Kontrollen der Behörden:Inzwischen eingespielt

Lesezeit: 2 min

Die Stadt sieht keine Probleme, der Gaststättenverband macht aber auch Verlierer aus

Jede neue Regel bringt auch neue Regelbrecher mit sich. Das musste die Stadt München bei der Einführung des Rauchverbots vor zehn Jahren lernen. Anfangs führten die Kontrollen in den etwa 8000 Gaststätten noch zu Anzeigen und Strafen, wenn mancherorts unerlaubterweise gequalmt wurde. Heute sind dem Kreisverwaltungsreferat (KVR) kaum noch Verstöße bekannt. "Allenfalls in manchen Shisha-Lokalen gibt es noch gelegentlich Beanstandungen, wenn im Gastraum Tabak verwendet wird", sagt Pressesprecher Johannes Mayer. Das Verbot würden die Mitarbeiter der Bezirksinspektionen bei ihren Routinebesuchen mitkontrollieren.

Was jedoch zu Konflikten bei der Einführung des Rauchverbots führte, war die Lärmbelästigung. Plötzlich standen Gruppen rauchender und redender Menschen unter Schlafzimmerfenstern von Anwohnern. "Psst"-Schilder mit Bitten um Geräuschminimierung wurden vor den Lokalen montiert, Türsteher wurden unfreiwillig zu Flüsterbeauftragten. KVR-Sprecher Mayer sieht jedoch auch hier inzwischen mehr Gelassenheit. In den ersten drei Jahren des Rauchverbots habe es "eine leichte Zunahme" der Beschwerden gegeben, "inzwischen hat sich aber auch das eingespielt".

Der Branchenverband der Gastronomen schaut auf eine bewegte Dekade mit dem Kippenbann zurück. Frank-Ulrich John, Sprecher des bayerischen Hotel- und Gaststättenverbandes Dehoga, zieht eine gemischte Bilanz: "Es gab Verlierer und es hat vor allem die Kleinen getroffen. Die Boazn und die Schankstuben haben einen Umsatzrückgang erlebt." Die Diskussion über das Rauchverbot war in seiner Erinnerung eine der emotionalsten Debatten überhaupt, "jeder war ja entweder dafür oder dagegen". Vor allem der langjährige Prozess über die genaue Ausgestaltung des Verbots habe es den Gastronomiebetrieben schwer gemacht, sich den immer neuen gesetzlichen Anforderungen anzupassen. Eine Zeit lang war das Rauchen in Nebenräumen noch erlaubt, dann steckten einige Wirte viel Geld in moderne Lüftungsanlagen, die nur kurze Zeit später wieder obsolet waren. Und auch die sogenannten Raucherklubs, zu denen nur Mitglieder Zugang bekamen, hatten letztlich keinen Bestand.

2011 gab der Gaststättenverband eine Studie in Auftrag, um die Auswirkungen des Verbots zu untersuchen. Danach sagten 64 Prozent der getränkeorientierten Kleingastronomen in Bayern, dass nun weniger Gäste in ihr Lokal kämen. Ähnlich viele Wirte beklagten, dass ihre Stammgäste seltener kämen und kürzer blieben. 29 Prozent hatten bereits darüber nachgedacht, ihre Kneipe zu schließen. Genaue Zahlen zu den tatsächlich geschlossenen Betrieben kann der Dehoga jedoch nicht vorlegen, da bei Gastronomieauflösungen der Grund für die Geschäftsaufgabe nicht erfasst werde. Inzwischen hätten sich auch die Münchner Wirte an das Verbot gewöhnt. Selbst strikte Gegner wie die Wirtin des Asamschlössls, Birgit Netzle, die damals ebenfalls eine Verfassungsklage erwog, seien mittlerweile begeistert von der Rauchfreiheit.

"Viele genießen es inzwischen, rauchfrei zu essen", sagt John, "da kann man natürlich den Duft des Essens ganz anders wahrnehmen." Auch müssten die Wände nicht mehr so häufig gestrichen, Gardinen nicht mehr so oft gewaschen werden. Und eine weitere Auswirkung: Früher gab es eine sogenannte Sengschadenversicherungen für Gastronomen, zum Beispiel für Brandlöcher in Tischdecken. "Die braucht jetzt kaum einer mehr", sagt John.

© SZ vom 02.01.2018 / jesc - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: