Kommentar:Prall gefüllt - und doch bedroht

Anderswo mögen Volksfeste in der Krise sein. In München ist das nicht der Fall. Doch das Geschäft der Aussteller und Festwirte ist labiler, als es scheint - ein Problem auch für die Stadt

Von Franz Kotteder

Bayernweit hört man seit Jahren viel von der "Krise der Volksfeste": Manch kleinere gibt es nicht mehr, weil es sich für die Schausteller nicht rentiert, dort aufzubauen. In München mag man das kaum glauben, hier läuft es eher andersherum. Wenn an diesem Freitag das Frühlingsfest eröffnet wird, dann beginnt damit in der Stadt eine prall gefüllte Saison mit Dulten, Sommer- und Herbstfesten in den Stadtteilen, mit der Wiesn und unzähligen Christkindlmärkten, und niemand muss befürchten, dass eines dieser Spektakel mangels Masse ausfallen könnte.

In der Stadt sind Volksfeste nach wie vor ein gutes Geschäft, und das Publikum kommt zuhauf. Aber es wird auch anspruchsvoller, will immer aufregendere Fahrgeschäfte. Manche alteingesessenen Betriebe blieben auf der Strecke, bekämen sie nicht von der Stadt Unterstützung, zum Beispiel durch niedrigere Standgebühren für Traditionsbetriebe oder durch die Oide Wiesn.

Trotzdem müssen manche Schausteller aufgeben, weil sie beispielsweise zu viel Geld für Sicherheitsprüfungen ausgeben müssen. Der TÜV prüft als Einziger die Betriebe auf der Wiesn und kann den Umfang dieser Prüfung selbst festlegen. Die SPD-Stadtratsfraktion hat nun den Antrag gestellt, die Verwaltung solle sich Gedanken machen, ob die bisherige Praxis noch sinnvoll ist und ob nicht etwas mehr Wettbewerb möglich wäre. Für die Verwaltung ist die jetzige Regelung am bequemsten. Aber das sollte die Behandlung des Antrags nicht zu sehr beeinflussen. Denn das De-facto-Monopol ist ein überflüssiges Relikt aus Zeiten, als es noch keine anderen Prüfbetriebe gab.

© SZ vom 15.04.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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