Kultfabrik:Bewährung für tödlichen Schubs

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Eine alkoholgetriebene Rangelei auf dem Partygelände und ihr tragisches Ende vor Gericht: zwei Jahre auf Bewährung

Zwei Betrunkene in der Kultfabrik, eine Schubserei vor der Türe einer Bar, eigentlich das Normale an einem Wochenende auf der Partymeile. Doch das Opfer, Manuel R., torkelte im Dezember 2015 nach hinten und fiel so unglücklich mit dem Kopf gegen eine Wand, dass er zwei Wochen später in einer Klinik starb. Staatsanwalt Andreas Bayer forderte für Nicholas S., den Schubser auf der Anklagebank vor dem Landgericht München I, wegen Körperverletzung mit Todesfolge eine Freiheitsstrafe von drei Jahren und sechs Monaten. Doch die zweite Strafkammer unter Vorsitz von Richter Norbert Riedmann verurteilte den 26-Jährigen zu einer zweijährigen Freiheitsstrafe - mit einer Bewährungszeit von drei Jahren.

"Er hat die Grundvoraussetzungen geschaffen, nachher lief vieles blöd - für beide", sagte Richter Riedmann in der Urteilsbegründung mit Blick auf den Angeklagten. Blöd war, dass Manuel R., Sänger und Gitarrist der Münchner Indie-Band "Boy Android", mit seinen 2,6 Promille ins Wanken geriet, der Boden uneben war und er mit dem Kopf gegen die Wand schlug. Äußere Verletzungen, so Riedmann, seien nicht erkennbar gewesen. Und auch im Klinikum Neuperlach, wo an einem Wochenendtag bis zu sieben Männer mit Alkoholfahne und Bewusstseinsproblemen ankommen, habe man eine Hirnblutung nicht erkannt. Erst tags darauf wurde ein Arzt skeptisch und ordnete ein CT an. In Bogenhausen wurde Manuel R. operiert und lag mit schwersten Verletzungen im Koma. Seiner Mutter hatte er einmal gesagt, dass er so nicht leben wolle. So entschied sie mit den Ärzten, "die Therapie einzufrieren". Am 2. Januar 2016 verstarb Manuel R.

Durch den Schubser, so das Gericht, habe Nicholas S. billigend in Kauf genommen, dass der andere stürzen und sich verletzen könnte. Allerdings sah es einen minder schweren Fall der Körperverletzung mit Todesfolge. Nicholas S. bereue zutiefst, müsse ein Leben lang damit klarkommen - und er trinke nicht mehr.

© SZ vom 17.05.2017 / wim - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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