Krimi-Fans:Mord ist ihr Hobby

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Aufpassen, dass die Suppe nicht kalt wird - Teilnehmer eines Krimi-Dinners in München. (Foto: Andreas Gebert/dpa)

Freizeitdetektive können sich ihre Verbrechen aussuchen - ob beim gediegenen Abendessen oder bei einer Stadtführung

Von Günther Knoll

Leichen-Schmaus

Die Stücke heißen "Alles Gute, liebe Leiche", "Candlelight Killers", "Brandner Kaspar" oder ganz besonders passend "Mord au chocolat". Und sie sind so angelegt, dass einem nicht vor Schreck das Essen im Hals stecken bleibt oder vor lauter Theaterblut die Lust auf Rotwein vergeht. Ganz im Gegenteil: Bei Krimi-Dinners können die Gäste gemütlich ein mehrgängiges Menü verspeisen und so ganz nebenbei in einem interaktiven Theaterstück mitspielen. Meist werden sie während des Essens unversehens Zeugen eines Mordes und sollen dann mithelfen, den Täter zu finden.

Auch in München hat diese Form von Kulinarik und Kriminalität viele Anhänger, bundesweit haben sich einige Agenturen darauf spezialisiert, das Publikum zu unterhalten und den kriminalistischen Spürsinn anzuregen. Der Rahmen ist in der Regel gediegen: Eine Boazn eignet sich halt weniger, wenn für einen Mord in gutem Hause die passende Kulisse gesucht wird. So sind die Schlosswirtschaft Schwaige in Nymphenburg, die Blutenburg, das Undosa im Seebad Starnberg oder der Stephanskeller im Freisinger Bräustüberl Schauplätze der unterhaltsamen Krimis.

Der Wei(s)se Stadtvogel München, der hauptsächlich Stadtführungen anbietet, hat auch ein kriminalistisches Menü im Programm und sich dafür die Bio-Gaststätte "Klinglwirt" in Haidhausen ausgesucht. In bayerischem Ambiente wird dort der "Brandner Kaspar" gegeben, freilich in Form einer Generalprobe, in der dann auch prompt ein Mord passiert. Und schon ist der Gast zwischen " Brotzeitteller" und "Spinatkäsespatzn" mitten im mörderischen Geschehen. (Infos unter krimidinner.de, stadtvogel.de, dine-crime.de)

Für Schaulustige

Für die offenbar recht zahlreichen Hobbydetektive gibt es auch eigene Stadtführungen. Darauf spezialisiert hat sich die Citythriller Event GmbH aus Köln. Sie bietet bundesweit solche Führungen an, in deren Mittelpunkt ein zu lösender Mordfall steht. So ganz nebenbei können die Teilnehmer dann auch noch die Sehenswürdigkeiten der jeweiligen Stadt kennenlernen. Zeugen oder Verdächtige, die Hinweise für die Lösung des Falls parat haben, laufen den Teilnehmern in München dann zum Beispiel an der Feldherrnhalle, an der Residenz oder auf dem Viktualienmarkt über den Weg.

Bei der Krimirallye des "Stadtvogels" werden die Teilnehmer in Ermittlerteams aufgeteilt, die anderen Akteure sind professionelle Schauspieler, die sich auch nicht scheuen, die Kriminalisten auf die falsche Fährte zu locken. Diese Führungen im Zeichen des Verbrechens finden jeden Samstagnachmittag statt. Start ist passenderweise immer um 15 Uhr vor dem Polizeipräsidium an der Ettstraße (Anmeldung ist erforderlich).

Kriminal-Technik

Und schließlich gibt es die Krimiversion auch noch für die Geocacher. Mithilfe eines Navigationsgeräts und mit vielen Hinweisen geht es durch die Stadt München auf der Suche nach dem Täter. Nach drei Stunden wartet eine Siegerehrung auf die besten Detektive, die für diesen Mitmach-Krimi in Gruppen eingeteilt sind und die sich ständig über eine Hotline informieren können, wenn sie nicht mehr weiter wissen sollten. Der Anbieter, die Firma CityHunters, hat sich inzwischen auf Teambuilding spezialisiert, und so werden diese kriminalistischen Verbrecherjagden durch München nur noch für Gruppen angeboten. Die Hilfsmittel sind neu, insgesamt erinnert das aber dann doch etwas an Schnitzeljagden längst vergangener Zeiten (www.cityhunters.de).

© SZ vom 11.12.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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