angelegenheit war die Tankstelle zuletzt in den Medien: Die Eigentümer des Grundstücks, auf dem die Tankstelle steht, wollen den Bebauungsplan ändern lassen, um dort zwei fünfgeschossige Terrassenhäuser mit Wohn- und Büroflächen und Gastronomie zu errichten. Peter M. und die Bavaria Petrol wollen hingegen bleiben.

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