Kunstprojekt "Permanus":"Es strahlt uns an"

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Künstler Martin Blumöhr und Lebenshilfe-Aufsichtsratsvorsitzende Andrea Siemen vor dem Werk. (Foto: Stephan Rumpf)

Mit einem haushohen Wimmelbild feiert die Lebenshilfe München ihr 60-jähriges Bestehen

Von Thomas Anlauf

Es ist eine riesige bunte Blume, die da an der lärmenden Chiemgaustraße in den Himmel gewachsen ist. Fast 20 Meter hoch ist das Kunstwerk an der Fassade der Lebenshilfe München. Das Außergewöhnliche an dem haushohen Wimmelbild ist, dass es nicht nur von einem Künstler stammt, sondern von Dutzenden: 60 Menschen haben daran fast drei Monate lang gearbeitet. Unter der Anleitung des Münchner Künstlers Martin Blumöhr haben Menschen mit Behinderung, Betreuern, Angehörigen und Nachbarn das Kunstprojekt "Permanus" geschaffen. Es ist nicht nur ein riesiges Symbol für Freiheit und Diversität, sondern nun auch ein neues Markenzeichen der Lebenshilfe München, die an diesem Freitag nachträglich ihr 60-jähriges Bestehen gefeiert hat.

"Gedankenskulpturen" nennt der 40-jährige Blumöhr die einzelnen Bildelemente auf dem Wandgemälde. In sechs Workshops wurden Ideen gesammelt und über ihre künstlerische Umsetzung diskutiert. Manche hat Blumöhr dann beim Malen ihrer Gedankenskulpturen unterstützt, einige haben sich sogar selbst auf ein meterhohes Gerüst gewagt und weit über dem Boden ihre Kunstwerke innerhalb der Regenbogenblume gemalt. So wie Michi Fodermeier: Der 29-Jährige hat einen lächelnden Delfin gemalt, dazu Schiffe und einen Hafen. "Ich habe da an Teneriffa und an Barcelona gedacht", sagt er. Dorthin ist er schon mit der Offenen Behindertenarbeit der Lebenshilfe gereist. Auch die 61-jährige Angela hat sich für ihr Kunstwerk auf das Gerüst gewagt. Dort hat sie unter anderem die Erde, aber auch ihren Lieblingskünstler, den Musiker und Komponisten Jean-Michel Jarre, gemalt. "Du hast uns so unterstützt und Liebe gebracht", sagt sie zu Blumöhr, der das Projekt betreut hat.

Ähnlich lobende Worte findet auch Andrea Siemen, die Aufsichtsratsvorsitzende der Lebenshilfe München. Mit dem Kunstprojekt "Permanus", was Lateinisch "von Hand zu Hand" oder "mit der Hand" bedeuten kann, sei "etwas Einzigartiges entstanden: Es strahlt uns an". Schließlich verkörpert das Werk ja auch ein wenig die Lebenshilfe München, die 1960 zwölf Menschen gründeten, ursprünglich als Beratungsangebot für Angehörige von Menschen mit Behinderung. Längst ist die Lebenshilfe München ein großer Sozialverein mit mehr als 1000 Mitgliedern und 500 Beschäftigten. Die erste heilpädagogische Kindertagesstätte eröffnete die Münchner Lebenshilfe 1968, heute betreibt sie vier, in denen 150 Kinder und Jugendliche betreut werden. Nur acht Jahre später startete der Verein mit der Frühförderung, heute werden dort jährlich mehr als 1000 Kinder speziell gefördert.

Neu ist die Frühförderstelle in der Messestadt Ost, in Putzbrunn entsteht ein großes Wohn- und Pflegeprojekt und im neuen Stadtteil Freiham sowie im Werksviertel sind weitere inklusive Wohngruppen geplant. "Gerade die integrative Wohngemeinschaft ist für mich ein ganz besonderes Projekt", lobt Bürgermeisterin Verena Dietl in ihrem Grußwort. Sie wünsche sich viel mehr davon in München und verspricht, die Lebenshilfe darin persönlich zu unterstützen. Die SPD-Politikerin sei "sehr stolz, die Lebenshilfe in der Mitte unserer Stadt zu haben".

© SZ vom 18.09.2021 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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