Kommentar:Mensen brauchen Standards

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Schulen brauchen besseres Essen. Die Stadt sollte sich mehr einmischen - aber nicht zu viel

Von Melanie Staudinger

Es existiert kaum ein anderes Thema, das so emotional an Münchens Schulen diskutiert wird wie das Mittagessen. Manche Eltern hätten am liebsten eine gesunde, frisch gekochte und im idealsten Fall vegetarische Rund-um-Versorgung, die sie sich auch einiges kosten lassen würde. Andere Familien hingegen stöhnen schon bei einem Preis von unter drei Euro pro Mahlzeit und geben den Kindern lieber Günstig-Toast vom Discounter mit. Die einen wollen mehr Fisch, wieder andere plädieren dafür, auch mal Ungesundes wie Pizza anzubieten, um die Kinder zu locken.

Die Diskussionen um die Mittagsverpflegung sind wichtig. Sie zeigen, dass sich der Fokus langsam verschiebt: Schulen sind nicht nur Einrichtungen, die Kindern kompromisslos Wissen vermitteln, sie sind auch Orte, an denen Schüler einen Großteil ihrer Zeit verbringen. Und wer sich bis nachmittags um vier oder halb fünf in der Schule aufhält, der braucht nicht nur Rückzugsorte, sondern ein richtiges Essen. Das haben viele Unternehmen für ihre Angestellten ja auch schon lange erkannt.

In den Schulen hingegen glauben manche Caterer noch, sie könnten unappetitliche Speisen nach Art einer Gefängnismahlzeit anbieten - in der falschen Annahme, Kinder und Jugendliche ließen das schon über sich ergehen. Doch die wehren sich und essen einfach woanders, sobald sie können. Münchens Schulmensen brauchen endlich einheitliche Standards, damit alle Schüler von Vorzeigeprojekten wie dem Arbeitskreis "Gesunde Schulverpflegung ohne Abfall" und "Bio für Kinder" profitieren. Das bedeutet aber nicht, dass die Stadt die Mittagsverpflegung wie in ihren Kindertagesstätten zentral für alle vorgeben sollte. Denn zur Akzeptanz gehört auch, dass Schüler und Lehrer sich im Speisesaal wohlfühlen. Das gelingt am ehesten, wenn sie in die Entscheidung über den Pächter und das Speisenangebot eingebunden sind - und dieses Votum kann im Hasenbergl ganz anders ausfallen als in Bogenhausen.

© SZ vom 14.11.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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