Konzert von Kool Savas:Jedem das Beste

Lesezeit: 2 min

Zwei Stunden nicht ganz jugendfreie Party: Rapper Kool Savas hat zwar nicht so viel Ahnung von Geographie - aber seine Fans macht er glücklich.

Rebecca Brielbeck

20 Uhr, Friedenheimer Brücke. Junge Männer mit Kappen, weiten Baggy-Hosen und viel zu großen Jacken pilgern in Scharen Richtung Backstage. Dort hat sich vor dem Eingang bereits eine riesige Schlange gebildet. Wer jetzt noch kein Ticket hat, wird das Konzert von Savaş Yurderi, a.k.a. King Kool Savas, wohl nicht sehen können - und einiges verpassen.

Der selbsternannte "King of Rap": Kool Savas (Foto: Foto: dpa)

In der Halle freuen sich diejenigen, die noch eine Karte für das mittlerweile ausverkaufte Konzert ergattern konnten, scheinbar so sehr auf den Berliner Rapper, dass sie bereits die Lieder mitrappen, die vom Band kommen. Ein bisschen müssen sie sich jedoch noch gedulden, bis der selbsternannte "King of Rap" ohne Vorgruppe die Bühne betritt - und das ist auch gut so, denn sonst müssten viele den Konzertbeginn in der Garderobenschlange mitverfolgen.

Hier wartet man bei stark frequentierten Veranstaltungen schon mal eine gute halbe Stunde, bis man seine Jacke abgegeben hat. Und auch an diesem Abend haben es die Verantwortlichen nicht geschafft, die Kleiderablage mit mehr als einer Person zu besetzen.

Alles auswendig

Dann geht es aber los: Zusammen mit Nachwuchs-Talent Franky Kubrick und Moe Mitchell betritt Savas die Bühne und gibt von Anfang an Vollgas. Genauso wie seine Fans. Die können jedes einzelne Lied auswendig: Bei seinem Hit "Der beste Tag meines Lebens" - mit dem gleichnamigen Album schaffte er 2002 seinen Durchbruch und wurde im Jahr darauf mit dem "Comet" ausgezeichnet - oder der Singleauskopplung seines neuen Mixtapes "John Bello Story 2" "Brainwash" brandet bereits mit den ersten Takten geradezu frenetischer Jubel auf und alle Hände fliegen in die Höhe.

Verehrt man ihn nicht ebenso sehr, wie es einige hier offenbar tun, weiß man nicht so recht, was man von dem Berliner Rapper halten soll. Ist er nun eigentlich ein ganz netter Kerl oder doch einfach nur ein weiterer Prolet, wie sie es momentan haufenweise in der Branche gibt? Einerseits sind seine Lieder - vor allen Dingen die älteren Sachen wie "L.M.S." und "Pimplegionär" - nicht eben minderheitenfreundlich und außerdem in hohem Maße frauenverachtend. Andererseits unterstützt er Kampagnen der Polizei gegen Cannabis und setzt sich für die Tierschutzorganisation "PETA" ein. Und er bietet Nachwuchs-Rappern mit seinem Label "Optik Records" eine Plattform für ihre Musik.

Und auch hier in München wirkt er wie eine Person, die jedem nur das Allerbeste wünscht - wenn auch nicht ohne das ein oder andere Klischee zu erfüllen. Die Münchner Konzertbesucher seien die Schönsten Deutschlands - nach denen in Zürich. Nun ja. Geografie ist eben nicht jedermanns Sache. Und schließlich ist Kool Savas auch keine Erdkundelehrer, sondern Rapper - und davon versteht er wirklich viel. Nicht wenige Musiker aus der Branche bezeichnen ihn als ihr Vorbild und orientieren sich musikalisch an ihm. Außerdem gehören Kraftausdrücke wohl auch einfach dazu, wenn man als Rapper ernst genommen werden will.

Alter Hase auf der Bühne

Obwohl der Deutschtürke schon ein alter Hase im Geschäft ist und wahrscheinlich schon Hunderte Konzerte gegeben hat, scheint es ihm immer noch zu gefallen. Zwei Stunden und bis zur völligen Erschöpfung heizt er seinen Fans ein. Und danach ist immer noch nicht Schluss. Man sieht ihm an, wie ausgepumpt er ist - und trotzdem gibt Kool Savas noch drei Zugaben. Darunter auch "Das Urteil", ein Lied, in dem er den Streit mit seinem ehemals guten Freund und Rapper-Kollegen Eko Fresh thematisiert.

Natürlich können die Konzertbesucher auch dieses Lied von vorne bis hinten mitrappen und tun dies auch lautstark. Danach wollen sie nicht so recht einsehen, dass der Abend "schon" vorbei sein soll. Nur langsam ebben die "Zugabe"-Rufe ab. Das ist aber wohl nur der euphorisierten Stimmung zu schulden, denn mehr als der "King of Rap" heute geboten hat, kann man von einem Musiker eigentlich nicht verlangen: Ein wirklich langes Konzert, tolle Musik und eine richtig gute Party.

© sueddeutsche.de/pfau - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite
Jetzt entdecken

Gutscheine: