Kommentar:Sicherer ist sicherer

Mit seinem Konzept für den städtischen Ordnungsdienst hat das Kreisverwaltungsreferat einen guten Mittelweg gefunden. Weil es die Sorgen der Münchner ernst nimmt, aber keinen blinden Aktionismus betreibt

Von Heiner Effern

Ausgerechnet die sicherste Großstadt Deutschlands schafft sich einen eigenen Sicherheitsdienst an. Und das, obwohl laut Statistik die Zahl der Straftaten konstant abnimmt. Das klingt grotesk, ist es aber nicht. Das Sicherheitsgefühl vieler Münchner ist nach dem Amoklauf, einigen Gewalttaten an der Isar und den Terroranschlägen in Deutschland angekratzt. Dem trägt die Stadt nun Rechnung - weniger brachial, als von der CSU erhofft, mehr aber, als sich Teile der SPD und die Grünen das wünschten.

Das Kreisverwaltungsreferat hat mit seinem Konzept einen Mittelweg gefunden, es entsagt blindem Aktionismus, trägt dem Bedürfnis nach mehr Sicherheit aber Rechnung. Mit Verweis auf die Polizeistatistik kann man sich über Ängste lustig machen, doch das wäre eine Argumentation von oben herab. Menschen ernst zu nehmen heißt auch, ihre Gefühle ernst zu nehmen. Die Stadt setzt ein Zeichen und wird dort aktiv, wo es nötig ist: Ihr neuer Sicherheitsdienst soll sich auf die wirklichen, auch von der Polizei benannten Brennpunkte konzentrieren. Das aber personell derart stark, dass dies auch erfolgreich werden könnte.

Natürlich werden auch die 92 Mitarbeiter des Dienstes nicht jede Straftat verhindern können, vielleicht sogar nur wenige. Aber: Von mancher Hilfe, die sie allein durch Präsenz leisten, wird man nie erfahren. Und es reicht ja auch schon, wenn sie nachts eine Pöbelei oder eine blöde Anmache verhindern. Und das Argument, dass mehr Sicherheitskräfte eher Angst auslösen? Das soll der bewusste Verzicht auf Waffen und ein martialisches Aussehen entkräften. Schwarze Sheriffs braucht München nicht, auch das ist ein Zeichen an die Bürger.

© SZ vom 21.06.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: