Krieger-Denkmal:Denk mal

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Simple Frage, schwierige Antwort: Wer ist zuständig für das Krieger-Denkmal der Bundeswehr?

Von Bernd Kastner

Die Bundeswehr hat Hubschrauber, die nicht fliegen. Sie hat Gewehre, die schießen, aber gerne daneben, wenn ihnen heiß wird. Und sie hat ein Kriegerdenkmal neben ihrem Karrierecenter in München stehen, das erst in den Sechzigerjahren wiedererrichtet wurde. Aber dieses Denkmal gehöre der Bundeswehr gar nicht, sondern den Stadtwerken. Den Stadtwerken? Ja, sagt die Bundeswehr. Oder doch nicht? Es scheint, als ob manchem zu heiß ist in diesen Tagen. Jedenfalls sorgt die Truppe für Verwirrung.

"Sie starben für Deutschlands Ruhm und Ehre" steht, zur Erinnerung an die Bayerische Eisenbahntruppen im Ersten Weltkrieg, auf dem Denkmal an der Dachauer Straße, einen Steinwurf von der Zentrale des Goethe-Instituts entfernt, das deutsche Kultur in die Welt bringen soll. Wolfram Kastner, Künstler und Provokateur, ist das zu militaristisch, weshalb er kürzlich eine gelbe Denk-Tafel an das Denkmal geklebt hat: "Wir trauern um alle, die im Weltkrieg 1914-1918 grausam und sinnlos ihr Leben verloren. Die Toten mahnen uns, mit allen Kräften für Frieden zu sorgen und Kriege zu verhindern." Diese Worte sind inzwischen wieder weg, weshalb Kastner Strafanzeige gegen unbekannt gestellt hat. Wer, fragt er, hat was gegen Trauer und Frieden? Die Kripo soll den Täter finden, bloß wo? In der Truppe?

"Die Verantwortung für dieses Denkmal liegt nach unseren Informationen bei den Stadtwerken München." Das hat ein Sachbearbeiter des "Teams Bürgeranfragen" an Kastner geschrieben, und auf Nachfrage erklärt ein Offizier dieses Teams, dass die Bundeswehr diese Auskunft am "Bürgertelefon" der Stadt München bekommen habe. Warum aber hat dann die Bundeswehr ihrerseits schon vor Monaten Strafanzeige gegen Kastner gestellt, weil der ein paar Buchstaben entfernt hatte, und ihn mit einem Betretungsverbot belegt, wenn sie mit dem Denkmal gar nichts zu tun hat?

Jetzt schauen auch die Stadtwerke nach, was ihnen gehört, und kommen zum Ergebnis: "Damit haben wir nichts zu tun." Definitiv nicht, das Areal sei immer militärisch genutzt worden.

Vielleicht weiß ja das BAIUDBw mehr. In der Rangliste der unbekanntesten Behörden dürfte das "Bundesamt für Infrastruktur, Umweltschutz und Dienstleistungen der Bundeswehr" in Bonn ziemlich weit vorne liegen. Dieses Amt hat sich bisher als zuständig verstanden, und auch jetzt verrät eine Sprecherin: Das Denkmal gehöre schon dem Bund, nicht der Stadt. Warum der Kollege vom "Team Bürgeranfragen" das nicht wisse, wisse sie nicht. Und sonst, wer war der Täter? Kein Kommentar zum Denkmal. Warum nicht? Die Antwort: "Das kann ich Ihnen nicht sagen."

© SZ vom 21.07.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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