Kuratorium gegründet:Warten auf den Wohltäter

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Das neue Kuratorium: Erzpriester Apostolos Malamoussis, Benjamin Idriz, Rabbi Steven Langnas und Großmufti Mustafa Ceric (von links). (Foto: Robert Haas)

Das Münchner Forum für Islam braucht bis Jahresende Geld für die geplante Moschee

Von Bernd Kastner

Noch steht in den Sternen, ob das Münchner Forum für Islam (MFI) mit seiner repräsentativen Moschee zu realisieren ist. Noch fehlen viele Millionen für das an der Dachauer Straße geplante Projekt. Und doch ist der Verein um Imam Benjamin Idriz einen großen Schritt weiter: Das Kuratorium des MFI hat sich konstituiert und Alt-Oberbürgermeister Christian Ude zu seinem Vorsitzenden gewählt. Der will das Projekt aktiv voranbringen, "als Grüß-Gott-August stehe ich nicht zur Verfügung", sagte er zur SZ.

Dem Gremium gehören 38 Persönlichkeiten des öffentlichen Lebens an, vor allem Vertreter aus Religion, Wirtschaft, Politik, Wissenschaft. Unter ihnen sind etwa der evangelische Landesbischof Heinrich Bedford-Strohm, Alois Glück, Präsident des Zentralkomitees der deutschen Katholiken, und Aiman Mazyek, Vorsitzender des Zentralrats der Muslime. Das Kuratorium soll das MFI beraten, zugleich dem Projekt weiteren Rückhalt in der Gesellschaft geben - und heranschaffen helfen, was nach wie vor fehlt: Geld.

Die Stadt hat dem MFI ein Grundstück im künftigen Kreativquartier reserviert, allerdings nur bis Jahresende. Dann erwartet das Rathaus einen Finanzierungsplan von Idriz. Während der Imam inzwischen von einem "Wunder" spricht, auf das er hoffe, also einen finanziell potenten Geldgeber aus der Golfregion, will Ude in Deutschland "Netze auswerfen". So will er die Finanzierung auf eine breitere Basis stellen. Er denkt dabei an Bürger, speziell auch in der muslimischen Community, und an die Wirtschaft. "Das muss ein Engagement der Münchner Zivilgesellschaft sein." Nur darauf zu warten, bis ein einziger Wohltäter Millionen überweise, ohne eine Gegenleistung zu erwarten, sei nicht sinnvoll.

Dass sich Ude künftig so für das MFI engagieren will, ist auf den ersten Blick überraschend. Gegen Ende seiner Amtszeit als OB hat er sich mit Idriz heftig öffentlich gezofft, nachdem der Imam Ude mangelndes Engagement vorgeworfen hatte. Dies, sagt Ude heute, sei "ein kleiner Streit unter Verbündeten gewesen". Schließlich sei er es gewesen, der Idriz und seine Penzberger Gemeinde jahrelang gegen Kritik aus dem CSU-geführten Innenministerium in Schutz genommen habe. Er halte das MFI-Konzept für hervorragend, vor allem, dass auf Deutsch gepredigt und ein an europäischen Grundwerten orientierter Islam praktiziert werden solle.

Sollte bis Ende Dezember die Finanzierung nicht stehen, hofft Idriz, dass die Stadt ihre Frist verlängere. Und wenn nicht? Wenn es allein nach ihm gehe, würde er das Projekt MFI dann schweren Herzens beenden.

© SZ vom 31.10.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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