Konzerthaus-Wettbewerb:Braunfels wartet

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Bauamt lässt sich mit Bewertung des strittigen Architekten Zeit

Von Michael Zirnstein

"Wo die Regeln am strengsten sind, wächst die schönste Kunst." Wäre das Staatliche Bauamt München 1 beim Architektenwettbewerb zum neuen Konzerthaus dem Motto des Kunsthistorikers Wolfgang Braunfels, Vater des Architekten Stephan Braunfels, gefolgt, könnte bald wirklich etwas entstehen: Am Donnerstag mussten die 35 ausgewählten Architekturbüros ihre Pläne einsenden, die Modelle sollen in 14 Tagen folgen. Dann könnte das Preisgericht im Mai den besten Entwurf küren.

Weil die Regeln in der ersten Sichtungsrunde mit 205 Kandidaten aber eben nicht streng genug waren, gerät der Zeitplan ins Wanken. Stephan Braunfels hatte gegen seinen frühen Ausschluss aus dem Bewerb geklagt, weil seine Referenzprojekte nicht ordentlich gewürdigt worden waren. Die Vergabekammer der Regierung von Oberbayern gab ihm Recht: Die Kriterien für die Absage erschienen dem Gericht schwammig, womöglich habe man Braunfels gar absichtlich ausgeschlossen, weil er mit dem Freistaat noch um Honorar für seine Arbeit an der Pinakothek der Moderne streite. Die Bewerbung müsse überprüft werden. Seit dem Urteil wartet Braunfels auf Nachricht: "Das ist nun fast sechs Wochen her. Ich wundere mich, dass die Neubewertung so lange dauert, wo alles doch angeblich so eilig ist." Sollte er nachträglich für die Hauptrunde nominiert werden, müsste er zum Ausarbeiten seiner "sehr schönen Vision", die er für das Konzerthaus im Werksviertel habe, die selbe Zeit bekommen wie die anderen. "In der Regel drei Monate", schätzt Braunfels. Im Innenministerium heißt es nur nebulös, die Neubewertung sei "noch in Bearbeitung", von dieser hänge der weitere Zeitplan ab. Warum man nicht schneller entscheide, kann sich Braunfels nur damit erklären, dass das Bauamt erst einmal abwartet, ob einige Büros doch nicht teilnehmen. Das wird sich Mitte nächster Woche herausstellen. Bis dahin muss das Bauamt auf Einsendungen warten, denn als Abgabetermin gilt der Poststempel. Sollte wirklich ein Büro freiwillig zurückziehen, könnte man Braunfels problemlos nachrücken lassen, ohne dem Letztplatzierten der Vorrunde abzusagen und von diesem eine Klage zu riskieren. Eine solche droht aber so oder so: "Wenn die mich nicht nehmen, werde ich erneut rügen", kündigt Stephan Braunfels an.

© SZ vom 10.03.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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