Am besten abgeschnitten:Haar holt Triple

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Gemeinde überzeugt wieder einmal beim Stadtradeln

Von Ulrike Schuster, Landkreis

15 Mal um den Äquator - so oft hätten die Radler aus dem Landkreis München die Runde geschafft. Fast 4000 Sportsfreunde aus 22 Münchner Umlandgemeinden haben bei der bundesweiten Aktion "Stadtradeln" mitgemacht. Organisator ist der Verein Klima-Bündnis, das größte europäische Netzwerk zum Schutz des Weltklimas.

Die Aufgabe lautete: Vom 25. Juni bis zum 15. Juli so oft wie möglich aufs Rad steigen, so viele Kilometer wie möglich sammeln, für die Gesundheit und die Umwelt. Der haben die Landkreis-Radler mit 600 000 zurückgelegten Radkilometern 84 Tonnen CO₂-Emissionen erspart. Das ist Platz sieben für den Landkreis München, 496 Kommunen haben bundesweit teilgenommen.

Wettbewerb herrschte aber auch auf anderen Leveln: Wer stark in die Pedale trat, katapultierte nicht nur seine Gemeinde nach vorn, sondern auch das eigene Team und sich selbst. Die Spitzen-Radler im Landkreis kommen aus Haar. Sie holten das Triple aus "bester Einwohner", "bestes Team" und "beste Kommune" - in jeder Kategorie haben die Haarer die meisten Kilometer erstrampelt. Auf Platz eins der Teamwertung steht das Ernst-Mach-Gymnasium, zertifizierte Umweltschule. 43 0000 Kilometer haben die 500 Schüler zurückgelegt, fast jeder zweite hat mitgemacht. Eifrigster Radler war Vinzent Linner, 16, aus der neunten Klasse. 510 Kilometer Weg machte er laut Google Maps, drei Wochen lebte er autofrei. "Egal ob zum Zelten, Baden, oder zur Schule - ohne Rad war ich nie unterwegs", sagt Vinzent. Eine Kugel Stracciatella ließ er sich oft vom Eismann direkt für die Fahrt mitgeben: "Gefahrlos, steckte ja in der Waffel".

Auch Schulleiterin Gabriele Langner hat 130 Kilometer beigetragen. Für die Aktion stieg sie auch am Wochenende aufs Mountainbike, fuhr durchs Chiemgau, die Kampenwand entlang. "1000 Höhenmeter, acht Prozent Steigung - das ist nicht nur Bewegung, sondern richtig Sport", sagt Langner. Für bequemes Sitzen empfiehlt sie gepolsterte Radlerhosen, alles andere sieht sie gelassen. Von Pulsfrequenz, Geschwindigkeit und Kalorienverbrauch will sie nichts wissen. "Das Radfahren macht mir den Kopf frei, die schönste Art, Natur zu erleben."

Das sieht auch Michael von Ferrari so. Er ist Umweltreferent in Haar. Das prima Abschneiden seiner Gemeinde freut ihn natürlich, obwohl gerade einmal 800 von 21 000 Haarern bei der Klima-Aktion mitgemacht haben. 2015 waren es noch über 900, das Wetter sei 2015 besser gewesen.

Viele Räder stehen nämlich in deutschen Kellern und werden nicht abgeholt. Laut Statistischem Bundesamt besitzen 81 Prozent der Deutschen zwar ein Rad, nutzen es aber nur für jeden zehnten Weg. Von Ferrari selbst hat sein Möglichstes getan. Während der "Radl-Aktion" hat der Umweltreferent 600 Kilometer auf seinem Trekkingrad zurückgelegt, im Schnitt strampelte er 22 Kilometer pro Stunde schnell. "Weil ich Ferrari heiße, versuche ich freilich nicht nur umsichtig, sondern auch flott zu fahren." Nicht einmal der Winter bremst ihn aus. Gegen den Schnee tragen seine Rad-Felgen dann Spikes.

© SZ vom 06.08.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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