Ältestes Volksfest im Landkreis:Kühe auf dem Laufsteg

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Auf dem Keferloher Montag sollen in diesem Jahr Peter Gauweiler als Festredner, ein Blasmusiktag und ein Schönheitswettbewerb für Fleckvieh besonders viele Besucher anlocken

Von Konstantin Kaip, Grasbrunn

Mit der Strahlkraft des Keferloher Montags hat sich im vergangenen Jahr nicht nur der Kreistag, sondern auch Innenminister Joachim Hermann (CSU) befasst. Im Zuschuss von 10 000 Euro, den der Kreistag dem wohl ältesten bayerischen Volksfest gewährte, sahen die SPD-Landtagsabgeordneten aus dem Landkreis Natascha Kohnen und Peter Paul Gantzer eine ungerechtfertigte Sonderstellung und forderten eine gerechtere Verteilung. Minister Hermann kam zu dem Schluss, dass die "überörtliche Strahlkraft" die Finanzhilfe des Kreises rechtfertige. Worauf sich Gantzer und Kohnen auf den Gleichstellungssatz beriefen und ähnliche Mittel für alle Feste im Landkreis mit überörtlicher Resonanz forderten.

Die Strahlkraft, die das Festwochenende um den Keferloher Montag heute hat, ist natürlich nur ein Bruchteil der Gravitation, die der festliche Bauernmarkt einst ausgeübt hat, als es noch kein Oktoberfest gab, als dessen Urgroßvater der Keferloher Markt ja gilt: 40 000 Menschen sollen einst aus ganz Bayern tagelang angereist sein, um an dem berühmtesten Viehmarkt teilzunehmen, der seit dem zwölften Jahrhundert am ersten Montag im September stattfindet, seinen Ursprung aber bereits vor mehr als 1050 Jahren hatte. Der Sage nach sollen nach der Schlacht auf dem Lerchenfeld im Jahr 955 die Ungarn bis nach Keferloh verfolgt worden sein, wo man die erbeuteten Pferde versteigerte und den Sieg feierte. Manche Historiker führen den Keferloher Markt gar noch weiter zurück, auf das Jahr 907, als vor dem Feldzug nach Ungarn die Pferde dort zusammengeführt wurden. Die Organisatoren, die das diesjährige Festprogramm im Biergarten Gut Keferloh vorstellten, haben an der Sonderstellung des Fests nicht den geringsten Zweifel. Was seine Historie betrifft, ist die im Landkreis schließlich unbestritten.

Der Keferloher Montag ist weit mehr als ein Landwirtschaftsfest. In diesem Jahr wird es auch viel Musik geben. Blasmusik und mehr. (Foto: Claus Schunk)

Doch eine Tradition zu wahren, ist das eine. Die Keferloher Freunde, der Bauernverband und Festwirt Edmund Radlinger aber wollen sie auch am Leben erhalten, und so haben sie viel in die Strahlkraft des Festes investiert: Nach einem "Fest der Jugend" mit zahlreichen Jugendorganisationen, mit dem die Festtage am Freitag, 4. September, beginnen, gehört das Wochenende erst der Landwirtschaft und dann der Musik. Der Samstag, 5. September, steht ganz im Zeichen des Bayerischen Fleckviehs und wird von der Besamungs- und Zuchtgesellschaft Bayern-Genetik GmbH gestaltet. "Wir wollen mit der Landbevölkerung auf die Stadtbevölkerung zugehen", erklärte deren Geschäftsführer Thomas Grupp. Höhepunkt ist um 13.30 Uhr eine "Miss Cow-Wahl", bei der ein Kärntner Schaurichter in einem eigens errichteten Zirkuszelt 47 "wunderschöne Kühe" aus ganz Bayern präsentiert und die schönsten prämiert. "Wir haben keine Kosten und Mühen gescheut", sagte Grupp.

Für Sonntag, 6. September, ist es den Keferloher Freunden gelungen, das Landkreismusikantentreffen in das Festzelt zu holen, in das die Blaskapelle Prien nach dem Gottesdienst in St. Ägidius gleich mit einmarschiert. Dort gibt es dann Blasmusik von fünf Kapellen aus dem Landkreis und einer aus Polen auf der Hauptbühne, zwischen ihren Auftritten spielen auf einer zweiten Bühne Volksmusikgruppen wie Mia sans oder die kabarettistische Sängerin Barbara Preis. Nach der Landkreisveranstaltung geht die Musik bei einem zwanglosen Hoagartn im Zelt weiter, wie Organisator Josef Hornburger sagte.

Sie bereiten den traditionellen Keferloher Montag vor: von links Edmund Radlinger, Charly Trautmann, Klaus Rieger, Martin Henselchen (Foto: Claus Schunk)

Für den traditionellen Bauernfeiertag am Montag, 7. September, haben die Organisatoren diesmal Peter Gauweiler als Festredner gewonnen. "Mit enorm großem Einsatz" habe man den CSU-Mann überreden können, nicht wie in jedem Jahr Anfang September in Urlaub zu fahren, sondern auf dem 20. Keferloher Montag seit dessen Wiederbelebung zu sprechen, sagte der Vorsitzende der Keferloher Freunde, Klaus Rieger. Er sei überzeugt, dass "Gauweiler was zu sagen hat", und "ein bisschen stolz, dass wir Keferloher immer die Redner kriegen, die wir haben wollen". Im Festzelt wird es am Montag gebrühte Weißwürste geben, rund herum wie gewohnt Marktstände, eine Greifvogelschau, ausgestellte Landmaschinen und Traktor-Oldtimer. Außerdem gibt es traditionelle Fahrgeschäfte und ein historisches Stierschätzen. Um die Strahlkraft des letzten Festtages macht sich Rieger wahrlich keine Sorgen. Denn eins weiß er aus Erfahrung: "Der Montag ist ein Fels in der Brandung."

Das Programm ist im Internet unter keferloher-montag.de zu finden.

© SZ vom 21.08.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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