Kurse an der Uni München:Für's Leben lernen

Nicht nur trockene Wissenschaft: Das Sommersemester an der LMU bietet Überraschendes - von Brautkursen bis zu Vampirmythen. Die etwas andere Uniwoche.

Silke Breimaier und Susanne Popp

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Nicht nur trockene Wissenschaft: Das Sommersemester an der LMU, das am 20. April beginnt, bietet Überraschendes - von Brautkursen bis zu Vampirmythen. Die etwas andere Uniwoche.Montag: Inszenierung und Schein"Inszenierung und Schein in der Politik" - so der Titel einer Übung des Geschwister-Scholl-Instituts für Politische Wissenschaften. Darunter sollte man jedoch keine Anleitung verstehen, wie man sich auf der politischen Bühne am besten durchmogelt. Bei dem Uniseminar geht es um die Ambivalenz von sprachlicher Gewandheit, Selbstinszenierung und Rollenbeherrschung.Dienen sie als Grundlage zur Manipulation der Wähler oder aber als Voraussetzung für Öffentlichkeit und Repräsentation im politischen Amt? Zur Unterfütterung der Diskussion werden unter anderem Werke von Platon, Cicero oder Machiavelli herangezogen.Zeit: 16 bis 18 Uhr c.t. Dozent: Stefano Sarancino, M.A.Bild: Ex-US-Präsident George W. Bush besucht amerkanische Soldaten an Thanksgiving - mit einem Plastiktruthahn. Foto: dpa Text: Silke Breimaier

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Montag: "Feminismus reloaded"Warum Feminismus das Leben schöner macht, erklärten 2008 die "Alphamädchen"-Autorinnen Haaf, Klingner und Streidl und zusammen mit Charlotte Roches Roman "Feuchtgebiete" war die "new feminism" Strömung geboren. Unter dem Wahlspruch: "Feminismus ist passé? We don't think so" sollen Popkultur, Politik und Style mit einer feministischen Haltung verbunden werden.Im Sommersemester kann diese neue Emanzipation jetzt kritisch hinterfragt werden. Anhand der Geschichte der Frau in Literatur und Film will das Seminar der Fakultät für Sprach- und Literaturwissenschaft "das kritisch-gesellschaftliche Potential des 'Feminismus reloaded' untersuchen und die Chancen und Risiken beleuchten, die sich aus einem marktnahen Feminismus ergeben können."Zeit: 18 bis 20 Uhr s.t. Dozentin: Anne KolbFoto: dpa Text: Susanne Popp

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Dienstag: Macht der SchönheitSchön oder nicht schön - das ist meistens Geschmackssache. Medien propagieren in Fernsehshows wie "Germany's Next Topmodel" aktuelle Schönheitsideale. Unser Urteilsvermögen hierzu ist oft eingeschränkt: "Wir urteilen stündlich aus dem Gesicht und irren stündlich", erkannte der deutsche Schriftsteller und Mathematiker Georg Christoph Lichtenberg schon im 18. Jahrhundert.In der Vorlesung im Fachbereich Theaterwissenschaft an der LMU werden "die wichtigsten theoretischen Ansätze und wissenschaftliche Versuche zu diesem Thema vorgestellt". Denn häufig werden Intelligenz, Sympathie und guter oder schlechter Charakter aufgrund des äußeren Erscheinungsbildes zugeschrieben. Glück hat, wer der Norm entspricht oder gar als attraktiv eingeschätzt wird. Allerdings: Endgültig ist es auch der Forschung noch nicht gelungen, das Geheimnis physischer Attraktivität zu lüften.Zeit: 12 bis 14 Uhr c.t. Dozent: PD Dr. Andreas EnglhartFoto: dpa Text: Susanne Popp

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Dienstag: Brautexamen und EhevorbereitungEin französisches Sprichwort sagt: "Die Ehe ist eine Lotterie, in der die Männer ihre Freiheit und die Frauen ihr Glück aufs Spiel setzen." Dennoch sind in München im Jahr 2009 allein im Januar und Februar 754 Ehen geschlossen worden - rund 35 Prozent mehr als im Vorjahr.Das Seminar der katholischen Fakultät der LMU will "den Stellenwert einer korrekten und sorgfältigen Ehevorbereitung vermitteln". Eine dem Kirchenrecht entsprechende Ehevorbereitung soll den Weg zur Ehe ebnen. Und "Traugespräch und Brautexamen bieten eine Gelegenheit, das kirchliche Eheverständnis zu vermitteln und den Ehewillen der Brautleute zu klären".Zeit: 14 bis 16 Uhr s.t. Dozentin: Dipl.-Theol. Andrea WindischFoto: Rumpf Text: Susanne Popp

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Dienstag: Der innere Schweinehund"Ich habe so lange eine Motivationsproblem bis ich ein Zeitproblem habe" - so oder so ähnlich lauten die Titel diverser Gruppen in der Studenten-Community StudiVZ. Ja, der innere Schweinehund. Damit beschäftigt sich auch das Pädagogik-Seminar "Die Kunst der Selbstmotivierung. Wie man als Student seinen inneren Schweinehund überwindet".Die moderne Motivationsforschung hat Modelle und Strategien entwickelt, mit denen man das Aufschieb-Phänomen nicht nur erklären, sondern auch - hoffentlich wirkungsvoll - bekämpfen kann. Studenten könnte der Kurs vielleicht einige durchgearbeiteten Nächte ersparen.Zeit: 16 bis 18 Uhr c.t. Dozent: Dipl.-Psych. Jens-Uwe MartensSymbolfoto: iStock Text: Silke Breimaier

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Mittwoch: Die intellektuelle EheSchwabing Ende des 19. Jahrhunderts: Maler, Schriftsteller und Künstler aller Art lebten hier die "liberalitas bavariae" - auch in ihren Beziehungen. Partner in heutigen Ehen und Nicht-Ehen können selbst miteinander ausmachen, wie ihre Beziehung aussehen soll. Das war nicht immer so: Über Jahrhunderte hinweg war die Ehe durch religiöse, gesellschaftliche und moralische Vorschriften geregelt.Die Fakultät für Sprach- und Literaturwissenschaften widmet sich vor diesem Hintergrund in der Vorlesung "Die intellektuelle Ehe - Literatur und Leben" einer Form der Partnerschaft, in der die Ehe als staatliche oder kirchliche Institution keine Rolle spielt. Die Beteiligten gehen dabei nicht unbedingt einer geistigen Tätigkeit nach, es ist vielmehr die Verbindung selbst, die intellektuell begründet ist.Es gibt einige berühmte Beziehungen, die eine solche Art des Zusammenlebens vorgelebt haben: Max und Marianne Weber, Bertolt Brecht und seine Frauen und Simone de Beauvoir und Jean-Paul Sartre werden in der Vorlesung vorgestellt. Auch deren schriftstellerische Werke spielen in dem Kurs eine wichtige Rolle sowie andere Eheromane und -novellen unterschiedlicher literarischer Epochen.Zeit: 14 bis 16 Uhr c.t. Dozentin: Prof. Dr. Hannelore SchlafferBild: Simone de Beauvoir und Jean-Paul Sartre, 1977. Foto: AP Text: Silke Breimaier

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Donnerstag: Wir VampireViele haben als Kind gespannt die "Der kleine Vampir"-Bücher gelesen und schwärmten für Brad Pitt und Tom Cruise in "Interview mit einem Vampir". Spätestens seit den derzeit so erfolgreichen "Twilight"-Büchern von Stephenie Meyer, über die große Liebe des Mädchens Bella und des Vampirs Edward, sind Vampirgeschichten und -mythen wieder allgegenwärtig. Bei einer Autogrammstunde der Schauspieler der Romanverfilmung in München drängten sich vor kurzem hunderte, meist weibliche, Fans am roten Teppich des Mathäser-Kinos, um einen Blick auf ihre Stars zu erhaschen.Auch die Fakultät für Sprach- und Literaturwissenschaften widmet sich dem Thema und macht in der Beschreibung zur Vorlesung "Wir Vampire. Vampirismus in kulturgeschichtlicher Perspektive" gleich einmal klar: "Die Vorlesung möchte zeigen, dass es bei den Vampiren immer auch um 'uns selbst' geht."Ausgehend von Volksglauben und historischen Quellen, wendet sich die Vorlesung dem Thema Vampirismus in Literatur und Film zu. Es soll deutlich werden, dass die Thematik eine Art kulturgeschichtlicher Knotenpunkt sein kann, an dem zentrale anthropologische, kulturelle und mediale Probleme behandelt werden.Zeit: 10 bis 12 Uhr c.t. Dozent: Christian BegemannBild: Schauspieler Jan Amman im Musical "Tanz der Vampire". Foto: ddp Text: Silke Breimaier

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Wochenendseminar: Paarbeziehungen"Verlieben ist leicht - doch Partnerschaft leben schwer". Die Folge: München ist Deutschlands Singlehauptstadt. Eine Umfrage der Agentur Parship ermittelte, dass 28,8 Prozent der Bewohner zwischen 18 und 59 Jahren in der bayerischen Metropole allein leben.Unabhängigkeit und sowohl berufliche als auch private Selbstverwirklichung stehen bei den Singles an erster Stelle. Und dennoch scheint sich, angesichts neuer Formen der Kontaktaufnahme wie Speed-Dating, so mancher unbedingt nach einer festen Beziehung zu sehnen. Bleibt die Frage, wie man den Partner fürs Leben findet.In einem Wochenendseminar versucht die pädagogische Fakultät der Universität München anhand wissenschaftlicher Theorien die unterschiedlichen Aspekte und Charakteristika von Partnerschaft zu beleuchten. Beispielsweise ob sich nun wirklich gleich und gleich gern gesellt - ziehen sich doch eher Gegensätze an? Die Teilnehmer der Veranstaltung sollen herausfinden, ob es bestimmte Fertigkeiten ermöglichen, kritische Phasen gut zu überstehen und die Paarstabilität zu stärken.Zeit: 10 bis 16 Uhr c.t. Dozentinnen: Michaela Rattenberger und Stepanka VavrovaFoto: ddp Text: Susanne Popp

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