Kommunikation:Richtig verbunden

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Matthias Wolf mit seinen Kommunikationsgeräten. (Foto: Catherina Hess)

Die IuK-Gruppe koordiniert bei Großlagen die Kommunikation

Auf den ersten Blick mag es widersprüchlich erscheinen: Matthias Wolf, der in seinem Beruf bei den Münchner Stadtwerken die neuesten Computer-Trends austestet, hantiert in seiner Freizeit mit Feldtelefonen herum, die entwickelt wurden, als er selbst noch in die Grundschule ging. Der 32 Jahre alte Leiter der Informations- und Kommunikations-Gruppe steht im engen Laderaum eines Feuerwehrsprinters und packt einen olivgrünen Klotz aus einer der glänzenden Metallkisten an der Wand: Schweizer Armeetechnologie, wird längst nicht mehr gebaut. Wolf findet das Telefon kultig. Er liebt solche Geräte, als Gegengewicht zu seinem Alltagsjob.

So ein Feldtelefon ist schwer und hängt noch an einem Kabel. Jedes Handy für 30 Euro leistet mehr. Doch bei einem Super-GAU zum Beispiel, also der Havarie eines Atomkraftwerks, "sind Handys, je nach Lage ihres Besitzers, sofort weg", sagt Wolf. Was er meint: Das Mobilfunknetz fällt aus, so wie einst beim Oderhochwasser. Wenn dann noch die Funkgeräte nicht funktionieren, zum Beispiel in einem Hochhaus aus Beton, muss man eben Leitungen verlegen. Die 45 Mitglieder von der Freiwilligen Feuerwehr Sendling halten deshalb neben ausgefeilter Technologie auch einfachste Kommunikationsmöglichkeiten vor, damit sie im Ernstfall für jede Lage gerüstet sind. Die IuK-Gruppe rückt zu allen größeren Einsätzen und Großveranstaltungen im Stadtgebiet aus, um die Einsatzleitung bei Aufbau und Betrieb der Kommunikation zu unterstützen - womit sie wohl die meistgefragte Sondereinheit der Freiwilligen Feuerwehr München ist.

Die Berufsfeuerwehr könnte den Job der internen Kommunikation gar nicht machen: Sie würde ihn personell nicht stemmen. Die IuK-Gruppe ist auch noch gar nicht so alt, erzählt Wolf. Nach den Anschlägen vom 11. September dachte die Stadt über eine Verbesserung der Strukturen im Katastrophenfall nach. Die Sendlinger machten sich daran, eine Abteilung aufzubauen, die neben Funkgeräten, Telefonen und Laptops auch scheinbar ganz banale Sachen dabei hat: Ein Whiteboard, um Telefonnummern von Einsatz-Gruppen aufzuschreiben, Magnetsymbole in Tupperdosen, mit denen man auf einer Karte Helikopterlandeplätze und Tankstellen markieren kann, Post-It-Blöcke, Stifte. "Jeder kommt her und braucht erst mal einen Kugelschreiber", sagt Wolf, der die kleinen Nöte der oberen Befehlshaber kennt.

Wie vor Jahren bei der Entschärfung der Fliegerbombe in Schwabing, für die die IuK-Gruppe vor Ort den Arbeitsplatz der Einsatzleitung einrichtete. Schon allein ohne das Schreibwerkzeug, das in einem der Metallkisten im Sprinter liegt, hätte die Entschärfung wohl länger gedauert. Scheinbar Banales wird in komplexen Einsätzen wichtig. Wenn nicht auf die Schnelle Einsatzbefehle niedergeschrieben und kommuniziert werden können, dann verzögern sich Planung und Entscheidungen.

Verständlich, dass in einer solchen Abteilung eine vierjährige Ausbildung nötig ist. Da geht es zwar auch darum, dass derjenige die Planung auf ein Whiteboard schreibt, der die lesbarste Schrift hat - und so Missverständnisse vermeidet. Die Mitglieder der IuK-Gruppe sind aber teils auch hochspezialisierte Technikfreaks, die selbst in größten Katastrophenszenarien wissen, wie sie die Kommunikation aufrecht erhalten können - und so die Kollegen erst in die Lage versetzen, tatkräftig und effizient zu helfen.

© SZ vom 30.03.2016 / tok - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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