Aktionsplan:Landratsamt schafft Arbeitsplätze für Menschen mit Handicap

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In einem aufwendigen Prozess hat der Landkreis einen Aktionsplan für die Belange von Behinderten erarbeitet. Nun geht es an die Umsetzung

Im Landratsamt München sollen in Zusammenarbeit mit Behindertenwerkstätten Arbeitsplätze für Menschen mit Handicap geschaffen werden. Der Sozialausschuss des Kreistags folgte einem entsprechenden Antrag der Grünen. Zudem sollen Möglichkeiten geprüft werden, diese begleitete Beschäftigungsform in Betrieben des allgemeinen Arbeitsmarktes zu verwirklichen.

Damit beginnt der Landkreis mit der Umsetzung des im Dezember beschlossenen Aktionsplans für die Belange von Menschen mit Behinderung. Grünen-Kreisrätin Frauke Schwaiblmair sagte: "Wir sind dankbar, dass man als Landkreis auch mit kleinen Dingen zeigt, wie ernst man das nimmt." Landrat Christoph Göbel (CSU) hatte erst kürzlich betont: "Wir wollen nicht vielen Plänen einen weiteren hinzufügen. Hier geht es um konkrete Handlungsempfehlungen, wie man im Alltag den inklusiven Gedanken besser umsetzen kann."

An dem 250 Seiten starken Aktionsplan hatten mehr als 300 Interessierte mitgearbeitet, darunter Menschen mit Behinderung, deren Angehörige, Vertreter von Werkstätten, Wohngruppen, Förderstätten und Frühfördereinrichtungen sowie Verantwortliche aus den Wohlfahrtsverbänden und den Städten und Gemeinden des Landkreises. Auf Grundlage der UN-Behindertenrechtskonvention ist so eine neue Richtschur in der Arbeit für und mit Menschen mit Behinderung entstanden, die den Behindertenhilfeplan des Landkreises aus dem Jahr 1999 ablöst.

"Nach über 15 Jahren war eine neue Betrachtung und Bewertung der Lebenssituation behinderter Menschen im Landkreis München dringend geboten", verweist Landrat Göbel in seinen einleitenden Worten auf die Notwendigkeit dieser umfangreichen Überarbeitung. Vieles habe sich gewandelt. Die Gesellschaft sei offener und vielfältiger geworden. "Das Bewusstsein, dass Behinderung ein natürlicher Bestandteil des Lebens und unserer Gesellschaft ist, hat sich allgemein durchgesetzt", sagte der Landrat.

Die UN-Behindertenrechtskonvention hat die Sichtweise auf Menschen mit Behinderung und ihre Lebenswirklichkeit verändert. So wird Behinderung nicht als individuelles, unabwendbares Schicksal gesehen, sondern als Wechselwirkung zwischen der persönlichen Einschränkung und gesellschaftlichen, rechtlichen und auch physischen Barrieren.

In diesem Sinne hat der Landkreis in Zusammenarbeit mit betroffenen und engagierten Bürgern relevante Themenfelder wie Wohnen, politische Teilhabe, Mobilität und Barrierefreiheit im öffentlichen Raum, Bildung, Freizeit, Kultur und Sport, Schule, Arbeit und Beruf, Assistenz sowie Gesundheit in mehr als 30 Einzelveranstaltungen bearbeitet.

Zudem wurden mehr als 4000 schwerbehinderte Menschen mittels eines anonymen Fragebogens zu ihren Problemen, Wünschen und Anregungen befragt. Als größte Problemfelder erwiesen sich die Erschwernisse bei der Mobilität, die schwierige Lage behinderter Menschen auf dem Arbeitsmarkt sowie bauliche und rechtliche Barrieren.

Der Aktionsplan enthält 131 Maßnahmen und Empfehlungen, die sich an die Kommunen sowie an den Freistaat Bayern, den Bezirk Oberbayern, die Deutsche Bahn oder den Münchner Verkehrsverbund richten. Der Behindertenbeirat des Landkreises bezeichnet das Papier als "Meilenstein auf dem Weg zu einer inklusiven Gesellschaft im Landkreis", der die verantwortlichen Stellen auf die Probleme von Menschen mit Beeinträchtigung hinweise und den Handlungsbedarf für die Gestaltung einer barrierefreien Umwelt aufzeige. In diesem Jahr soll der Ratgeber für Menschen mit Behinderung neu aufgelegt und Informationen in leichter Sprache für Menschen mit kognitiven Einschränkungen bereitgestellt werden. Auch ist ein Fachtag zum Thema "Arbeitswelt und Menschen mit Behinderung" geplant.

© SZ vom 16.02.2016 / hilb - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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