Land- und Bezirkstagswahl:Vier Zettel, vier Kreuzchen

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Genau 885.612 Münchner haben die Wahl. In diesen Tagen liegen die offiziellen Benachrichtigungen für die Landtags- und die Bezirkstagswahl in den Briefkästen der Stadt.

Jan Bielicki

Knapp 900.000 Münchner sind zur Wahl aufgerufen - zwölf Parteien bewerben sich um Sitze im Landtag. Genau 885.612 Münchner haben die Wahl. In diesen Tagen liegen die offiziellen Benachrichtigungen für die Landtags- und die Bezirkstagswahl in den Briefkästen der Stadt.

Und wer sich nicht bis zum Wahltag am 28. September gedulden mag, kann die Stimmzettel bereits bestellen und sie, mit entsprechenden Kreuzchen versehen, per Post zur Wahlurne schicken. 140.000 Münchner, so rechnet das städtische Wahlamt, werden die Briefwahl beantragen.

Geschirrtuchgroßer Stimmzettel

Wie alle Wähler, die am Wahlsonntag in den Wahllokalen erscheinen, werden sie vier Stimmzettel bekommen: zwei für die Landtagswahl und zwei für die Bezirkstagswahl - für jede der beiden Wahlen jeweils einen schmalen, der die Stimmkreiskandidaten vorstellt, und einen geschirrtuchgroßen, der die knapp 570 Bewerber auf den Oberbayernlisten aufreiht.

Ein Kreuzchen ist auf jedem der Zettel zu machen - wo, bleibt dem Wähler überlassen. Wichtig ist nur: Anders als bei Bundestagswahlen zählen Erst- und Zweitstimme gemeinsam, wenn es darum geht, welche Partei mit wie vielen Mandaten und welchen Abgeordneten in den Landtag einzieht.

Zwölf Parteien und Gruppen bewerben sich in Oberbayern um einen Landtagssitz, zehn von ihnen haben auch in allen acht Münchner Stimmkreisen einen Direktkandidaten aufgestellt. Dazu gehören natürlich die drei Parteien, die es bei der Wahl 2003 ins Maximilianeum schafften.

Die CSU, die damals münchenweit auf 47,2 Prozent der Stimmen kam und alle acht Direktmandate gewann, steht auf den Wahlzetteln in der ersten Spalte von links. Der auf ihrer Oberbayernliste am besten platzierte Münchner ist Umweltminister Otmar Bernhard auf Platz drei.

Die SPD, 1993 münchenweit bei 31,2 Prozent, hat ihren Obermünchner Franz Maget, wie Bernhard Stadtchef seiner Partei, auf Platz eins gesetzt - Maget will schließlich Ministerpräsident werden. Oberbayerische Listenführerin der Grünen, die 1993 in München zwölf Prozent erreichten, ist auch eine Münchnerin: die Landesparteichefin Theresa Schopper.

Drei weitere Gruppen haben laut Umfragen reelle Chancen, in den Landtag einzuziehen. Die Freien Wähler, als Wahlvorschlag Nummer vier auf den Stimmzetteln geführt, haben ihren Stadtrat Michael Piazolo auf Platz zwei ihrer Oberbayernliste gereiht.

Die FDP (Wahlvorschlag fünf) mit ihrem Münchner Spitzenkandidaten, dem Arzt Otto Bertermann, auf Rang drei der liberalen Oberbayernliste, rechnet fest damit, nach Jahren wieder in den Landtag zu kommen. Für die Linke, als Wahlvorschlag Nummer zehn weiter rechts auf den Stimmzetteln, führt der Münchner Gewerkschafter Fritz Schmalzbauer die Oberbayern-Liste an.

Exoten und Extremisten

Als Außenseiter gelten die ÖDP mit ihrem Münchner Spitzenkandidaten Klaus Buchner und die Bayernpartei, die ihren Stadtrat Thomas Hummel auf Platz zwei ihrer Liste gehoben hat. Außerdem gibt es noch die Exoten und Extremisten: Neu am Start ist die Esoteriker-Liste "Die Violetten - für spirituelle Politik", die nur in sechs der acht Stimmkreise Direktkandidaten aufgestellt hat.

Ganz ohne Stimmkreiskandidaten, nur mit einer kurzen Liste tritt die Politsekte "Bürgerrechtsbewegung Solidarität" an. Und gleich zwei Parteien buhlen um die Stimmen vom ganz rechten Rand: Die Republikaner führen den listenhöchsten Münchner unter ihren Bewerbern, Reinhard Hornberger, auf Rang 11.

Die Oberbayernliste der Neonazi-Partei NPD dagegen führt der Stadtrat Karl Richter. Ihn hat das Amtsgericht München erst vor kurzem zu einer hohen Geldstrafe verurteilt, weil er bei seiner Vereidigung die Geste des Hitlergrußes gezeigt hatte.

© SZ vom 03.09.2008/lado - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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