Kommentar:Wer helfen will, soll helfen dürfen

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Hier werden Schülerlotsen gebraucht, dort gibt es junge Männer, die gerne einspringen wollen. Wo das Problem ist? Es ist jedenfalls offenbar eines

Von Melanie Staudinger

Es gibt durchaus schönere Hobbys, als sich in der Früh mit einer grellgelben Uniform in die Kälte zu stellen, Kindern über die Straße zu helfen und sich dabei von vorbeirauschenden Autofahrern noch dumm anreden zu lassen, denen die gängigen Verkehrsregeln offenbar gänzlich unbekannt sind. Wenn es regnet, wird man nass. Wenn die Sonne scheint, muss man anschließend verschwitzt in die Arbeit. Ausschlafen geht nur in den Ferien, weil man sonst ja schon spätestens um halb acht am Dienstort sein muss. Und dennoch gibt es immerhin 530 Münchner, die Lust haben auf die Tätigkeit als Schülerlotse. Das alleine verdient schon Anerkennung.

Genauso bemerkenswert ist das Projekt, das eine Mutter nun an der Grundschule an der Balanstraße auf die Beine gestellt hat. Dort musste sich eine langjährige Helferin aus gesundheitlichen Gründen zurückziehen. Weil sich kein Nachfolger fand, hat sie sich an die Berufsschule für Berufsintegration, eine Schule nur für Flüchtlinge gewandet. Und tatsächlich, eine Handvoll Schüler interessierte sich dafür. Die jungen Männer wollen sich einbringen und der Gesellschaft, die sie nach ihrer Flucht aufgenommen hat, etwas zurückgeben. Hier hören die guten Nachrichten auf. Was danach geschah, ist wenig ruhmreich.

Eltern und Leiter der beteiligten Schulen gingen fast im Behördendschungel unter. Unzählige Telefonanrufe waren nötig, damit ein Teil der Flüchtlinge zum Ehrenamt zugelassen wurden. Dass Bewerber gesund sein müssen, ist nachvollziehbar und ebenso, dass sie nicht vorbestraft sind. Warum aber nur Münchner den Münchner Kindern über die Straße helfen und warum das auch nur Menschen mit gesichertem Aufenthaltsstatus machen dürfen, ist eigentlich mit gesundem Menschenverstand nicht einzusehen. Der Fall zeigt, dass noch viel zu tun ist bei der Integration von Flüchtlingen - obwohl es schon so viele schöne Initiativen gibt. Sie sind ein aktiver Teil der Gesellschaft. Genau so sollten sie auch behandelt werden. Wenn dem irgendwelche starren und verstaubten Verordnungen entgegen stehen, sind eben kreative Lösungen nötig.

© SZ vom 08.02.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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