Länger offen:SPD will Kälteschutz ausweiten

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Statt nur von November bis März sollen Obdachlose auch noch im April befristet in Notquartieren unterkommen

Von Sven Loerzer

Sollen Obdachlose auch im Sommer in Notquartieren untergebracht werden? Nein, befand der Stadtrat im Juli. Der Antrag der Grünen, das kostenlose Übernachtungsangebot, das vor allem Menschen aus Südosteuropa nutzen, ganzjährig beizubehalten, fand keine Mehrheit. Nun haben vier SPD-Stadträte beantragt, den Kälteschutz, der bislang von 1. November bis Ende März gilt, dennoch auszubauen. Ihrem Vorschlag nach soll künftig zumindest auch im April noch die Kälteschutzunterbringung angeboten werden.

Bereits vor vier Jahren hat die Stadt das Kälteschutzprogramm eingerichtet, damit Menschen nicht bei Minus-Temperaturen im Freien nächtigen müssen. Die einfach ausgestatteten Kälteschutzräume in der ehemaligen Bayernkaserne sind in den Wintermonaten täglich von 17 bis 7 Uhr geöffnet, die Aufnahme erfolgt für drei Nächte und kann bei Bedarf verlängert werden. Bis zum vorletzten Winter war die Nachfrage angestiegen, im letzten Winter schwächte sie sich aufgrund der milden Temperaturen etwas ab.

Einschließlich der 120 Notplätze im Elisen-Tiefbunker, der nicht geöffnet werden musste, konnte die Stadt in der vergangenen Saison 942 Plätze zur Verfügung stellen. Im November 2015 übernachteten insgesamt 8149 Personen in dem Kasernengebäude, im März waren es 15 954. Die höchste Auslastung verzeichnete die Bayernkaserne Anfang März, als in einer Nacht 474 Betten belegt waren, rund 3,2 Prozent mehr als beim Vorjahresmaximum. Im Schnitt waren 332 Betten je Nacht belegt. Insgesamt zählte das Sozialreferat knapp 59 000 Übernachtungen, fast zehn Prozent weniger als im Vorjahr. Mehr als die Hälfte aller Menschen, die Zuflucht im Kälteschutz suchten, kommt aus Rumänien oder Bulgarien, viele von ihnen sind auf Arbeitssuche.

Eine Ausweitung des Übernachtungsangebots auf das ganze Jahr hat auch das Sozialreferat abgelehnt. "Es ist nicht Aufgabe der Landeshauptstadt München, Haushalten eine ganzjährige Unterkunft in München zu verschaffen, wenn sie sich aus freiem Entschluss nach München begeben, ohne die Folgen des Entschlusses vorher zu bedenken und sich selber um eine Bleibe zu kümmern", hieß es zur Begründung. Auf Antrag der SPD-Stadträte Constanze Söllner-Schaar, Christian Müller, Verena Dietl und Simone Burger aber soll nun der kostenlose Kälteschutz bis Ende April dauern wegen der oft noch winterlichen Temperaturen.

Darüber wird der Stadtrat nach der Sommerpause entscheiden müssen. Während der Sommersaison sind in den Räumen Flüchtlinge untergebracht. Im kommenden Winter sollen einschließlich der Notreserve im Bunker insgesamt 988 Bettplätze verfügbar sein.

© SZ vom 16.08.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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