Kunst für Kinder:Experimente mit der Zukunft

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Zuerst lernen die Kinder das Werk eines Künstlers kennen, dann können sie selbst kreativ werden. (Foto: Lenbachhaus)

Das Lenbachhaus startet das Ferienprogramm "Futureland" zur Kunstvermittlung

Von Barbara Hordych

Auf einem großen weißen Tisch breitet sich eine Landschaft aus transparenten Alltagsobjekten aus: Kunststoffflaschen, Aschenbecher, CD-Hüllen, aber auch kostbare Gläser und Karaffen sowie fein geschliffene Prismen. Angestrahlt wird dieses Ensemble von einem Diaprojektor mit rotierender Linse, dabei entstehen geheimnisvoll fließende Silhouetten an den umliegenden Wänden. "Was könnt ihr in den Schattenbildern erkennen?", fragt Stefanie Holzer die Viertklässler von der Grundschule an der Tumblingerstraße. Sie haben sich am letzten Schultag vor den Osterferien um die Installation "Lunapark" der Münchner Künstlerin Michaela Melián im Kunstbau versammelt. Als Testgruppe für ein neues Kunstvermittlungsprogramm, mit dem das Lenbachhaus an diesem Dienstag startet.

"Das sieht wie eine Achterbahn auf einer Kirmes aus", sagt ein Junge. "Das da ist ein Turm, von dem man herunterfällt", vermutet ein Mädchen, während es mit dem Finger auf ein sich verdichtendes Schattenbild zeigt, das sich kurz darauf wieder auflöst. "Deshalb heißt diese Installation auch Lunapark, damit ist ein großer Vergnügungspark gemeint", erklärt Holzer. Doch Michaela Melián ist nicht nur bildende Künstlerin, sondern auch Musikerin. Weshalb bei der Installation "Lunapark" auch elektrischer Sound eine wichtige Rolle spielt. "Wenn ihr alle einmal in die Hocke geht, bis ihr die Tischkante vor Augen habt, was könnt ihr dann hören?", ermuntert Kunstgeschichtsstudentin Holzer die Schüler. "So ein hohes Piepsen", sagt eine Schülerin. "Das kommt aus den Boxen, die sind unter dem Tisch", stellt ein Schüler nach eingehender Untersuchung fest. "Und an was erinnern euch diese Töne?", hakt Holzer nach. Eifriges Überlegen ringsum. Dann wedelt ein Mädchen aufgeregt mit der Hand in der Luft: "Ich weiß, was das ist - wenn man mit einem feuchten Zeigefinger über den Rand eines Weinglases fährt, dann macht das solche Töne!" Keine Frage, das Workshopkonzept von Martina Oberprantacher, der Leiterin der Kunstvermittlung am Lenbachhaus, geht auf. "Kindern gelingt oft auf Anhieb ein spielerischer Zugang zu zeitgenössischer Kunst, bei der viele Erwachsene Berührungsängste haben", sagt sie.

In den Ferien haben nun Kinder wie auch Erwachsene die Gelegenheit, ein Zukunftslabor anhand der Kunst von Michaela Melián auszuprobieren. Das Programmmotto "Futureland - Wenn aus Heute morgen wird" ist inspiriert von Meliáns multimedialen Installationen. "Lunapark" etwa greift utopische Architekturvisionen einer Künstlervereinigung mit Namen "Gläserne Kette" auf, erklärt Holzer den Kindern: "Die wollten, dass alle Häuser aus Glas sind - würde euch das gefallen?" Kopfschütteln ringsum. "Dann würde man ja von draußen alles sehen, was die drinnen gerade machen", stellt ein Junge zweifelnd fest. "Beim Umziehen und beim Duschen", überlegt ein Mädchen. Der Fall ist klar - die Stadt aus Glas findet keine Zustimmung. Dafür erhalten die jungen Besucher im Anschluss an die Führung im Kunstbau schräg gegenüber im Studio des Lenbachhauses die Gelegenheit, ihre eigenen Ideen für eine Stadt der Zukunft auf Papier und Folie zu bringen und den anderen Teilnehmern vorzustellen. Darunter werden dann Entwürfe für ein Schwimmbad mit 3-D-Kino oder Rutschen sein, mit denen man in andere Länder gelangen kann. Nicht zu vergessen die Hamburger-Restaurants, "damit man während der Reise auch essen kann", erklärt ein junger Städteplaner. Man darf also gespannt sein auf die urbanen Visionen, die noch kommen mögen ( www.lenbachhaus.de/vermittlung/besucher-innen/ferienprogramm/).

© SZ vom 21.03.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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