Kommentar:Weniger ist mehr

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Die Stadt geht beim Schulbau richtige Wege. Allerdings müssen die Gebäude jetzt auch kommen

Von Melanie Staudinger

Gut einen Monat hatten Bildungs- und Planungsreferat nun Zeit, den Raumplan für alle künftigen Münchner Schulen nach Sparpotenzialen zu durchforsten. Für den kurzen Zeitraum ist viel passiert, und die Ergebnisse braucht die Verwaltung nicht zu verstecken. Neben all der Sparerei ist es ihr sogar gelungen, ihre Vorstellungen von moderner Pädagogik beim Freistaat durchzusetzen. Der gibt jetzt auch Geld für großzügigere Ausstattungen. Insgesamt 50 Millionen Euro werden jetzt nicht in überdimensionierte Flure oder ein eigenes Zimmer für die Schneeräum-Ausrüstung gesteckt. Sie sind in einer zusätzlichen Grundschule besser angelegt.

Allerdings fragt man sich schon, was eigentlich passiert wäre, wenn Ende vergangenen Jahres nicht plötzlich ein riesiges Loch im kommunalen Haushalt geklafft hätte? Hätte dann keiner mal genauer nachgerechnet, was die große Schulbauoffensive wirklich kosten könnte? Die Kämmerei wäre nicht auf neun Milliarden Euro gekommen und damit auf eine Steigerung auf das Doppelte. Und damit wäre wohl der Beschluss für das erste Bauprogramm wesentlich üppiger ausgefallen.

Das wiederum wäre für ein paar wenige Kinder super gewesen: Ob das riesige Hausmeisterbüro aber tatsächlich zu ihrem Lernerfolg beigetragen hätte, bleibt fraglich. Die überwiegende Masse der Münchner Schulkinder aber hat nichts von einigen wenigen Vorzeigeschulen, wenn ihre eigene Einrichtung vor sich hingammelt. Der Weg, den das Bildungsreferat eingeschlagen hat, ist daher der richtige: Jede einzelne Schule verzichtet auf ein bisschen Luxus, dafür gehen alle Projekte schneller und günstiger voran. Jetzt muss die Stadt nur noch ihr Versprechen halten und die angekündigten Schulen auch wirklich im vorgegebenen Zeitraum bauen. Denn tolle Schulen nur auf dem Papier braucht niemand.

© SZ vom 30.01.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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