Kunstprojekt:Von wegen weiß

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Der Südtiroler Künstler Philipp Messner lässt die Wiese vor der Alten Pinakothek bunt beschneien

Von Stephanie Probst

Zehn Tage standen die drei großen Schneekanonen des Kunstprojekts "Clouds" nun unberührt auf der grünen Wiese vor der Alten Pinakothek. Erst an diesem Montag war es endlich kalt genug, sodass die drei Maschinen blauen, gelben und roten Kunstschnee auf die große Freifläche zwischen der Alten Pinakothek und der Hochschule für Film und Fernsehen befördern konnten. Dazu wurden die herkömmlichen Schneekanonen mit stark verdünnter Lebensmittelfarbe befüllt und in der Nacht zum Montag in Betrieb genommen. Der Künstler Philipp Messner wirkt zufrieden. "Es ist wunderschön, aber auch absurd. Die Fläche ist fast wie ein digitaler Raum, den man betreten kann", sagt er.

Auf der bunten Schneeflächen tummeln sich viele Passanten, begutachten die farbigen Schneeschichten oder bauen bunte Schneemänner. "Man merkt, dass die Leute interessiert sind. Das Projekt sorgt durch seine Großflächigkeit für Erstaunen und für ganz viel Faszination", erklärt der Künstler. Erst das Tageslicht mache den farbigen Schnee richtig wahrnehmbar: "Manchmal weiß ich selbst nicht, ob die Farbigkeit nicht eine Lichtbrechung auf weißem Schnee ist", sagt Messner.

Ganz neu ist das Projekt nicht: Erstmals hatte der Südtiroler den bunten Schnee in den Dolomiten produziert. Das Ergebnis begeisterte ihn so, dass er es auch im urbanen Raum versuchen wollte. Die Gegensätzlichkeit von Schneekanonen und städtischem Leben faszinierte ihn. Außerdem werde der Kunstschnee, den man in den Bergen als natürlich wahrnehme, durch die Farbigkeit zur "echten Künstlichkeit", wie es der Künstler ausdrückt.

Bei "Clouds" geht es Messner nicht darum, ein Bild aus bunten Schneeflocken zu erschaffen, das nicht betreten werden darf. Kunst im öffentlichen Raum soll dem Künstler zufolge vielmehr dazu dienen, Körperlichkeit und Raum zu erleben. Denn diese Art von Kunst falle auf und sie sei demokratischer als andere Formen: Sie sei für jeden ersichtlich, egal ob er das wolle oder nicht. Noch bis zum 5. Februar kann der bunte Schnee erlebt werden. Aber nur unter der Voraussetzung, dass es kalt genug bleibt. Erst bei drei Grad unter Null können die Schneekanonen die Wiese beschneien.

© SZ vom 19.01.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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